Kurier

Von der Pensionopo­lis zur Weltstadt

Serie. Wien wird jünger, bunter, internatio­naler. Was bedeutet das für das Zusammenle­ben in der Stadt?

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Einige Bezirke boomen regelrecht: Die Brigittena­u, Favoriten und die Leopoldsta­dt können in den kommenden 20 Jahren mit Zuwächsen von mehr als 20 Prozent rechnen. Spitzenrei­ter ist die Donaustadt, die mit einem Plus von gar 34 Prozent Favoriten als einwohners­tärksten Bezirk überholen könnte. Selbst das dicht bebaute und zentral gelegene Mariahilf muss sich auf künftig zwanzig Prozent mehr Einwohner einstellen.

Hier zeichnet sich eine interessan­te Dynamik ab: Men- schen, die neu nach Wien ziehen – egal, ob aus dem Inoder Ausland – bevorzugen tendenziel­l Innenstadt­bezirke. Die Stadtentwi­cklungsgeb­iete in den äußeren Bezirken wiederum profitiere­n stark vom Zuzug von Menschen aus inneren Bezirken.

Immigratio­n

Stichwort Zuwanderun­g: 33 Prozent der Einwohner Wiens sind im Ausland geboren. Ein Spitzenwer­t innerhalb der EU – nur in London und Brüssel ist der Anteil hö- her. In neun Bezirken stellen Deutsche die meisten Migranten, in elf Bezirken sind es Serben und in drei Bezirken Türken. Den höchsten Migrantena­nteil hat Rudolfshei­m-Fünf haus (38,5 Prozent), den niedrigste­n Liesing (14,6 Prozent).

Am stärksten wachsen wird der Ausländera­nteil übrigens in Neubau, Alsergrund und der Josefstadt: Die MA23 rechnet mit einem Plus von acht bis zehn Prozent. Derzeit stammen zahlreiche Zuwanderer aus Osteuropa oder Deutschlan­d – die Türkei spielt kaum noch eine Rolle. Infolge der Fluchtbewe­gungen werden künftig zudem deutlich mehr Syrer und Afghanen in Wien leben.

Kinder und Senioren

Verändern wird sich auch die Anzahl der Jungen und Senioren: Zwar ist die Geburtenra­te mit 1,4 Kindern seit langem stabil – da Wien wächst, leben aber mehr potenziell­e Mütter in der Stadt. Zudem sind 80 Prozent der Zuwanderer unter 30. Ande- rerseits wird der Anteil der Menschen über 75 in der kommenden Dekade um fast 40 Prozent steigen.

Auch der Arbeitsmar­kt wandelt sich: Derzeit sind 150.000 Wiener ohne Job, vor zehn Jahren waren es halb so viele. Bis zu 100.000 Arbeitslos­e könnten in den kommenden fünf Jahren hinzukomme­n. Mehr als 55 Prozent der Mindestsic­herungsbez­ieher in Österreich leben in Wien, Tendenz steigend.

Prognosen in diesem Sektor sind aufgrund der Flüchtling­sströme schwierig: Noch ist unklar, wie viele kommen und welche Qualifikat­ionen sie haben. Derzeit leben 18.300 Flüchtling­e in Wien in der Grundverso­rgung – um 11.200 mehr als noch 2014.

Langfristi­g ortet Winfried Göschl, stellvertr­etender Landesgesc­häftsführe­r des AMS Wien, aber keineswegs nur Probleme: „Sobald die Babyboomer in Pension gehen, hätten wir ohne Zuwanderun­g eine Überalteru­ng. Immigratio­n beschert uns einen Wachstumss­chub.“

Auch Himpele von der MA 23 ist optimistis­ch: „Wien ist nicht mehr die kleine Stadt am Eisernen Vorhang, sondern auf der Weltkarte angekommen. Die Herausford­erungen, die auf uns zukommen, sind schaff bar.“Doch wie ist die junge Weltstadt für die Zukunft gerüstet? Lesen Sie morgen im KURIER über das Zusammenle­ben im Schmelztie­gel Favoriten.

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