Fahrerlose Autos noch zu gefährlich
In Kalifornien mussten Roboterautos in 2894 Fällen die Kontrolle zurück an den Fahrer geben
Der Bundesstaat Kalifornien ist derzeit der Hotspot für selbstfahrende Autos. Nicht nur, weil im Silicon Valley die Hightech-Industrie der USA zu finden ist, sondern auch, weil die vielen Sonnentage gute Bedingungen für das Testen der Autopiloten liefern. Damit die Unternehmen in Kalifornien ihre Roboterwagen testen dürfen, müssen sie an die Verkehrsbehörde jährliche Berichte über Zwischenfälle abgeben.
Sieben Unternehmen haben offengelegt, wie viele Kilometer mit dem autonomen Fahrmodus im Zeitraum September 2014 bis November 2015 zurückgelegt wurden und wie oft der Fahrer eingreifen musste. Komplett ohne Fahrer dürfen in Kalifornien die Autos noch nicht unter- wegs sein. Wie die Berichte ergeben haben, aus gutem Grund: In 2894 Fällen wurde die Kontrolle vom Bord- computer an den Fahrer zurückgegeben oder griff der Fahrer bewusst ein. Nicht in allen Fällen ist bekannt, aus welchen Gründen dies passiert ist, da es keine einheitliche Regelung über den Umfang der Berichte gibt.
Google führt Liste an
Sieben Unternehmen haben die Daten offengelegt: Bosch, Delphi, Google, Nissan, Mercedes, Tesla und Volkswagen. Die ausführlichsten Daten gibt es von Google. Im Testzeitraum wurden über 680.000 Kilo- meter zurückgelegt, 341 Vorfälle wurden protokolliert. 272-mal davon übergab das Auto die Kontrolle an den Fahrer wegen technischer Probleme. Dazu zählen Störungen bei der Kommunikation zwischen Steuerung und Sensoren. Laut Google reagierten die Fahrer durchschnittlich innerhalb von 0,8 Sekunden auf die Aufforderung, das Steuer zu übernehmen. 69-mal entschied der Fahrer selbstständig einzugreifen, etwa um den Sicherheitsabstand zu einem Fahrradfahrer zu erhöhen. In 13 dieser Fälle wäre es laut Berechnung von Google zu einem Zusammenstoß gekommen, wenn der Autopilot weiterhin das Fahrzeug gesteuert hätte.
Die meisten Zwischenfälle gab es bei Mercedes: 1031 bei 3600 gefahrenen Kilometer. Die Begründungen dafür sind vage. Bei der automatischen Übergabe an den Fahrer ist „Testen der Technik“angegeben. Bei 534 Eingriffen durch den Fahrer hieß es, „dem Fahrer war unwohl“. Nissan (106 Fälle) ist gründlicher und beschreibt in welchen Komponenten die Fehler aufgetreten sind und in welchen Situationen der Fahrer die Kontrolle übernommen hat. In mehreren Fällen haben die Sensoren das vorausfahrende Fahrzeug nicht korrekt erfasst, in einigen Situationen musste schnell gebremst werden.
Bei Tesla gab es keinen einzigen Zwischenfall. Allerdings gibt es mehrere YouTube-Videos von Kunden, die den Autopiloten nutzten und nur knapp Unfälle vermeiden konnten, etwa weil das Elektroauto auf die Gegenfahrbahn geriet.
Tests in Österreich
In Österreich könnten auch bald selbstfahrende Autos unterwegs sein. Laut Infrastrukturminister Stöger wird im April beschlossen, welche Strecken für Tests freigegeben werden. Im Gespräch sind die Inntal- und die Innkreis-Autobahn. Die Steiermark hat sich ebenfalls als „Testregion“beworben. Dies würde den 220 Autozulieferern zugutekommen, die dort ansässig sind. Bevor die Tests Ende 2016/Anfang 2017 beginnen können, muss die Infrastruktur auf den Strecken angepasst und die Straßenverkehrsordnung geändert werden.