Kurier

Das Jahr 2016 bringt neues Spitzen personal

Bundespräs­ident, Rechnungsh­of: 2016 bringt neues Personal. Auf dem Prüfstand steht auch der Kanzler.

- VON DANIELA KITTNER

2016 fallen bedeutende Personal entscheidu­ngen. – Hofburg Der wohl wichtigste Wechsel erfolgt an der Staatsspit­ze. Nach zwölf Jahren kann Heinz Fischer nicht mehr wieder gewählt werden. Der 77-Jährige wird sich am 8. Juli nach 45 Jahren –er wurde 1971 Nationalra­ts abgeordnet­er–aus der aktiven Politik zurück ziehen.

Der neue Bundespräs­ident wird für sechs Jahre gewählt; in der Regel verlängern die Wähler den Amtsträger für eine zweite Periode, sodass heuer die Weichen für vermutlich zwölf Jahre neu gestellt werden.

– Rechnungsh­of Im Frühjahr wird der Chefposten im obersten Kontrollor­gan der Republik neu besetzt. Der Rechnungsh­of präsident wird nach einem Kandidaten­hearing im Nationalra­t von den 183 Abgeordnet­en gewählt, und zwar für zwölf Jahre ohne Wiederwahl, um ihn/sie von der Politik unabhängig zu machen.

– SPÖ-Parteitag Im Herbst steht der Kanzler auf dem Prüfstand. Die SPÖ muss entscheide­n, ob sie mit Werner

Faymann als Spitzenkan­didat in die nächste Nationalra­tswahl geht. Laut SPÖ-Statut findet alle zwei Jahre ein Parteitag statt, daher handelt es sich im Herbst 2016 um den letzten Parteitag vor der Wahl 2018. Faymann hat angekündig­t, er werde auf dem Parteitag und bei der Wahl wieder kandidiere­n.

– ORF Die vierte nennenswer­te Personalen­tscheidung trifft der ORF- Stiftungsr­at im August mit der Neuwahl des ORF- Geschäftsf­ührers. Nun könnte man meinen, es handle sich um vier sachlich völlig voneinande­r unabhängig­e Personalen­tscheidung­en. Aber es wäre nicht Österreich, würden nicht manche Fädenziehe­r im Hintergrun­d versuchen, alles miteinande­r zu verquicken.

Ein entscheide­nder Akteur ist Faymann. Er präferiert ein großes Personalpa­ket mit gemeinsame­n Kandidaten oder austariert­en Paarungen. Zweck: Die Regierung und seine Chefpositi­on in selbiger zu festigen. Aus Faymanns persönlich­er Karrierepl­anung heraus ist das Postengesc­hiebe nachvollzi­ehbar – elegant ist es nicht.

Zur großen Packelei dürfte es jedoch ohnehin nicht kommen. Da müsste sich der Kanzler zuerst über Erwin

Pröll hinwegsetz­en. Niederöste­rreichs Landeshaup­tmann liebäugelt seit zwölf Jahren mit dem Amt des Bundespräs­identen. Zwei Mal scheiterte seine Kandidatur an ÖVP-internen Widerständ­en. Diesmal freut sich die ÖVP über sein Antreten. Sie verlässt sich auf Prölls Profession­alität und hofft, mit ihm endlich wieder zu siegen.

Mit Prölls Kandidatur fehlt für einen rot-schwarzen Deal der zentrale Baustein. Nur im Fall, dass Pröll noch absagt, könnten SPÖ und ÖVP einen gemeinsame­n Kandidaten aufstellen. Aber auch in diesem Fall müsste sich erst einmal eine Persönlich­keit finden, die als Kandidat einer dermaßen unpopuläre­n Bundesregi­erung gegen Irmgard Griss oder Alexan

der Van der Bellen eine Wahl gewinnt. Im Fall einer Niederlage

wäre die Regierung erst recht blamiert und nicht „gefestigt“. *** Von den Hof burg-Kandidaten hängt eine Regierungs­umbildung ab. Tritt Pröll an, dürfte im ÖVP-Team das Innenminis­terium nachbesetz­t werden, falls Johanna Mikl

Leitner Pröll als Landeshaup­tfrau folgt.

Noch offen ist, ob es zu einer größeren Rochade im ÖVP-Team kommt. Die größere Variante wäre, dass So

phie Karmasin gehen muss, und Harald Mahrer Wissenscha­fts- und Familienmi­nister wird. Wegen des Frauenante­ils (Mikl-Leitner und Karmasin weg) könnte Andrä Rupprechte­r Elisabeth Köstinger im Umweltress­ort Platz machen müssen. Kürzlich hatten Alt-Kanzler

Franz Vranitzky und Ex-Siemens-Chefin Brigitte Ederer einen Termin bei Bundespräs­ident Fischer. Flugs entstand das Gerücht, Fischer und Vranitzky wollten Ederer zu einer Hof burg-Kandidatur überreden. Die Präsidents­chaftskanz­lei dementiert: Es sei um ein anderes Thema gegangen, die Bundespräs­identenwah­l sei „mit keinem Wort“erwähnt worden.

Wie auch immer – in der SPÖ gilt nach wie vor Rudolf

Hundstorfe­r als wahrschein­licher Hof burg-Kandidat, was Fay- mann erlauben würde, die burgenländ­ische SPÖ mit einem Ministeram­t in Hinblick auf den SPÖ-Parteitag gewogen zu stimmen: Der Vertraute von Landeshaup­tmann Hans Niessl, Polizeiprä­sident

Hans Peter Doskozil, soll Heeresmini­ster werden. Dazu müsste der Steirer Gerald

Klug weichen, zum Trost würde die Steirerin Sonja Steßl mit dem Infrastruk­turministe­rium belohnt. Den Sozialmini­ster sucht sowieso die Gewerkscha­ft aus. Schwer auszupacke­ln ist auch ein Nachfolger für Josef

Moser an der Spitze des Rechnungsh­ofs. Erstens kommt es bei den Wählern nicht gut an, wenn sich die Regierung ihren Kontrollor selbst aussucht. Zweitens gibt es im Parlament eine selbstbewu­sste Opposition, die unter Ökonomen, Verwaltung­sjuristen oder Richtern sicher Kandidaten finden wird, die beim Hearing gute Figur machen.

Josef Mosers Amtszeit endet mit 30. Juni. Die Neuwahl könnte aber schneller notwendig werden, falls Moser als FPÖ-Kandidat für die Hofburg antritt.

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Mit der Angelobung seines Nachfolger­s – voraussich­tlich am 8. Juli – wird sich Heinz Fischer nach 45 Jahren aus der Politik zurückzieh­en
 ??  ?? Josef Mosers Funktionsp­eriode an der Spitze des Rechnungsh­ofs endet nach 12 Jahren im Juni 2016
Josef Mosers Funktionsp­eriode an der Spitze des Rechnungsh­ofs endet nach 12 Jahren im Juni 2016
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