Kurier

Selbstfahr­ende Autos: Die Tücken im rauen Alltag

Fahrerlose Zukunft. Neben dem großen Potenzial zeichnen sich immer stärker die Hürden für selbstfahr­ende Autos ab.

- VON MARIA BRANDL

In Minen brauchen Lkw längst keine Fahrer mehr. Im normalen Verkehr ist dies anders. Aber auch hier wird intensiv daran gearbeitet, Lenker in Lkw wie Pkw zu ersetzen. Begründet wird dies mit weniger Verkehrsun­fällen, höherer Straßenkap­azität, geringeren Versicheru­ngsprämien, entspannte­rem Fahren und vielem mehr, wie auch die Tagung „Die fahrerlose Zukunft“des Autocluste­rs AC Styria sowie der ÖVG (Österreich­ischen Verkehrswi­ssenschaft­lichen Gesellscha­ft) an der TU Wien zeigte.

Der erste Schritt zum autonomen Fahren ist der Internet-Anschluss und der ist bereits heute bei uns in Neufahrzeu­gen, vor allem ab der Mittelklas­se, meist Standard. Bis 2020 rechnet AC-Styria-Geschäftsf­ührer Franz Lückler mit weltweit rund 250 Mio. solcherart vernetzter Autos.

Doch bis zum vollautono­men Fahren (der Lenker kann während der Fahrt schlafen) ist es noch ein sehr weiter Weg. Dafür reicht weder ein Standard-Internet-Anschluss noch die heutige Software. So betonte Wolfgang Bernhart, Unternehme­nsberatung Roland Berger, dass die heute ver- wendeten klassische­n Algorithme­n für einen Autobahnpi­loten reichten, oder für eine eMail-Vorlesefun­ktion, nicht aber für wirklich automatisc­hes Fahren. Etwa für Demente, die, so Bernhart, noch Auto benützen können, aber nicht mehr wissen, wohin sie wollen. Da bräuchte es völlig neue neuronale Netzwerke (deep neural networks), wie sie Google oder Uber für ihr Geschäft anwenden.

Zudem werde es große Unterschie­de zwischen Stadt und Land geben, was schon mit der entspreche­nden Netzinfras­truktur zusammenhä­ngt. „Die Frage ist nicht, was technisch möglich, sondern was wirtschaft­lich sinnvoll ist. Das wird die technische Entwicklun­g bestimmen“, so Bernd C. Datler, Asfinag, auf der Tagung. Laut der Experten werde es einfach nicht in allen dünn besiedelte­n Gebieten das für autonom fahrende Autos nötige G5-Netz geben.

Langer Übergang

Die Asfinag beschäftig­t sich schon seit geraumer Zeit mit autonomem Fahren und hat bereits mehrere internatio­nale Projekte mit Lkw durchgefüh­rt. Grund, so Datler: „Das Kundenverh­alten wird sich verändern, darauf will sich die Asfinag einstellen.“Er unterschei­det rund ums autonome Fahren drei große Bereiche: das vernetzte Fahren kooperativ­e Systeme und automatisi­ertes Fahren.

Beim vernetzten Fahren sieht Datler die große Herausford­erung, wie Autos mit und ohne Vernetzung z. B. die gleich guten Verkehrsin­fos erhalten sollen. Es seien „kooperativ­e Systeme“nötig. Die Tempolimit­anzeigen werden damit auch mit autonomem Fahren nicht so schnell verschwind­en, weil noch viele Jahre Autos mit Lenker unterwegs sein werden. Es stellt sich zudem das Problem der Datensiche­rheit.

Datler bezweifelt zudem, ob alle Verkehrssi­tuationen mit neuronalen Netzwerken jemals abgedeckt werden können.

Oder ganz profan: Wer ist verantwort­lich für die Wartung der nötigen Systeme? Was passiert, wenn die für selbstfahr­ende Autos sehr wichtigen Fahrstreif­en durch Schnee bedeckt sind?

 ??  ?? Ein Klassiker in der Diskussion rund um autonomes Fahren: Wie erkennen selbstfahr­ende Autos Fahrstreif­en auf Schneefahr­bahn?
Ein Klassiker in der Diskussion rund um autonomes Fahren: Wie erkennen selbstfahr­ende Autos Fahrstreif­en auf Schneefahr­bahn?
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Ford testet selbstfahr­ende Fusion-Hybridauto­s in einer stadtähnli­chen Versuchsan­lage in den USA

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