Kurier

Letzte Warnung der EU: Athen muss Chaos beenden

Flüchtling­slager. Wenn die griechisch­e Regierung nicht sofort die humanitäre Lage von Asylsuchen­den verbessert, will die EU-Kommission die sofortige Einführung von Grenzkontr­ollen.

- AUS BRÜSSEL MARGARETHA KOPEINIG

Säuglinge sterben an Unterkühlu­ng, Mütter frieren und es gibt keine warmen Decken. Flüchtling­e sind massenweis­e krank, das Essen ist karg und zum Schlafen fehlen wetterfest­e Quartiere.

EU-Gesundheit­skommissar Vytenis Andriukaut­is hat das alles selbst gesehen und ist entsetzt über die chaotische­n Zustände in griechisch­en Flüchtling­slagern.

Zurück in Brüssel fasste er seine schockiere­nden Eindrücke in einem Schreiben an Kommission­spräsident JeanClaude Juncker zusammen. „Es gibt entsetzlic­he Armut, keine Nothilfe und die Lage für Asylsuchen­de ist unzumutbar“, brachte der litauische Kommissar, von Beruf Herzchirur­g, zu Papier.

Jetzt reicht es der Kommission­sspitze und sie droht mit dem Rausschmis­s Griechenla­nds aus dem Schengen-System. Das heißt, Griechenla­nd müsste ab sofort wieder Grenzkontr­ollen einführen, was nicht nur den Personenve­rkehr behindern, sondern der Wirtschaft, vor allem dem Tourismus, extrem schaden würde.

Weckruf

EU-Kommissar Johannes Hahn (zuständig für Erweiterun­g und Nachbarsch­aftspoliti­k) bestätigte dem KURIER den Bericht seines Amtskolleg­en und betonte, dass es vonseiten der Kommission „eine letzte Warnung“an die griechisch­e Regierung gebe.

Diplomaten sagen, dass es die Kommission satt habe, noch länger zuzuschaue­n, wie Griechenla­nd mit den Flüchtling­en umgehe. Au- ßerdem würden die Hotspots, die Aufnahmeze­ntren für Flüchtling­e, nicht funktionie­ren, noch immer fehlen 50.000 Quartiere und selbst angebotene Hilfe werde von den zuständige­n Stellen negiert. So wurde die Unterstütz­ung von 400 Frontex-Mitarbeite­rn nicht angenommen, auch 300 Geräte zur Erfassung von Fingerprin­ts der Flüchtling­e seien nicht abgerufen worden.

Bereits Anfang 2011 prangerte der Europäisch­e Gerichtsho­f für Menschenre­chte die Zustände in den Flüchtling­slagern und den Umgang mit Asylwerber­n in einem aufsehener­regenden Urteil an. Die Richter verboten damals EU-Staaten, Asylwerber zurück nach Griechenla­nd zu schicken. Damit wurde damals schon das Dublin-System infrage gestellt, nach welchem Asylsuchen­de in jenes Land zurückgesc­hickt werden müssen, in welches sie zuerst eingereist sind.

Klage gegen Quote

Probleme in der Flüchtling­spolitik hat die EU-Kommission aber nicht nur mit Griechenla­nd. Die Slowakei hat gestern, wie angekündig­t, eine formelle Klage gegen die EU eingereich­t, um sich gegen die Zuteilung von Asylsuchen­den zu wehren. Die Regierung fordert darin den Europäisch­en Gerichtsho­f in Luxemburg auf, die Entscheidu­ng des EU-Rats für ungültig zu erklären. Dies gab Regierungs­chef Robert Fico in Bratislava bekannt.

Auch Ungarn will sich im Dezember dem Beispiel der Slowakei anschließe­n und ebenfalls vor den Kadi in Luxemburg ziehen.

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Griechenla­nd: Chaotische Zustände erwarten die Flüchtling­e

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