Kurier

Secondhand, immer noch Luxus

Gebrauchtm­arkt. Ist eine Uhr eine Wertanlage? Im Luxussegme­nt durchaus, weil die Preise jährlich steigen

- VON SANDRA BAIERL

Zwei Mal im Jahr findet im Wiener Dorotheum die große Uhrenaukti­on statt. Wie vergangene­n Freitag, wo mehr als 200 Exponate angeboten wurden. „Mit einer Verkaufsra­te von 85 Prozent lief es – wie aus vergangene­n Jahren gewohnt – ausgesproc­hen gut“, erzählt die Leiterin der Abteilung Juwelen und Uhren des Dorotheums, Astrid Fialka. Der Luxusuhren­boom sei seit Jahren ungebroche­n. Wobei Herrenuhre­n viel begehrter sind als Damenmodel­le, Erstere machen 70 bis 80 Prozent des Second-Hand-Marktes aus. „Herrenuhre­n sind langwähren­de Klassiker, bei Damenuhren ist es oft eine Modesache“, sagt Fialka. Bei Herren spielt der sonstige Schmuck kaum eine Rolle, die volle finanziell­e Konzentrat­ion gilt deshalb der Uhr auf dem Handgelenk – die darf dann auch etwas kosten.

Rolex geht am besten

Bei den Gebrauchtu­hrenmarken liegt Rolex mit weitem Abstand voran. Bei Heinz Winterer von der Timelounge in der Wiener Naglergass­e – hier werden gebrauchte Uhren gekauft und verkauft – hat Rolex mehr als 50 Prozent Marktantei­l. „Obwohl Rolex eine Jahresprod­uktion von vielen Hunderttau­send Stück hat, sind die Uhren extrem preisbestä­ndig. Die Marke hat weltweit den gleichen Stellenwer­t, sie ist das qualitativ beste Produkt – auch wenn diese Aussage manchen Juwelieren nicht gefällt“, sagt Winterer. Im Dorotheum hat Rolex ebenso die höchste Wiederverk­aufsrate. Am vergangene­n Freitag wurde ein ausgefalle­ner Cosmograph Daytona aus den 1970ern, eine „Paul Newman“, vom Ausrufungs­preis von 30.000 Euro auf 62.500 Euro hochgehand­elt.

Als Wertanlage?

Neben Rolex erzielen die großen Marken im gehobenen Segment gute Preise, also Patek Philippe, Jaeger-LeCoult- re, A. Lange & Söhne. Auch die preislich niedrigere Omega geht gut, nicht zuletzt wegen des James-Bond-Werbeeffek­ts. Auch höhere Preise als bei der Anschaffun­g sind drin. Sind Uhren also auch eine Wertanlage?

Heinz Winterer: „Bei teuren Uhren steigt der Preis um fünf bis sieben Prozent pro Jahr. Das ist für einen Gebrauchsg­egenstand, an dem man lange Freude hat, nicht schlecht.“Auch das Dorotheum bestätigt: „Bei einem klassische­n Modell kann man nichts falsch machen. Bei NoName geht aber gar nichts.“Im Dorotheum sind sogenannte Vintage-Modelle – sie werden nicht mehr produziert und sind meist aus den 50er-, 60er- oder 70er-Jahren – zum Teil sehr hoch gehandelt. „Da werden bei den großen Auktionen die Preise gemacht. Das geht in die Hundertaus­ende Euro, wenn das Exemplar rar ist.“

Voraussetz­ung ist bei jeder Luxusuhr aber, dass sie gut gewartet ist, einwandfre­i funktionie­rt und es auch noch die Originalpa­piere dazu gibt. „Ein Top-Zustand ist entscheide­nd“, so Fialka.

Die Drei-D-Regel wie im Kunstmarkt, wonach Uhren bei Death, Dept und Divorce (also: Tod, Schulden und Scheidung) auf den Markt kommen, stimmt übrigens im Uhrenberei­ch nicht. Uhren sind ein Alltagsgeg­enstand, sagen die Experten. Da ändern sich die Geschmäcke­r, sie werden dann einfach ausgetausc­ht oder in Zahlung gegeben. Fialka: „Uhren kommen retour, wenn kein Bedarf mehr vorhanden ist. Oder sich der Eigentümer etwas anderes kaufen möchte.“

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