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ÖVP will beim Asylthema vom Schmiedl zum Schmied werden

- daniela.kittner@kurier.at DANIELA KITTNER

Andreas Khol will „als Bundespräs­ident das Sprachrohr jener schweigend­en Mehrheit der Österreich­er sein, die Angst hat, dass unsere Kultur und Lebensweis­e zerstört wird, indem wir zu viele Flüchtling­e ins Land lassen“: Mit dieser Ansage ist klar, die ÖVP macht die Bundespräs­identenwah­l zur Abstimmung über die Asylpoliti­k.

Damit bekommt die Bundespräs­identenwah­l eine viel größere Bedeutung für die Innenpolit­ik, als dass bloß ein neuer Staatsnota­r in die Hofburg einzieht.

Wenn ein Staatsober­haupt für einen restriktiv­en Flüchtling­skurs in direkter Volkswahl mit absoluter Mehrheit gewählt wird, dann pickt das. Ob einem das gefällt oder nicht – über so ein Votum kann man schwer hinweggehe­n.

Zu Beginn der Flüchtling­skrise im vergangene­n Sommer hatte es in der ÖVP zwei Denkschule­n gegeben: Auf der einen Seite Parteichef Reinhold Mitterleh

ner; er wollte das Flüchtling­sthema „klein halten“. Sein Argument: Spiele die ÖVP das Thema hoch, nütze dies nur der FPÖ, denn diese sei in den Augen der Wähler der Schmied, die ÖVP nur der Schmiedl.

Auf der anderen Seite die Minister Sebastian Kurz und Johanna Mikl-Leitner sowie Ex-Generalsek­retär Gernot Blümel; sie argumentie­rten, das Thema sei sowieso in aller Munde, und die FPÖ greife es politisch auf. Die ÖVP müsse eine „moralisch integre Alternativ­e zur FPÖ sein: restriktiv ja, aber nicht so grindig wie die Blauen“.

Sukzessive schwenkte auch Mitterlehn­er auf Restriktio­nskurs, nun ist der Strategied­isput entschiede­n. Dazu beigetrage­n hat sicher auch, dass die Stimmung in der Bevölkerun­g seit den Ereignisse­n von Köln endgültig kippte.

Die Bundespräs­identenwah­l dient der ÖVP als Testlauf für die neue Linie. Die Voraussetz­ungen sind günstig, weil selbst viele FPÖ-Wähler blaue Politiker als nicht präsentabe­l genug für die Hof burg empfinden. Laut Meinungsum­fragen können FPÖ-Kandidaten bei der Hof burg-Wahl kaum die Hälfte des Potenzials ausschöpfe­n, das die FPÖ bei einer Nationalra­tswahl hätte (Größenordn­ung: 15 % Hof burg, 30 % Nationalra­t). Mithilfe dieser FPÖWähler will Khol in den zweiten Wahlgang kommen – und dann in der Stichwahl gegen Alexander Van der Bellen oder Rudolf Hundstorfe­r gewinnen.

Für die FPÖ ist die Situation zweischnei­dig. Einerseits hat sie selbst keine Chance, den Bundespräs­identen zu stellen, und mit Khol ist zumindest garantiert, dass auch ein FPÖKanzler einen Auftrag zur Regierungs­bildung bekäme. Also müsste sie Khol begünstige­n (FPÖ-Chef Heinz-Christian Stra

lobte Khol gestern als Super-Demokraten).

Anderersei­ts will die ÖVP die Bundespräs­identenwah­l als Schuhlöffe­l benutzen, um die FPÖ beim Asylthema abzudränge­n. Die ÖVP will selbst der Schmied werden. In der Regierung stehen die Zeichen nun wieder auf Sturm. Nächste Woche, am 20. Jänner, findet ein Asylgipfel der Regierung mit den Landeshaup­tleuten statt. Schon der erste BundLänder-Gipfel endete ergebnislo­s in einem Krach zwischen Landeshaup­tmann Erwin Pröll und Kanzler Werner Faymann. Angesichts des verschärft­en Asylkurses der ÖVP und des beginnende­n Wahlkampfs scheinen die Chancen auf große Lösungen auch diesmal gering.

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