Kurier

Hypnotisch, vernebelt und schön grün – niemals aber impulsiv

Kritik. Rapper Marsimoto brachte sein verdrehtes Universum in die ausverkauf­te Wiener Arena.

- VON BRIGITTE SCHOKARTH

„Marsi ist ein Außerirdis­cher, der in Berlin gelandet ist, unfassbar viel kifft und mit Tieren sprechen kann.“So beschrieb Marteria im Interview mit dem KURIER sein Alter-Ego Marsimoto. Und wies darauf hin, dass ihn viele Kollegen um die Möglichkei­t beneiden, damit rauszugehe­n, „wahnsinnig­e Sachen zu quatschen“und so – unabhängig von den eigenen Geschichte­n , die er als Marteria erzählt – Spaß zu haben.

In der ausverkauf­ten Wiener Arena hatten Dienstagab­end 1000 Fans mit ihm densel- ben Spaß: Kiffen, den Oberkörper zu den Beats wiegen, Hände in die Höhe werfen und die Luft abklatsche­n.

Es ist schon eine eigene Welt: Dieser quirlige Typ in seinem goldgrünen Raumanzug, mit Kapuze, Maske und der hoch-gepitchten Stimme auf der Bühne. Der süßliche Duft überall im Auditorium. Eine Welt, die für Marsi-Fans prächtig funktionie­rt. Nüchtern konsumiert ist dieses Universum aber auf die Dauer doch eintönig. Die Beats sind schon abwechslun­gsreich. Sie stolpern, surren, rattern und stampfen. Gitarrist, Bassist und Keyboarder setzen wenige, aber wichtige Akzente.

Keine Dynamik

Doch das, was Marsimoto, der bürgerlich Marten Laciny heißt, in seinen Raps darüber legt, hat sich spätestens bei der Hälfte des Konzertes abgenützt. Es läuft auf einem konstant gleichen Energie-Level, kennt keine Dynamik in der Intensität, keine impulsiven Höhepunkte und emotionale­n Variatione­n. Gefühls-Spitzen lösen sich bei Marsi im Rauch auf.

Ähnlich ist es mit den Inhalten: Das politisch-soziale Gewissen, das Marteria ohne Maske zeigt, ist wie weggeblase­n. Es geht um Party, Pinguine im falschen Körper und immer wieder das Kiffen – mit Freunden, mit Fans, sogar mit einem Nazi. Dazu „Absinth“trinken, die Anarchie beschwören und der „Halloziehn­ation“huldigen. Und immer wieder das Statement: „Ich bin Marismoto!“Schon klar. Wer das nicht wüsste, wäre nicht hier.

Es ist eine Monotonie, die zwar keine Leidenscha­fts-Stürme entfachen kann, aber doch Wirkung zeigt. Irgendwann wippt der Körper wie hypnotisie­rt im Takt mit, zieht es die Hände von selbst in die Höhe. Es macht Spaß. Aber zum High werden reicht diese Musik alleine dann doch nicht aus.

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