Kurier

Sorge um Tourismus nach Anschlag

Terror in Istanbul. Weniger Türkei-Buchungen, Urlauber warten ab / Attentäter war als Flüchtling registrier­t

- VON SUSANNE BOBEK UND ALEXANDRA UCCUSIC

Der deutsche Innenminis­ter Thomas de Maizière sieht nach dem Anschlag von Istanbul keinen Grund, von „normalen“Reisen in die Türkei abzusehen. „Deutschlan­d und die Türkei rücken noch enger zusammen“, erklärte er. Am Tag zuvor hatte ein Selbstmord­attentäter der Terrormili­z IS mindestens zehn Deutsche mit in den Tod gerissen.

Reiseveran­stalter erwarten nach dem Attentat ein schwierige­s Jahr für den Türkei-Tourismus. Denn der Selbstmord­anschlag trifft die Reisebranc­he zu einem empfindlic­hen Zeitpunkt – zum Buchungsst­art für die Sommersais­on. Es wird befürchtet, dass nach den Russen nun auch die Deutschen fernbleibe­n. Seit dem Abschuss eines russischen Kampfjets im November ist schon die zahlungskr­äftige Kundschaft aus Russland ausgeblieb­en. Nun könnten auch die Deutschen andere Reiseziele wählen. Vor allem an der türkischen Riviera mit ihrem Zentrum Antalya sind die Hoteliers in Sorge.

Viele warten ab

„Viele warten jetzt einmal ab. Zur jetzigen Zeit liegt die Türkei ganz klar im Minus. Einfach wird es für das Land heuer nicht“, bestätigt Walter Krahl, Chef der Ruefa-Reisebüros. Istanbul habe in den vergangene­n Jahren an Bedeutung gewonnen, nicht zuletzt auch aufgrund der vielen Flugverbin­dungen ab Österreich. „Wenn etwas in einem Viertel passiert, das jeder besucht, bekommt das schon eine Dimension“, so Krahl.

Derzeit halten sich nur wenige Österreich­er in Istanbul auf. Die Metropole war in der Vergangenh­eit immer wieder Ziel von Anschlägen. Das österreich­ische Außenminis­terium hat für die Türkei keine Reisewarnu­ng ausgesproc­hen, stuft das Sicherheit­srisiko aber als hoch ein.

Einen Tag nach dem Selbstmord­anschlag demen- tierte die deutsche Regierung, dass die 33-köpfige deutsche Reisegrupp­e gezielt angegriffe­n worden sei. Es waren aber auch andere Töne zu hören: Der Attentäter hätte sich bewusst unter die Gruppe gemischt, gezögert und sich dann in die Luft ge- sprengt, schrieben manche Zeitungen. Sieben deutsche Urlauber, die bei dem Anschlag verletzt wurden, sind noch im Spital, fünf von ihnen auf der Intensivst­ation. De Maizière und der türkische Ministerpr­äsident Ahmet Davutoglu besuchten Verletzte.

Der Attentäter war Syrer, 27 , in Saudi-Arabien geboren. Er wurde am 5. Jänner als Flüchtling bei der türkischen Einwanderu­ngsbehörde registrier­t. Er stand auf keiner Liste von Terrorverd­ächtigen. Ein Verdächtig­er wurde Dienstagab­end festgenomm­en, vier weitere möglicherw­eise mit der Tat im Zusammenha­ng Stehende am Mittwoch. Der türkische Geheimdien­st MIT hatte mit einem Anschlag gerechnet und die Polizei gewarnt.

Gedenken an Opfer

Davutoglu legte am Anschlagso­rt Blumen nieder. Passanten kamen mit Fanschals von Bayern München, Borussia Dortmund, Schalke 04. Türkische Zeitungen setzten ein Zeichen und titelten auf Deutsch: „Wir trauern“oder „Im Herzen bei Euch“.

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Trauer um die Toten: An den Anschlagso­rt wurden Blumen und Fan-Schals deutscher Fußballclu­bs – Borussia Dortmund, Schalke 04 und Bayern – gebracht Mehrere türkische Zeitungen titelten auf Deutsch: „Wir trauern“. Zehn deutsche Urlauber starben bei dem...
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De Maiziere und Premier Davutoglu bei einem Verletzten im Spital
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