Wer liefert den Strom in den windstillen Winternächten?
Energiewende. Wind- und Sonnenstrom gehört die Zukunft. Konventionelle Kraftwerke werden künftig die Lückenbüßer sein, lautet die Theorie.
2030 wird fast ein Drittel der Stromerzeugung in Deutschland aus Wind- und Solarkraftwerken stammen. Die Hälfte der jetzigen konventionellen Kraftwerke (Kohle, Gas) werden dann nicht mehr gebraucht. Die Stromnetze sind so gut ausgebaut, dass es keine Engpässe mehr gibt.
Die Energieffizienz ist derart hoch, dass Industrieunternehmen ihre „gesparten Strommengen“an die Versorger verkaufen kön- nen. Und die Haushalte sind so „smart“, dass sie ihren auf dem Dach hergestellten Sonnenstrom selbst verbrauchen oder in Batterien im Keller speichern und das ganze über Apps steuern.
Christian Redl vom European Energy Cooperation Team des deutschen Think Tanks Angora Energiewende sieht die Energiewende auf gutem Weg, allerdings geben es noch einige „Handlungsfelder“, wie er diese Wo- che bei einem Vortrag bei Gaisberg Consulting erklärte. Da wären zum einen die alten, abgeschriebenen Braunkohlekraftwerke, die in Deutschland auf Hochtouren liefen.
„Da sind nationale Maßnahmen nötig, um die Kohle aus dem Markt zu bringen“, sagt Redl. Der CO2-Handel wird seiner Ansicht nach erst ab 2025 erst so gut funktionieren, dass er ein Preissignal gegen Kohle gibt.
Zum anderen müssten die Stromnetze ausgebaut werden, um für sonnen- und windarme Zeiten einen europaweiten Ausgleich der Stromlieferung zu haben.
Viele Fragezeichen
Die Realität sind allerdings etwas anders aus. Anstatt neue Leitungen zu bauen, will Deutschland den Stromfluss nach Österreich künstlich unterbrechen.
Die konventionellen Kraftwerke, die als Lückenbüßer für Zeiten ohne Wind und Sonnen herhalten sollen, sind nach Einschätzung von Experten nicht so f lexibel einsetzbar. Denn Gas-Dampfturbinen seien nicht dafür gemacht, schnell ein- und ausgeschaltet zu werden. Und erneuerbare Energien werden noch lange nur dank Förderung leben können. Denn der Stromüberschuss in Europa ist so groß, dass ohne Subvention kein Kraftwerk gebaut würde.