Kein Winterschlaf auf Baustellen! Kältecheck.
Das eiserne Gesetz, den Rohbau über den Winter austrocknen zu lassen, hat seine Strenge verloren. So lange es nicht friert, wird auf den Baustellen gearbeitet
ren“, weiß auch Baumeister Wolfgang Piller von der Ehrenreich Baugesellschaft m.b.H. „Die Winterruhe am Bau gehört der Vergangenheit an. Das hat aber auch damit zu tun, dass heutzutage die Winter milder sind.“Technisch gesehen, ist das Bauen in der kalten Jahreszeit überhaupt kein Problem – die moderne Baustoffchemie macht es möglich.
Achtsam am Bau
Allerdings müssen Baumeister und Bauherr im Winter besonders achtsam sein. Gemeinsam sollte man rechtzeitig einen Plan darüber erstellen, was und wie in der kalten Jahreszeit gebaut wird beziehungsweise welche Bauabschnitte vor dem Kälteeinbruch fertiggestellt sein müssen. „Der Baumeister sorgt auf jeden Fall vor, dass das Gebäude vor Feuchtigkeit geschützt ist.“Ansonsten könnte es teuer wer- den. „Wird nicht fachgerecht gearbeitet, können auch noch Jahre später Schäden im Bauwerk auftreten“, weiß Piller. Seiner Erfahrung nach sei ein häufiger Fehler das Betonieren bei Minusgraden. „Eiskristalle im Beton werden später flüssig und das verursacht Risse im Mauerwerk“, so Piller. „Aber die meisten Baufirmen sind sich der Probleme bewusst und wissen, wie zu handeln ist.“
Die magische Grenze
Bei Temperaturen über fünf Grad sind auf Winterbaustellen nur die üblichen Vorkehrungen notwendig. Sinken die Temperaturen jedoch unter diese Grenze, müssen der Bauherr und die ausführenden Firmen einige Dinge beachten. Der Grund: Die Materialeigenschaften der verwendeten Produkte können sich verändern. „Jede Farbe, jedes Lö- sungsmittel und jeder Verputz hat einen Wasseranteil, der gefriert und das kann die Eigenschaften der Materialien verändern“, erklärt Piller. Eine Winterbaustelle bleibt trotz allem mit hohen logistischen und finanziellen Anforderungen verknüpft: Je nach Witterung und Baufortschritt müssen provisorische Überdachungen und Abdeckungen her, Bauöffnungen verschlossen sowie der Rohbau beheizt werden.
Was ist möglich?
Die gute Nachricht: Es ist trotz Kälteeinbruch auf der Baustelle sehr vieles möglich. Solange der Boden nicht gefroren ist, kann ungehindert der Erdaushub erfolgen. Für die Bodenplatte benötigt der aufgebrachte Beton einen höheren Zementgehalt oder ein Frostschutzmittel und eine längere Aushärtezeit, wobei der Beton auch abgedeckt werden muss. Der Einbau einer acht Zentimeter dicken Wärmeisolierung schützt vor Bodenfrost. Prinzipiell muss bei niedrigen Temperaturen die Betonmasse und das Zugabewasser auf mindestens 5–10° Grad erwärmt werden. Auch die Schalung und der Baustahl müssen angewärmt werden. Anschließend sollte man zügig arbeiten. Außerdem ist es empfehlenswert, die Schalung gegen Witterungseinflüsse und Zugluft mit Folien oder Platten abzudecken.
Für Mauererarbeiten gilt dasselbe wie für Betonierarbeiten. Vor Frost schützen, Wasser erwärmen und eventuell Erhärtungsbeschleuniger zugeben und vor dem Austrocknen schützen. Besonders wenn das Gebäude noch kein Dach hat, ist darauf zu achten, dass der Rohbau und hier im Speziellen die Mauerkro- nen gut abgedeckt sind, sonst können Risse im Mauerwerk entstehen. Ist das Mauerwerk einmal gefroren, darf auf keinen Fall weitergearbeitet werden. Dacharbeiten sind soweit es das Wetter zulässt durchaus möglich. Man muss nur darauf achten, dass das Holz, aus dem der Dachstuhl gezimmert wird vollständig trocken ist. Der Innenausbau ist Wetter unabhängig.
Absolutes Tabu
Fassaden- und Putzarbeiten sind bei Minusgraden ein „No-Go“. Langzeitschäden wären hier vorprogrammiert.
Fazit: Werden Ein paar Dinge beachtet, fällt die Baustelle nicht in den Winterschlaf.