Insulaner sind im Paradies gefangen
Meeresspiegel. Versinkende Inseln sind kein anerkannter Fluchtgrund
Die Fidschi-Inseln, die Seychellen, Tuvalu, Kiribati, Palau, die Bahamas oder Trinidad und Tobago: Es sind nicht zu Unrecht paradiesische Bilder, die mit den Namen dieser Inselstaaten verbunden sind.
Die Wahrheit ist, dass es viele dieser Inselparadiese nicht mehr lange geben wird. Diese Inseln liegen nur knapp über dem Meeresspiegel. Und der steigt durch den Klimawandel, weil die Gletscher weltweit, etwa auf Grönland und am Südpol, abschmelzen. Bis Ende des Jahrhunderts, haben die UN-Klimaforscher errechnet, könnte im schlechtesten Fall der Meeresspiegel um bis zu 60 Zentimeter steigen. Was nicht nach viel klingt, ist für die Inselstaaten lebensbedrohlich.
Angesichts der massiven Bedrohung haben sich die Inseln – 19 Staaten im Atlantik , vier im Indischen Ozean und 16 im Pazifik – schon vor Jahren zu einem Bündnis („AOSIS“) zusammengeschlossen, um für ihr Überleben gemeinsam zu kämpfen.
„Bei nur einem Grad Erderwärmung spüren wir die Effekte des Klimawandels massiv, sie sind für uns tödlich und gefährden unsere Lebensgrundlage“, sagt Amjad Abdulla, AOSIS-Chefverhandler bei der Klimakonferenz in Paris. Die Äcker, aber auch das Grundwasser würden versalzen. AOSIS will erreichen, dass der Anstieg der Erderwärmung auf maximal 1,5° Celsius begrenzt wird.
Koko Warner, eine Forscherin der UNO-Universität am Institut for Umwelt und Si- cherheit, sieht zusätzlichen Handlungsbedarf: „Es gibt ein großes Problem mit dem internationalen Flüchtlingsrecht“, erklärte sie in Paris. Denn die Genfer Flüchtlingskonvention lässt nur eine Bedrohung durch Menschen als Asylgrund gelten, nicht aber, wenn ein Land z. B. durch die Erderwärmung im Meer versinkt. Wer auf den Inseln Geld habe, könne fliehen, die meisten hätten aber kaum welches, erklärt Forscherin Warner. Die Menschen seien somit auf den Inseln gefangen.
Erst diesen September hat Neuseeland einen Mann aus Kiribati, Ioane Teitiota, der erstmals den Klimawandel als Asylgrund angab, doch wieder auf sein vermeintliches Inselparadies zurück abgeschoben.