Torheiten eines Tormannes
Sensation. Rapid-Goalie Strebinger patzt doppelt und ermöglicht Admira den verdienten Sieg
Eine wichtige Eigenschaft von Fußballtrainern ist es, sich in heiklen Situationen vor die Mannschaft zu stellen. Kritik gibt es dann nur im Kollektiv, der Einzelne wird geschützt. Das hilft, wenn der Druck zunimmt. Und bei Rapid herrscht immer Druck.
Also sagte Zoran Barisic nach der 1:2-Niederlage bei der Admira: „Jeder von uns hat heute irgendwann ein Blackout gehabt. Wir gewinnen als Mannschaft, wir verlieren auch als Mannschaft. Was mich ärgert, ist die Leistung als Ganzes.“
Seine Feldspieler waren schwach, sein Tormann aber agierte katastrophal. Richard Strebinger war der Hauptdarsteller einer unterhaltsamen Partie, der 22-Jährige schlüpfte mit zwei Patzern in die Rolle der tragischen Figur.
Zuerst war dem Ersatz des verletzten Stammtorhüters Novota ein locker getretener Freistoß aus den Händen geglitten, worauf hin AdmiraVerteidiger Zwierschitz zum 1:1 abstauben konnte (53.).
Keine zehn Minuten später trat Strebinger wieder in Erscheinung: Zunächst zögernd bei einem weiten Pass in die Tiefe, um dann hastig Grozurek im Strafraum zu Fall zu bringen. Den fälligen Elfmeter verwandelte der starke wie elegante Spiridonovic zum 2:1(63.).
Aggressive Admira
Es sollte der siegbringende Treffer in einer unterhaltsamen Partie sein, deren Tempo die Niederösterreicher bestimmten. Keine Spur von fehlendem Selbstvertrauen bei den Gastgebern aus Niederösterreich, deren Lässigkeit noch am Wochenende von Schlusslicht Wolfsberg bestraft worden war (0:4). Mutig gingen die Admiraner in die Zweikämpfe, rasant kombinierten sie durch das Gebilde, was eine Rapid-Defensive hätte sein sollen. Bei den Wienern wechselten einander fehlende Aggressivität (angefangen beim erneut auffällig unauffälligen Stürmer Jelic) mit unkonzentriertem Spielauf bau ab.
Unpräzise Zuspiele waren es auch gleich zu Beginn, die der Admira große Torchancen ermöglichten. Allein Ungenauigkeiten im Abschluss von Spiridonovic (5.) und Knasmüllner (17.) verhinderten den Führungstreffer. So konnte sich Rapid ein wenig ordnen und noch vor der Pause in Führung gehen: Alar, einer von fünf Neuen in der Startelf im Vergleich zum Sieg gegen Altach am Sonntag, drückte ein scharfes Zuspiel über die Linie (37.). Zuvor war er zwei Mal an der Stange ge- scheitert. Die favorisierten Gäste schienen allmählich die Kontrolle zu erlangen, ehe die individuellen Aussetzer endgültig für Chaos sorgten.
Rapid verpasste es damit, an Salzburg (1:1 gegen Wolfsberg) vorbeizuziehen, und bleibt Dritter.
Für die Admira war es ein verdienter und großer Erfolg. Nicht nur, weil die Heimspiele gegen Rapid traditionell die Saisonhöhepunkte sind, sondern auch, weil der Außenseiter zuletzt sechs Spiele ohne Sieg geblieben war. „Der Sieg ging völlig in Ordnung. Der Einsatz war hundertprozentig“, sagte Admira-Trainer Ernst Baumeister. Schützen musste er an diesem Abend niemanden.