50. Weltcup-Saison zwischen Schneekanonen und Drohnen
Ohne Schneekanonen wäre bisher kein einziges Rennen möglich gewesen. So aber wird am 5. Jänner mit einem DamenSlalom in Santa Caterina bereits das 29. Rennen der 50.Weltcup-Saison über die Kunstschneebühne gehen. Der allererste Weltcup-Winter hatte an einem 5. Jänner überhaupt erst begonnen. Am 5. 1. 1967. Als hoch über Berchtesgaden mit ni Messner der erste Weltcup-Sieger gefeiert wurde.
Dank Maschinenschnee herrscht zum Jahreswechsel bei Messner Hochbetrieb in Steinach am Brenner. Er kommt gerade aus dem Skiverleih, blickt auf sonnige Hänge. Mit künstlichem Knie- und Hüftgelenk fühlt er sich „narrisch guat“, geht bis zu 80 Skitouren pro Winter. Der 76-Jährige kann sich gut erinnern an seinen Sieg in Berchtesgaden. Wie er auf einem eisigen, steilen Kurs von Platz 10 auf Platz 1 vorstieß. Und die favorisierten Franzosen verblüffte. Messner hatte als Einziger zu 2,05-MeterSkiern gegriffen, während die Konkurrenz 2,10er bevorzugte. „Bald darauf sind dann alle kürzere Ski gefahren.“
2,05er im Slalom? Kein Druckfehler.
Heute carvt Marcel Hirscher mit 40 Zentimeter kürzeren Brettern zwischen den Stangen. Doch im 67er-Jahr war jeder Tourist, der von den eigenen Sportgeräten nicht überragt wurde, in der Gondel mitleidig belächelt worden. Kneissl-Latten galten dank Messner und Schranz als Statussymbol.
Die Firma Kneissl, vor dessen diktatorischem Boss die Medien kuschten, ist liquidiert. Von den großen Fünf – Kneissl, Fischer, Kästle, Blizzard, Atomic – sind nur noch Atomic, Fischer im Weltcup präsent, ist nur noch Fischer in österreichischem Besitz.
Serviceleute, gab es in den ersten Weltcup-Jahren noch nicht. Während die Trainer stundenlang Skier wachsten, warteten Journalisten ähnlich lang auf Telefonverbindungen. Immerhin besaßen mitgereiste Reporter ein Informationsplus, zumal der Weltcup-Gründer und Präsident Serge Lang zugleich selbst Berichterstatter (für Frankreichs L’Equipe und den Schweizer Blick) war.
Wer in einer windigen, zum Pressezentrum umfunktionierten Holzhütt’n als devoter Journalisten-Lehrling Sitznachbar des Präsidenten war, konnte so manche epochale Ski-Neuheit erfahren. Lang besaß mehr Durchschlagskraft als die FIS und der ÖSV zusammen. So hatte der Elsässer Hüne den österreichischen Skiverband in Innsbruck erst gar nicht ge- fragt, als er Wien zu einer SkiWeltcup-Premiere verhalf. Das war vor genau 30 Jahren, als sogar Ingemar Stenmark auf der Hohen Wand Wiese sieben Kilometer vom Rapid-Stadion entfernt Renn-Skier anschnallte.
Auch wenn ihn das rotweiße-rote Mir-san-mir-Gehabe zuweilen zu Wutausbrüchen provozierte – Weltcupboss Lang wusste die österreichische Skibegeisterung und das Know-how des Fernsehens zu schätzen. Schon zu Schwarz-Weiß-Zeiten waren Ski-Übertragungen die besten. „Obwohl ich bei meinem ersten Hahnenkamm-Rennen nur vier Kameras hatte“, erinnerte sich Regie-Legende Lucky Schmidtleitner. Inzwischen sind dort 26 Kameras üblich.
Der ehemalige TopLeichtathlet war nie um Einfälle verlegen. Und so verrät Schmidtleitner aus aktuellem Anlass mit 30-jähriger Verspätung, dass es der schon einst mit einer Drohne versuchte. So wie jetzt in Madonna während des Laufes von Hirscher war die Drohne auch in Schladming abgestürzt. Allerdings beim Training in einen völlig leeren Zuschauerraum. Darauf hin wurde das Experiment auf Nimmerfliegen eingestellt.
wolfgang.winheim@kurier.at