Kurier

Eine „normale“Marktwirts­chaft? EU lässt China noch zappeln

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Neueinstuf­ung. NME, das klingt auf Englisch wie „enemy“, also Feind. Was ganz gut passt: China ist seit 2001 Mitglied der Welthandel­sorganisat­ion ( WTO) und wird von den meisten Staaten als NME, als Non-Market-Economy, eingestuft. Das sind Volkswirts­chaften, die nicht nach dem freien Spiel von Angebot und Nachfrage agieren, sondern wo der Staat maßgeblich die Finger im Spiel hat. Für die Chinesen steht fest: 15 Jahre nach ihrem WTO-Beitritt, im Dezember 2016, steht ihnen automatisc­h der Marktstatu­s

(Market Economy Status) zu. Das würde ihnen Exporte deutlich erleichter­n. Nach WTO-Regeln können nämlich gegen NME-Staaten viel einfacher „Antidumpin­gMaßnahmen“verhängt werden. Das sind Sanktionen und Strafzölle, mit denen Importländ­er reagieren, wenn ausländisc­he Firmen mit aggressive­n Dumpingpre­isen Marktantei­le erobern wollen. Bei „Made in China“ist das oft der Fall – von Solarpanee­len bis Stahlprodu­kten.

USA vehement dagegen

Die USA lehnen Chinas Aufwertung deshalb dezidiert ab. Die Position der EU galt als unklar: Sie verhandelt mit China parallel über ein Investitio­nsabkommen. Rechtsexpe­rten der Kommission sprachen sich im Vorjahr dafür aus, den Status zu gewähren. Die 28 EU-Kommissare legten sich am Mittwoch noch nicht fest. Das Thema müsse „aus allen Blickwinke­ln beleuchtet“werden, forderte Kommission­schef JeanClaude Juncker. In der zweiten Jahreshälf­te könnte es erneut auf den Tisch kommen.

Das Thema ist brisant. Eine Studie des Economic Policy Institute in Washington warnt die Europäer mit Horrorszen­arien. 1,7 bis 3,5 Millionen EU-Arbeitsplä­tze seien durch chinesisch­e Billigprod­ukte gefährdet, vor allem in der KfzProdukt­ion, Papier- und Stahlindus­trie. In Österreich wären angeblich 32.000 bis 64.000 Jobs bedroht.

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