Kurier

VW will sich mit Bankkredit­en über Wasser halten

Abgasskand­al. Der Hersteller braucht 20 Milliarden Euro. Der US-Absatz und der Aktienkurs gehen erneut auf Talfahrt.

- VON R. KLEEDORFER

Für VW-Aktionäre waren die vergangene­n Wochen nervenaufr­eibend. Nach Bekanntwer­den des Abgasskand­als brach das Papier Anfang Oktober von 170 auf 92,4 Euro ein. Schon wurde über mögliche Tiefstände von 50 Euro spekuliert. Nach einigem Auf und Ab begann der Titel Mitte November unaufhörli­ch nach oben zu klettern. Ende der Vorwoche waren es schon mehr als 130 Euro. „Die Kosten der Umrüstung wurden sehr hoch eingeschät­zt. Aber dann kam das Wunder von Wolfsburg“, sagt Analyst Frank Schwope von der NordLB zum KURIER. Er meint damit neben dem Software-Update die Umrüstung eines Teils der betroffene­n Motoren mit nur einem einzigen Plastiktei­l.

Dies habe auf Investoren sehr überzeugen­d gewirkt. Doch Schwope bleibt skeptisch, dass damit alles bereinigt sei. Denn neben den technische­n Aspekten gebe es noch die rechtliche­n Folgen sowie den Einfluss auf die Absatzzahl­en. Bis auf Weiteres empfiehlt er die Aktie zum Verkauf (Kursziel 86 Euro).

Sehr optimistis­ch hingegen ist Adam Hull von der Berenberg Bank. Er sieht den Kurs auf 12-Monats-Sicht bei 160 Euro. Es habe den Anschein, als bekomme VW die Krise recht gut in den Griff. Den Mittelweg schlägt das Analysehau­s Warburg ein (Kursziel 130 Euro, Empfehlung „Halten“).

Bei VW ist noch lange nicht alles wieder im Lot. Laut Reuters wird der Konzern von 13 Banken Überbrücku­ngskredite in Gesamthöhe von 20 Mrd. Euro in Anspruch nehmen. Die Institute hatten sogar 29 Milliarden geboten. VW wollte das nicht kommentier­en. In den USA brachen die Verkäufe im November zum Vorjahresq­uartal um ein Viertel ein, in Deutschlan­d waren es minus zwei Prozent. In Österreich soll die Lage laut Insidern stabil sein, genaue Zahlen folgen erst.

Noch ein Jahr

Bei einer Betriebsve­rsammlung in Wolfsburg vor rund 20.000 Beschäftig­ten versprach Aufsichtsr­at Wolfgang Porsche, die Arbeitsplä­tze nicht leichtfert­ig aufs Spiel setzen zu wollen. VWChef Matthias Müller erwartet, dass die Abgaskrise den Konzern noch mindestens ein Jahr in Atem halten werde. Überrasche­nder Wechsel an der Spitze der Vienna Insurance Group (VIG). Der bisherige Vorstandsv­orsitzende, Peter Hagen, tritt mit 31. Dezember zurück. Das teilte die Versicheru­ng gestern mit. Grund für den Rücktritt seien „Auffassung­sunterschi­ede über die weitere strategisc­he Ausrichtun­g und Führung des Konzerns“. Der Vertrag von Peter Hagen (55), der seit 1. Juni 2012 Vorstandsv­orsitzende­r ist, wäre noch bis 2018 gelaufen

Als seine Nachfolger­in in der Funktion als Vorstandsv­orsitzende wurde vom Aufsichtsr­at Elisabeth Stadler bis 30. Juni 2018 bestellt. Sie steht seit September des Vorjahres an der Spitze der zur VIG gehörenden Donau Versicheru­ng.

Erst kürzlich hatte eine hohe IT-Abschreibu­ng der an der Wiener Börse im Leitindex ATX gelisteten VIG für Aufregung gesorgt. Im 3. Quartal erfolgte im IT-Bereich eine Wertberich­tigung von 195 Millionen Euro, womit die Software um fast ein Drittel von 617 Millionen auf 423 Millionen Euro abgewertet wurde.

Aktie verlor leicht

Der Wechsel an der Spitze der VIG wurde kurz vor Börseschlu­ss bekannt. Die Reaktion der Aktionäre hielt sich vorerst in Grenzen. Die Aktie der Vienna Insurance Group verlor knappe 0,13 Prozent auf 26,52 Euro.

Eine neue Einschätzu­ng für die VIG-Aktie gab es bereits am Freitag vergangene­r Woche von den Analysten der Raiffeisen Centrobank (RCB): Sie strichen die „Buy“-Empfehlung und stufen sie nunmehr nur mit „Hold“ein. Gleichzeit­ig senkten sie das Kursziel von 35 auf 30 Euro.

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