Fahrer stellen Putin Ultimatum
Anti-Maut-Protest. Drohende Blockade der russischen Hauptstadt
Wenn Russlands Präsident Wladimir Putin am Donnerstag im Kreml seine Jahresbotschaft an das Parlament verliest, läuft ein Ultimatum aus, das die Unabhängige Gewerkschaft der Berufskraftfahrer ihm gestellt hat: Rücknahme der Maut, die auf russischen Bundesstraßen seit dem 1. November für Fahrzeuge mit einem Gewicht ab zwölf Tonnen zu entrichten ist – oder landes- weite Blockaden der Fernverkehrsstraßen.
Schon am Samstag wollen Fernfahrer aus allen Teilen Russlands den Verkehr auf dem Moskauer Autobahnring lahmlegen und damit die Versorgung der russischen Hauptstadt.
Ein Ultimatum an Russlands Herrscher: Das wagten nicht einmal die Kohlekumpel, die Mitte der Neunziger- jahre wochenlang vor dem Sitz der russischen Regierung in Moskau kampierten.
Gegen Putin regte sich bisher selbst nach Katastrophen und in Krisenzeiten kein nennenswerter sozialer Protest. Als bodenständiger und bisher eher unpolitischer Proletarier kommt denn auch der Chef der Fernfahrergewerkschaft daher: Alexander Kotow, ein Mittvierziger mit wet- tergegerbtem Gesicht und gedrungener Statur. Die Maut, sagt er, müsse weg, sie bedrohe die Existenz der meist kleinen und kleinsten Unterneh- men. Familienbetriebe könnten die jährlich fälligen 500.000 Rubel – ca. 7140 Euro – nicht verkraften.