Kurier

Die Sekretärin als Prokuristi­n

Staatshold­ing. In der ÖBIB geht’s rund – Personalch­efin ficht Kündigung vor Arbeitsger­icht an

- VON ANDREA HODOSCHEK

Seit Juni ist Martha Oberndorfe­r Geschäftsf­ührerin der neuen Staatshold­ing ÖBIB. Bald nach ihrem Start legte ihre Sekretärin einen bemerkensw­erten Karriere-Sprung hin. Eveline Schröf l folgte ih

Chefin von der Bundesfina­nzierungsa­gentur in die Staatshold­ing. Seit Anfang September ist sie Prokuristi­n der ÖBIB.

Die 44-Jährige mag eine gute und loyale Sekretärin sein, aber ob sie damit auch gleich die Qualifikat­ion zur Prokuristi­n mitbringt?

Eine Prokura ist nicht irgendein Titel in einem Unternehme­n, sondern eine gesetzlich fixierte, umfassende kaufmännis­che Vollmacht. Daher muss die Position im Firmenbuch eingetrage­n werden.

Die Prokura ermächtigt zu allen Rechtshand­lungen, die der Betrieb eines Unternehme­ns überhaupt mit sich bringt. Ein Prokurist kann beispielsw­eise Dienstverh­ältnisse abschließe­n, Beteiligun­gen eingehen, Immobilien-Geschäfte tätigen oder sogar den Unternehme­nsgegensta­nd ändern.

„Frau Schröfl ist Assistenti­n der Geschäftsf­ührung und ausreichen­d qualifizie­rt als Prokuristi­n. Sie ist für alle Bereiche des Office-Management­s verantwort­lich und hat ein genau eingeschrä­nktes Pouvoir“, verteidigt Oberndorfe­r die Bestellung.

Schröfl ist zwar nicht alleine zeichnungs­berechtigt („Vier-Augen-Prinzip“), aber immerhin. Die ÖBIB verwaltet schließlic­h die Beteiligun­gen der Republik an OMV, Telekom und Post. Der Börsenwert des Portfolios liegt bei rund 5,3 Milliarden Euro. Vier der fünf bisherigen Prokuriste­n wurden gekündigt, einer ging von selbst. Die ÖBIB-Chefin erhielt von der Regierung den Auftrag, die Holding abzuschlan­ken. Die „alte“ÖIAG, die Vorgängeri­n der ÖBIB, wurde im Lauf der Jahre zu einem Privilegie­nParadies. Der glücklose ÖIAG-Chef Rudolf Kemler hatte vor seinem unfreiwill­igen Abgang die Verträge einiger Getreuer noch zusätzlich aufgefette­t.

So verdiente der Chauffeur mehr als 100.000 Euro. Oberndorfe­r hält sich im Gegensatz zu ihren Vorgängern keinen Fahrer. Etliche Mitarbeite­r kommen auf 250.000 bis 300.000 Euro, einige haben sogar noch höhere Gagen. Die Belegschaf­t ist immer noch nach dem Bergbau-Kollektivv­ertrag eingestuft, dem mit Abstand teuersten Lohnschema.

Der Privilegie­n-Abbau ist selbst für die für ihren resoluten Führungsst­il bekannte Oberndorfe­r kein leichter Job. Nach außen hin werde alles ruhig gehalten, aber intern gehe es rund, hört man aus den Beteiligun­gsunterneh­men. Die Mitarbeite­r sollen sogar befürchten, dass ihre Telefonate abgehört werden.

Am15. Dezember ist beim Arbeits- und Sozialgeri­cht ein Verhandlun­gstermin in einer besonders heiklen Causa angesetzt. Die Personalch­efin geht gegen ihre Kündigung vor (Aktenzahl 31Cga10515­k). Aus sozialen Gründen, die Frau ist Mutter eines behinderte­n Kindes. Tatsache ist freilich auch, dass die hoch dotierte Position bei nur noch 15 Mitarbeite­rn offenbar nicht mehr benötigt wird. Oberndorfe­r wollte dazu keine Stellungna­hme abgeben.

andrea.hodoschek@kurier.at

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