Selbstfahrende Autos: Die Tücken im rauen Alltag
Fahrerlose Zukunft. Neben dem großen Potenzial zeichnen sich immer stärker die Hürden für selbstfahrende Autos ab.
In Minen brauchen Lkw längst keine Fahrer mehr. Im normalen Verkehr ist dies anders. Aber auch hier wird intensiv daran gearbeitet, Lenker in Lkw wie Pkw zu ersetzen. Begründet wird dies mit weniger Verkehrsunfällen, höherer Straßenkapazität, geringeren Versicherungsprämien, entspannterem Fahren und vielem mehr, wie auch die Tagung „Die fahrerlose Zukunft“des Autoclusters AC Styria sowie der ÖVG (Österreichischen Verkehrswissenschaftlichen Gesellschaft) an der TU Wien zeigte.
Der erste Schritt zum autonomen Fahren ist der Internet-Anschluss und der ist bereits heute bei uns in Neufahrzeugen, vor allem ab der Mittelklasse, meist Standard. Bis 2020 rechnet AC-Styria-Geschäftsführer Franz Lückler mit weltweit rund 250 Mio. solcherart vernetzter Autos.
Doch bis zum vollautonomen Fahren (der Lenker kann während der Fahrt schlafen) ist es noch ein sehr weiter Weg. Dafür reicht weder ein Standard-Internet-Anschluss noch die heutige Software. So betonte Wolfgang Bernhart, Unternehmensberatung Roland Berger, dass die heute ver- wendeten klassischen Algorithmen für einen Autobahnpiloten reichten, oder für eine eMail-Vorlesefunktion, nicht aber für wirklich automatisches Fahren. Etwa für Demente, die, so Bernhart, noch Auto benützen können, aber nicht mehr wissen, wohin sie wollen. Da bräuchte es völlig neue neuronale Netzwerke (deep neural networks), wie sie Google oder Uber für ihr Geschäft anwenden.
Zudem werde es große Unterschiede zwischen Stadt und Land geben, was schon mit der entsprechenden Netzinfrastruktur zusammenhängt. „Die Frage ist nicht, was technisch möglich, sondern was wirtschaftlich sinnvoll ist. Das wird die technische Entwicklung bestimmen“, so Bernd C. Datler, Asfinag, auf der Tagung. Laut der Experten werde es einfach nicht in allen dünn besiedelten Gebieten das für autonom fahrende Autos nötige G5-Netz geben.
Langer Übergang
Die Asfinag beschäftigt sich schon seit geraumer Zeit mit autonomem Fahren und hat bereits mehrere internationale Projekte mit Lkw durchgeführt. Grund, so Datler: „Das Kundenverhalten wird sich verändern, darauf will sich die Asfinag einstellen.“Er unterscheidet rund ums autonome Fahren drei große Bereiche: das vernetzte Fahren kooperative Systeme und automatisiertes Fahren.
Beim vernetzten Fahren sieht Datler die große Herausforderung, wie Autos mit und ohne Vernetzung z. B. die gleich guten Verkehrsinfos erhalten sollen. Es seien „kooperative Systeme“nötig. Die Tempolimitanzeigen werden damit auch mit autonomem Fahren nicht so schnell verschwinden, weil noch viele Jahre Autos mit Lenker unterwegs sein werden. Es stellt sich zudem das Problem der Datensicherheit.
Datler bezweifelt zudem, ob alle Verkehrssituationen mit neuronalen Netzwerken jemals abgedeckt werden können.
Oder ganz profan: Wer ist verantwortlich für die Wartung der nötigen Systeme? Was passiert, wenn die für selbstfahrende Autos sehr wichtigen Fahrstreifen durch Schnee bedeckt sind?