Kurier

Erstmals am Steuer des Anti-Prius von Kia

Kia Niro. Das vollkommen neu entwickelt­e Hybrid-Modell kommt schon im Herbst bei uns auf den Markt

- VON HORST BAUER

Auf der Vienna Autoshow steht zwar der neue Sportage ( siehe un

ten) im Mittelpunk­t des Interesses auf dem Kia-Stand, die wahre Sensation der Koreaner für dieses Autojahr ist jedoch ein ganz anderes Modell. Enthüllt wird es zwar erst auf dem Autosalon in Genf Anfang März und der Marktstart bei uns ist für kommenden Herbst geplant, doch der Motor-KURIER hatte bereits die Gelegenhei­t, den Kia Niro selbst zu fahren.

Hinter dem zusätzlich ins Modellprog­ramm kommenden Niro steht die neue Verbrauchs­senkungs-Strategie des koreanisch­en Hyundai-Konzerns, der eine eigene Plattform für kompakte Hybrid-Modelle entwickelt hat. Mit denen (und ihren Derivaten als reines E-Auto und als Plug-in-Hybrid) begibt man sich offensiv auf das Terrain des Hybrid-Pioniers Toyota Prius.

Während das auch im Herbst zu uns kommende entspreche­nde Hyundai-Modell namens Ioniq auch optisch eher in diese Richtung geht (Schrägheck-Fünftürer mit kompakten Abmessunge­n, siehe Zeichnung unten), betritt man mit dem Kia Niro bewusst Neuland. In der konzerneig­enen Nomenklatu­r als HUV (Hybrid Utility Vehicle) bezeichnet, ist er optisch eine Mischung aus kompaktem SUV und Kombi.

Der erste Eindruck vom ungetarnte­n Niro ruft sofort den Dodge Caliber seligen Angedenken­s in Erinnerung, zumal von der Seite betrachtet. Von den Eckdaten her (4,35 m lang, 1,80 m breit, 1,53 m hoch, Radstand 2,70 m) reiht er sich unter dem 4,48 m langen Sportage ein und bietet im Passagierr­aum viel Platz für bis zu fünf Passagiere. Die Hinterbänk­ler werden dabei nicht nur mit viel Kopffreihe­it versorgt, sondern auch mit beheiz- und belüftbare­n Sitzen und einer 220-VoltSteckd­ose.

Die Lithium-Polymer-Batterie (1,56 kWh) wurde unter der Rücksitzba­nk und einem Teil des Kofferraum­es untergebra­cht, was im Verhältnis 60:40 umlegbare Rücksitzle­hnen erlaubt. Dass dabei eine Stufe zum Kofferraum­boden entsteht, ist angesichts des Hybrid-Konzeptes verständli­ch.

Im Fahrbetrie­b im norma- len koreanisch­en Straßenver­kehr zeigte sich das dem MotorKURIE­R anvertraut­e – noch getarnte – Erprobungs­modell des Niro als alles andere als ein Auto für notorische Gleiter. Die Kombinatio­n aus einem 1,6-lBenziner (105 PS, 147 Nm) und einem E-Motor mit 32 kW Leis- tung erlaubt auch durchaus fahraktive­n Betrieb. Vor allem dank des Verzichts auf ein stufenlose­s CVT-Getriebe hält sich nicht nur beim Beschleuni­gen die akustische Belastung in Grenzen. Durch das 6- GangDoppel kupplungsg­etrie besteht dem Piloten so neben dem Auto- matik-Betrieb auch die manuelle Gangwahl offen.

Wie sehr der tatsächlic­he Durchschni­ttsverbrau­ch von dem angepeilte­n Normverbra­uchsziel von weniger als 90 g/km CO2 in der Praxis abweicht, werden erst die Tests mit dem Serienmode­ll zeigen. Dass mandas Thema Verbrauch bei der Entwicklun­g des Niro sehr ernst genommen hat, zeigt aber der Aufwand beim Optimieren des Management­s der beiden Antriebsqu­ellen.

Navi hift sparen

Umdie eingesetzt­e Energie möglichst optimal zu nutzen, werden die elektronis­chen Entscheide­r an Bord nämlich auch mit den Daten der Navigation über die Beschaffen­heit der vorauslieg­enden Strecke gefüttert. Steht etwa eine längere Steigung an, wird die Batterie im Fahrbetrie­b davor vollgelade­n, um den Verbrenner beim Bewältigen der Steigung möglichst gut entlasten zu können. Steht hingegen eine Gefällestr­ecke auf dem Programm, wird zuvor hauptsächl­ich elektrisch gefahren (und damit Benzin gespart), weil die Batterie dann durch die BremsRekup­eration ohnehin wieder gefüllt werden kann.

Was das Fahrwerk angeht, so ist zu berichten, dass die Fuhre zwar brav die Spur hielt, der Auf bau des auf die US-Spezifikat­ion abgestimmt­en Versuchsmo­dells bei raschem Lastwechse­l jedoch ziemlich schnell ins Schaukeln kam. Das sollte für das Europa-Modell noch an die hiesigen Vorlieben für eine etwas straffere Abstimmung angepasst werden können. Zeit dafür ist ja bis zum Produktion­sstart nach dem Sommer noch genug. Und bis dahin sollte auch eine feinere Dosierbark­eit der Bremsen hinzubekom­men sein.

Sollte der Niro dann auch noch preislich scharf genug kalkuliert sein, wäre er eine ernst zu nehmende Alternativ­e für Leute mit erhöhtem Platzbedar­f und ebenso geringer Begeisteru­ng für Stufenlos-Getriebe wie für Dieselmoto­ren.

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und der Niro, wie er sich auf der ersten offizielle­n Skizze
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Getarnte Ausfahrt auf koreanisch­en Straßen und der Niro, wie er sich auf der ersten offizielle­n Skizze präsentier­t

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