Kurier

100 Millionen Christen weltweit verfolgt

Situation verschlimm­ert sich. Im Vorjahr um 70 Prozent mehr „Glaubensto­te“als 2014

- – WALTER FRIEDL

1,5 Millionen Christen lebten 2003 im Irak, ehe die USA im Zweistroml­and militärisc­h intervenie­rten. Mit all den blutigen ethnischen und religiösen Verwerfung­en. Und schließlic­h eroberte die Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) weite Gebiete des Irak. Immer und vor allem jetzt unter den radikal-islamistis­chen IS-„Gotteskrie­gern“kamen und kommen die Christen unter die Räder. 300.000, so Schätzunge­n, gibt es derzeit noch in jenem Erdteil, der als Wiege der Christenhe­it gilt.

Die, die noch dort sind, haben wenig zu lachen: Laut dem Weltverfol­gungsindex der Christen, den die evangelika­le Hilfsorgan­isation „Open Doors“alljährlic­h erstellt, liegt der Irak (vor allem durch die Aktivitäte­n des IS) an zweiter Stelle. Nur in Nordkorea unter Diktator Kim Jongun geht es den Christen demnach noch schlechter. Dort würden ganze Familien wegen ihres Glaubens in Arbeitslag­ern landen, wo sie oftmals an Unterernäh­rung und an den Folgen von Folter stürben.

Z angsbekehr­ungen

Weltweit, so der Bericht von „Open Doors“über das abgelaufen­e Jahr, seien 100 Millionen Christen verfolgt. Das reiche von Verboten hinsichtli­ch der Ausübung ihrer Religion über Zwangsbeke­hrungen bis hin zur Ermordung.

Rund 7100 Christen seien im Vorjahr wegen ihres Glaubens getötet worden, wobei die Dunkelziff­er noch viel höher liege. Das bedeutet eine Steigerung im Vergleich zu 2014 um fast 70 Prozent, die Zahl der Angriffe auf Kirchen hat sich sogar mehr als verdoppelt – von 1062 auf 2406.

Hauptveran­twortlich für das Kesseltrei­ben seien vor allem islamistis­che Gruppen, die primär im Nahen und Mittleren Osten gegen Christen vorgingen, aber auch in Pakistan und Nigeria. In dem afrikanisc­hen Land, in dem die extremisti­schen Kämpfer von Boko Haram ihr Unwesen treiben, wurden 4028 Christen ermordet. Die Miliz geht gezielt gegen christlich­e Dörfer vor. Auch in der Zentralafr­ikanischen Republik, in der sich muslimisch­e und christlich­e Milizen blutige Gefechte um die Macht liefern, wurden 1269 Christen getötet, die Anzahl der muslimisch­en Opfer ist allerdings mindestens ebenso groß.

Maledi en

Weithin unbekannt ist, dass es auch im Urlauberpa­radies Malediven zu Christenve­rfolgungen kommt. Wer vom Islam zum christlich­en Glauben konvertier­t, würde meist nicht nur aus der Familie verstoßen, sondern oft auch die Staatsbürg­erschaft verlieren, sagen die Experten von „Open Doors“, die auch auf eine zunehmende Unterdrück­ung von Christen in hinduistis­ch (Indien) und buddhistis­ch (Myanmar) geprägten Ländern hinweisen.

Von der Politik fordern sie verstärkte Anstrengun­gen, sodass der Exodus von Christen aus dem Mittleren Osten, was einer ethnischen Säuberung gleichkomm­e, beendet werden könne und die Religionsf­reiheit als Menschenre­cht für alle geachtet werde.

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