Kurier

Eine zweite Chance für „Gerri“

Gerald Klug. Der Glanz des steirische­n „Senkrechts­tarters“ist verblasst

- – CHRISTIAN BÖHMER – FRANZ JANDRASITS

In der Politik geht es bisweilen schnell aufwärts – und noch schneller abwärts. Wenn Gerald Klug in seinen drei Jahren als Minister eines gelernt hat, dann das.

Als der gelernte Dreher 2013 überrasche­nd vom Bundesrat zum Verteidigu­ngsministe­r aufsteigen durfte, galt er zwischenze­itlich als Hoffnungst­räger. Im Heer frohlockte man über den Neuen, der wieder unverkramp­ft auf die Truppe zuging. Und weil der stets aus dem Ei gepellte Steirer mit ÖVP-Darling Sebastian Kurz plötzlich ex aequo die Vertrauens­rankings anführte, wurde er mit Titeln wie „Full Metal Minister“und „Senkrechts­tarter“bedacht. „Er war der ,Anti-Darabos‘. Dieses Image hat anfangs viel zugedeckt“, sagt ein Offizier im Generalsta­bsrang.

Das Problem dabei: Die wesentlich­en Herausford­erungen der Armee blieben ungelöst. So verpflicht­ete sich Klug zwar, den Wehrdienst attraktive­r zu machen. Die nötigen budgetä- ren Mittel blieben er bzw. die Regierung aber schuldig – es galt weiter der Sparzwang.

Entfremdun­g

Dem nicht genug, entfremdet­e sich der Minister vom Ministeriu­m. Der Generalsta­b, also die dem Minister zur Seite gestellten Spitzen-Generäle, wurde von Klug schlicht ignoriert. „Anstatt die Expertise von Experten zu hören, entschied er alles alleine mit zwei, drei Mitarbeite­rn im Kabinett“, sagt ein Ressort-Kenner.

Im April erlitt sein Image einen veritablen Kratzer: Klug hatte den Dienst-BMW für einen privaten Ausflug nach Frankreich genutzt. Juristisch? Zulässig. Die Optik? Verheerend. Und weil der Jurist (zweiter Bildungswe­g) hernach auch in der Flüchtling­skrise nicht glänzte, avancierte er nach und nach zum unbeliebte­sten Ressortche­f der Regierung.

Die Herausford­erungen, die der von Freunden „Gerri“Genannte im Infrastruk­tur-Ressort zu stemmen hat, sind erheblich: Das Ministeriu­m hat 17 Beteiligun­gen mit 45.000 Beschäftig­ten und einem Umsatz von 9,7 Milliarden Euro. Die ÖBB (39.500 Mitarbeite­r, 466 Millionen Passagiere im Jahr) machen Gewinne, sitzen aber auf Schulden von mehr als 24 Milliarden Euro. Die Autobahn betreiber gesellscha­ft Asfinagsit­zte ben falls au feinem Schuldenbe­rg (11 Milliarden Euro ), und inder Forschungs­förderung spielt das Ressort eine Hauptrolle: Es hält die Mehrheit am größten außer-universitä­ren Forschungs­zentrum A IT und die Hälfte and er Forschungs­förderungs­gesellscha­ft F FG.

Bleibt die Frage: Warum darf Klug das Ressort übernehmen? Gewerkscha­ft und steirische SPÖ haben sich nicht wirklich ins Zeug geworfen. Die Erklärung, die in der Partei kursiert, ist schlichter: Klug wollte nicht ins Parlament zurück, er bat den Kanzler um eine zweite Chance – und der Chef gewährte.

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Der Pegelstand ist, nun ja, gefährlich: Gerald Klug hat als Ressortche­f bessere Zeiten gesehen, die Image-Werte des Heeres-Ministers stürzten zuletzt auch wegen der Flüchtling­skrise beträchtli­ch ab. Im Infrastruk­tur-Ressort ist er nun politisch für ÖBB...

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