Kurier

Wiener Arzt behandelt keine Asylwerber

Auch die Krankenkas­se prüft/Gegen Wirtin aus Bad Ischl wird jetzt ermittelt

- VON MICHAELA REIBENWEIN UND JÜRGEN PACHNER

Mit einem Blatt Papier an der Glastür zur seiner Ordination in Wien-Floridsdor­f sorgt ein praktische­r Arzt für riesigen Wirbel. Dr. Thomas Unden gibt darauf nämlich bekannt: „In dieser Kassenordi­nation werden keine Asylanten angenommen“.

„Dazu stehe ich“, bekräftigt er gegenüber dem KURIER. „Das ist meine Grundhaltu­ng.“Dass er damit Empörung auslöst, stört ihn nicht. „Das Gleiche gilt übrigens auch für rote, schwarze und grüne Politiker“. Schlechte Erfahrunge­n habe er zwar nicht mit Asylwerber­n gemacht, aber „ich würde mir und dem Volk nichts Gutes tun.“Er sei nicht dazu bereit, Leute zu behandeln, „die ich ohnehin ungefragt durchfütte­rn muss.“Er, der laut eigener Aussage außerdem einer der „letzten Verwandten Adolf Hitlers“sei, lasse sich nicht das „Maul verbieten“.

Bei der Ärztekamme­r ist der Fall bereits publik. Kammerpräs­ident Thomas Szekeres hat Anzeige beim Disziplina­ranwalt der Ärztekamme­r erstattet. „Das ist völlig indiskutab­el und unmoralisc­h.“

Und auch bei der Wiener Gebietskra­nkenkasse, die die Kassenvert­räge an die Ärzte vergibt, findet man klare Worte: „Das ist nach unserer Ansicht rechtlich unzulässig. Asylwerber und Personen mit anerkannte­m Asylstatus sind krankenver­sichert und somit anspruchsb­erechtigt. Somit sind diese Personen entspreche­nd medizinisc­h zu betreuen“, erklärt eine Sprecherin. Der Fall werde umgehend geprüft und etwaige Schritte eingeleite­t.

Schon einmal war Unden ins Visier der Öffentlich­keit geraten. Damals wurde er wegen frauenfein­dlicher Aussagen im TV zu einer Geldstrafe von 1500 Euro verdonnert.

Verhetzung

Am Montag sorgte eine Botschaft der Bad Ischler Gastronomi­n Karin Siebrecht-Janisch auf Facebook für Aufregung: Charlys Bar sei „ab jetzt wieder asylantenf­rei“.

Der Linzer Datenforen­siker und Polizist Uwe Sailer bereitete am Mittwoch eine Sachverhal­tsdarstell­ung gegen die 44-Jährige wegen des Verdachts der Verhetzung vor.

Ins Visier nahm er auch Wiens Vizebürger­meister Johann Gudenus (FPÖ), der das Lokalverbo­t für Asylwerber auf Facebook begrüßt und mit scharfen Worten kommentier­t hatte. Ihm wirft Sailer den gleichen Straftatbe­stand wie Siebrecht-Janisch vor. Wie er dem KURIER mitteilte, will er die Anzeigen heute, Donnerstag, an die Anklagebeh­örde schicken. „Was hier passierte, ist wider die Demokratie. Schließlic­h haben auch Minderheit­en ein Recht darauf, am gesellscha­ftliche Leben teilzunehm­en“, betont Sailer.

Wie berichtet, hatte das Lokalverbo­ts-Posting im Internet viel Staub aufgewirbe­lt. Die Gastronomi­n rechtferti­gte ihren Eintrag damit, dass immer wieder Gruppen von Asylwerber­n weibliche Gäste und Angestellt­e ihres Lokales sexuell belästigt haben sollen. „In ganz Ischl heißt es, in Charlys Bar kann man nicht mehr gehen, weil man hier von Asylanten begrapscht wird“, behauptet Siebrecht-Janisch.

 ??  ?? Auf seinem Facebook-Konto erhält der Arzt Thomas Unden für seine Haltung vor allem Zustimmung
Auf seinem Facebook-Konto erhält der Arzt Thomas Unden für seine Haltung vor allem Zustimmung
 ??  ?? Szekeres findet die Haltung völlig „indiskutab­el“
Szekeres findet die Haltung völlig „indiskutab­el“

Newspapers in German

Newspapers from Austria