„Ich wollte keiner von denen sein“
Welttag der Menschen mit Behinderung. Der Zeichner Fabien Toulmé schildert, wie er lernte, seine Tochter zu lieben. Obwohl sie ganz anders war als erwartet.
Dieses Lächeln, es ist einfach umwerfend. Niemand hat ein solch gewinnendes Lächeln wie Julia. Ihr Strahlen ist entwaffnend. Man sagt über sie, sie habe ein unglaubliches Talent, die Herzen anderer zu erobern.
Und doch war ihre Ankunft für ihre Eltern ein Schock. Julia hat Downsyndrom, auch Trisomie 21 genannt.
Julia, heute sechs, ist die Tochter des französischen Zeichners Fabien Toulmé.
In seinem Graphic-NovelDebüt erzählt der zweifache Vater vom schwierigen Weg, seine Tochter zu akzeptieren. Schließlich hatte er sich sein Mädchen „ganz anders vorgestellt“. Berührend, und – ja, das ist auch bei einem solch heiklen Thema möglich – bisweilen hochko- lieben können? Und wenn nicht, was ist er dann für ein Mensch? In kleinen Schritten kommt das Verstehen. Fabien bespricht sich mit seiner Schwester, einer Krankenschwester, die ihm berichtet, dass sie im Krankenhaus Downsyndrom-Kinder „Schmusekinder“nennen, weil sie so besonders verschmust und liebenswürdig sind. Verschmust ist auch Julias große Schwester. Sie drückt der kleinen bei deren Ankunft daheim einen dicken Schmatz auf die Backe– wozu sich der Vater noch im- mer nicht durchringen konnte. Wohin er auch geht, sieht und beneidet er die Familien mit den „normalen“Kindern.
Die Familie nimmt Therapie in Anspruch. Allmählich lässt sich die Traurigkeit schachmatt setzen. Der entscheidende Moment kommt, als Julia am Herzen operiert werden muss. „In dem Moment wussten wir, dass Julia unsere Tochter geworden war. Nachdem wir uns eingestanden hatten, dass sie nicht unseren Vorstellungen ent- sprach und wir uns davon verabschiedet hatten ... nachdem sie uns verzaubert hatte.“
Toulmé will nichts kleinreden. Er gibt auch nicht vor, nun ein Experte für Kinder mit Downsyndrom zu sein. Er schildert schlicht das, was er erlebt hat. Rückblickend sagt er: „Ein Kind ist selten so, wie man es sich vorgestellt hat, als es noch im Bauch der Mutter war. Kinder sind immer ,unerwartet‘ “.