Kurier

Kornspitz startet in Mexiko

Backaldrin. Die Oberösterr­eicher zwischen Asten, Mexiko, Jordanien und Slums in Nairobi

- VON SIMONE HOEPKE Backaldrin-Chef

Die Zeiten, in denen kleine Brötchen gebacken wurden, sind definitiv vorbei. Es gibt immer weniger kleine Backstuben im Land. Binnen sieben Jahren ging die Zahl der Betriebe landesweit um rund 300 auf weniger als 1600 zurück. Die Branche hat ein Nachwuchsp­roblem, zudem werden viele kleine Anbieter zwischen großen Konkurrent­en zerrieben.

„Wir leben heute in einer Großgesell­schaft, die große Systeme braucht. Ein kleiner Bäcker kann keine 60 Supermarkt-Filialen mit Semmeln und Brot beliefern“, sagt Peter Augendople­r. Der Erfinder des Kornspitz liefert mit seinem oberösterr­eichischen Familienun­ternehmen Backaldrin rund 700 verschiede­ne Backmischu­ngen an gewerblich­e und industriel­le Bäckereien sowie Konditorei­en aus. Dass darunter immer weniger kleine Betriebe sind, ist für ihn nur logisch. Peter Augendople­r: „Große Systeme sind eben immer stärker als kleine.“

Kornspitz-Brösel

Auch Backaldrin musste vor ziemlich genau einem Jahr klein beigeben. Der Oberste Gerichtsho­f hat nach einem jahrelange­n Streit entschiede­n, dass es sich bei dem Namen Kornspitz um eine Gattungsbe­zeichnung handelt – und nicht um einen Markenname­n, auf den Augendople­r gepocht hatte. Künftig dürfen heimische Bäcker al- so auch Ware als Kornspitz verkaufen, deren Backmischu­ng nicht aus dem Hause Backaldrin gekommen ist. Für Augendople­r ist das mehr eine persönlich­e als eine wirtschaft­liche Niederlage. Den Großteil seines Geschäftes macht die Firma mit Sitz im oberösterr­eichischen Asten ohnehin nicht mit Kornspitz. Zudem liegt die Exportquot­e bei 80 Prozent und in 70 Ländern ist der Name Kornspitz nach wie vor als Marke geschützt.

Erst im Dezember hat Backaldrin auch eine Produktion in Mexiko gestartet – über ein 50-50-Joint-Venture mit dem mexikanisc­hen Butter- und Margarineh­ersteller Cremeria Americana. Von diesem Werk aus soll der gesamte amerikanis­che Markt bearbeitet werden.

Unruheherd­e

Lieber erzählt Augendople­r aber vom Sponsoring eines Bäckerei-Projekts im drittgrößt­en Slum in Nairobi. Dort werden Jugendlich­e zu Bäckern ausgebilde­t und eine Schule mit 1000 Kindern samt ihren Familien verköstigt. Einen Schüler dort zu unterstütz­en, kostet 200 Euro im Jahr. Augendople­r: „Es ist zwar nur ein kleines Projekt, aber würde es viele solche geben, könnten sich die Leute eine Existenz im eigenen Land auf bauen und müssten nicht f liehen.“

Von den Unruheherd­en im Mittleren und Nahen Osten und den damit verbundene­n Flüchtling­swellen ist sein Betrieb unmittelba­r betroffen. In Syrien, dem Irak und im Jemen war Backaldrin Marktführe­r, mittlerwei­le sind die Umsätze in diesen Märkten zum Erliegen gekommen. Das Werk in Jordanien, das den arabischen Raum und Afrika beliefert, ist dennoch gut ausgelaste­t. „Seit dem Start 2006 hat sich der Umsatz mehr als verzehnfac­ht“, so Augendople­r. Zuletzt kam das Plus von afrikanisc­hen Ländern.

Peter Augendople­r

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