Hitler entführt Napoleons Sohn von Wien nach Paris
Vor 75 Jahren. „Grabraub“in der Kapuzinergruft
Herzens in der Herzgruft der Habsburger in der Wiener Augustinerkirche statt und die Eingeweide wurden im Stephansdom zur Ruhe gebettet.
Der tote Herzog von Reichstadt blieb 108 Jahre bei den Kapuzinern, bis sich wieder die Politik einmischte: Als Hitler im Juni 1940 Paris eroberte, besuchte er Napoleons Grab im Invalidendom und erklärte, dass dessen in Wien beigesetzter Sohn an der Seite seines Vaters bestattet werden sollte. Damit wollte Hitler die durch Niederlage und Besetzung gedemütigten Franzosen mit den Nazis versöhnen – was ihm im übrigen nicht gelang. Im Wiener Kapuzinerorden empfand man den Grabraub verständlicherweise als Störung der Totenruhe.
„Auf Befehl des Führers“
Vor 75 Jahren, am 14. Dezember 1940, war es soweit, dass die Überreste des Herzogs „auf Befehl des Führers“exhumiert, in den Pariser Invalidendom überführt und neben seinem Vater beigesetzt wurden. Doch die „Reise“des Napoleon-Sohnes war damit noch nicht beendet. 1969 ließ Staatspräsident de Gaulle den Kupfersarg in einem anderen Teil des Doms aufstellen. Herz und Eingeweide befinden sich nach wie vor in Wien.
Der Historiker Manfried Rauchensteiner hat vor Jahren schon die Frage gestellt, ob das „Geschenk“eines Unrechtsregimes rechtens sein kann und der Sarg mit dem Herzog von Reichstadt nicht längst zurück nach Wien gehörte.
georg.markus@kurier.at