Tausende Fabriken gesperrt
China. Pekinger bleiben wegen extremer Feinstaubbelastung zu Hause
Während in Paris die Staatsund Regierungschefs wieder einmal über ein Klimaabkommen reden, ist in China längst Feuer am Dach. Der dicke Smog schnürt den Chinesen in den Mega-Cities, allen voran in Peking, an zig Tagen im Jahr die Kehle zu. Montag und Dienstag war die Feinstaubbelastung derart hoch, dass die Behörden die Schließung der größten Dreckschleudern anordneten. 2100 Fabriken sollten ihre Produktion einstellen, berichtete China Daily. Ob sie es wirklich taten, blieb offen.
Die Messstation der USBotschaft in Peking meldete noch Montagabend, 21 Uhr Ortszeit, einen Spitzenwert von 621 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter. Dienstag um 14 Uhr waren es 634 Mikrogramm, bis 20 Uhr ging der Wert auf 410 zurück. Aber auch dieser Wert zählt noch immer zu der höchsten Warnstufe auf der US-Tabelle mit Gefahr für Leib und Leben für gefährdete Gruppen.
Schulen blieben zu
Den 22 Millionen Pekingern rieten die Behörden dringend, nicht ins Freie zu gehen. Und falls doch, dann mit Atemschutzmasken. Allerdings schützen die kaum vor den winzigen Feinstaubpartikeln, die beim Einatmen bis in die Lungenbläschen gelangen und deshalb hochriskant sind – vor allem für Kinder und ohnehin geschwächte Menschen. Die Volksschulen blieben zu, die Gehsteige waren leer. Mehr als 30 Flüge in Peking und Schanghai fielen aus. Autos fuhren aber.
Warum, fragten nicht wenige in den sozialen Netzwerken, riefen die Behörden nicht Alarmstufe Rot samt Fahrbeschränkungen aus? „Wann wird Alarmstufe Rot ausgerufen? Wenn wir tot sind?“, mokierte sich einer im Netz. Ein anderer schrieb laut
Staats- und Regierungschef „Xi Jinping ist froh, dass er nach Paris f liegen durfte“.
Nach Einschätzung internationaler Beobachter will sich Xi in Paris dafür einset- zen, dass es ein erfolgreicher Klimagipfel wird – mit regelmäßigen Kontrollen der vereinbarten Ziele. China ist der weltweit größte Kohlendioxid-Emittent. Laut neuen Auswertungen stößt China offenbar sogar ein Sechstel mehr Treibhausgase aus als bisher bekannt war. Unternehmen halten die Umweltgesetze nicht ein, lokale Behörden drücken beide Augen zu, um Investoren – und damit Steuereinnahmen und Jobs – nicht zu verlieren. Daran haben auch striktere Umweltgesetze nichts geändert.
„Ich fliege im Jänner wieder mit meinem vierjährigen Kind für drei Monate zu meinen Eltern nach China“, erzählt eine Chinesin in Wien dem KURIER, „aber ich habe jedes Mal mehr Angst.“