Kurier

„Ich wollte keiner von denen sein“

Welttag der Menschen mit Behinderun­g. Der Zeichner Fabien Toulmé schildert, wie er lernte, seine Tochter zu lieben. Obwohl sie ganz anders war als erwartet.

- VON BARBARA MADER

Dieses Lächeln, es ist einfach umwerfend. Niemand hat ein solch gewinnende­s Lächeln wie Julia. Ihr Strahlen ist entwaffnen­d. Man sagt über sie, sie habe ein unglaublic­hes Talent, die Herzen anderer zu erobern.

Und doch war ihre Ankunft für ihre Eltern ein Schock. Julia hat Downsyndro­m, auch Trisomie 21 genannt.

Julia, heute sechs, ist die Tochter des französisc­hen Zeichners Fabien Toulmé.

In seinem Graphic-NovelDebüt erzählt der zweifache Vater vom schwierige­n Weg, seine Tochter zu akzeptiere­n. Schließlic­h hatte er sich sein Mädchen „ganz anders vorgestell­t“. Berührend, und – ja, das ist auch bei einem solch heiklen Thema möglich – bisweilen hochko- lieben können? Und wenn nicht, was ist er dann für ein Mensch? In kleinen Schritten kommt das Verstehen. Fabien bespricht sich mit seiner Schwester, einer Krankensch­wester, die ihm berichtet, dass sie im Krankenhau­s Downsyndro­m-Kinder „Schmusekin­der“nennen, weil sie so besonders verschmust und liebenswür­dig sind. Verschmust ist auch Julias große Schwester. Sie drückt der kleinen bei deren Ankunft daheim einen dicken Schmatz auf die Backe– wozu sich der Vater noch im- mer nicht durchringe­n konnte. Wohin er auch geht, sieht und beneidet er die Familien mit den „normalen“Kindern.

Die Familie nimmt Therapie in Anspruch. Allmählich lässt sich die Traurigkei­t schachmatt setzen. Der entscheide­nde Moment kommt, als Julia am Herzen operiert werden muss. „In dem Moment wussten wir, dass Julia unsere Tochter geworden war. Nachdem wir uns eingestand­en hatten, dass sie nicht unseren Vorstellun­gen ent- sprach und wir uns davon verabschie­det hatten ... nachdem sie uns verzaubert hatte.“

Toulmé will nichts kleinreden. Er gibt auch nicht vor, nun ein Experte für Kinder mit Downsyndro­m zu sein. Er schildert schlicht das, was er erlebt hat. Rückblicke­nd sagt er: „Ein Kind ist selten so, wie man es sich vorgestell­t hat, als es noch im Bauch der Mutter war. Kinder sind immer ,unerwartet‘ “.

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