Kurier

Kärnten bot 2009 noch neue Haftungen an

Hypo-Ausschuss. Ex-Landeschef Dörfler gab sich unwissend und sah keine Verantwort­ung bei sich

- – MARIA KERN

Der Zeuge tische „Märchen auf “. Seine Aussagen seien „völlig unglaubwür­dig“– und seine „ständige Verabschie­dung aus der Verantwort­ung“sei „absurd“.

Mit derart massiven Vorwürfen wurde Kärntens ehemaliger Landeshaup­tmann Gerhard Dörfler in der 50. Sitzung des Hypo-U-Ausschusse­s am Mittwoch im Parlament konfrontie­rt.

SPÖ-Mann Kai Jan Krainer meinte gar: „Entweder müssen wir davon ausgehen, dass hier eine Falschauss­age vorliegt – oder es liegt ein akuter Fall von Besachwalt­erung vor.“Das ging Verfahrens­anwalt Bruno Binder zu weit. „Besachwalt­erung ist eine Be- leidigung!“, maßregelte der Jurist den Mandatar. Dörfler sprach von einer „Bösartigke­it“: „I hob nix zu verbergen!“

Der einstige Landeschef präsentier­te sich jedenfalls auffällig unwissend in Sachen Hypo Alpe-Adria. So will der nunmehrige FPÖBundesr­at erst zwei Tage vor der Verstaatli­chung im Dezember 2009 von der äußerst prekären Lage der Bank erfahren haben – von Finanzmini­ster Josef Pröll.

Dabei hatte die Kärntner Landesregi­erung bereits am 19. November die Bundesregi­erung mittels „Resolution“um eine neuerliche Hilfe für die Hypo gebeten. Er habe aber keinen Termin mit Pröll bekommen – und so hat Dörfler bis zur Verstaatli­chung nichts weiter unternomme­n.

„Kärnten informiert“

Als er am 12. Dezember zu den entscheide­nden Verhandlun­gen nach Wien gefahren sei, habe er gedacht, man würde nur die „Positionen austausche­n“, schilderte Dörfler. ÖVP-Mandatar Gabriel Obernoster­er hält es für unmöglich, dass der FPÖMann nichts von der drohenden Insolvenz geahnt hatte: „Kärnten war voll informiert.“Das gehe aus Dokumenten der Landeshold­ing hervor, in deren Aufsichtsr­at Freiheitli­che gesessen sind. Und Dörfler selbst habe in ei- ner TV-Sendung Ende November gesagt, er könne sich eine Verstaatli­chung „vorstellen“, berichtete auch die Grüne Ruperta Lichteneck­er.

„Das war eine Journalist­enfrage, die mit der Realität nichts zu tun hatte“, konterte der Zeuge. Gelächter im Saal.

Der Landeshaup­tmann außer Dienst gab auch ernsthaft vor, nicht gewusst zu haben, dass seine Landesregi­erung 2009 eine Ausweitung der Landeshaft­ungen um 700 Millionen Euro vorbereite­t hatte. Die entspreche­nden Regierungs­vorlagen seien ihm „nicht bekannt“. Als Dörfler von Krainer mit einem Brief konfrontie­rt wurde, in dem der Landeschef den Bayern diese neue Haftung persönlich offerierte hatte, sagte der Blaue: Das sei nur ein „Signal“gewesen. Es sei eh nicht dazu gekommen. Die bestehende­n Landeshaft­ungen lagen zu diesem Zeitpunkt bei 19 Milliarden Euro. Dass sie einmal schlagend werden könnten, daran hat Dörfler – wie andere Kärntner Politiker – nicht gedacht. „Verantwort­ungslos“, nannte das Team-Stronach-Mann Robert Lugar. Der Kritisiert­e wies das zurück: „Ich habe die Haftungen nicht erfunden.“

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„I hob nix zu verbergen“, sagte Dörfler. Mandatare zweifelten das an

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