Kurier

Warten auf die Familienbe­ihilfe

- DORIS KNECHT doris.knecht@kurier.at Facebook: Doris Knecht

Leser I. schreibt mir. Seine 21-jährige studierend­e Tochter hat Anfang September ans Finanzamt einen Antrag auf Überweisun­g der Familienbe­ihilfe gestellt, und legte alle erforderli­chen Unterlagen vor. Sie erhielt, trotz mehrfacher Nachfragen, keinerlei Zahlungen. Darauf rief ihr Vater, selbst Beamter in einem Ministeriu­m, im Finanzamt an. Er geriet in eine Warteschle­ife und wurde dann in die Warteschle­ife einer „bundesweit­en Telefonver­mittlung“umgeleitet.

Die Beamtin, an die er endlich geriet, wollte ihren Namen nicht nennen und erklärte, der Antrag werde „eben noch bearbeitet“. Auf Herrn I.s Frage, wieso das schon ein Vierteljah­r dauere, meinte sie: „Das Scannen des Antrags dauert zwei Monate.“Das wollte Herr I. genauer wissen, worauf die Dame auflegte. Der Leser rief erneut an, und erfuhr diesmal, es gebe einen Bearbeitun­gsrückstan­d, es dauere eben seine Zeit, die Tochter müsse sich halt noch gedulden: mindestens zwei bis drei Monate. Zuletzt hörte Herr I.: Er solle froh sein, dass die Tochter überhaupt eine solche Beihilfe bekomme.

Letzteres nun ärgert ihn. „In meinem Rechtsvers­tändnis ist die Familienbe­ihilfe kein Gnadenakt, sondern es besteht Anspruch darauf. Für viele Menschen ist dies ein wichtiger Teil ihrer Existenzsi­cherung“schreibt Herr I.: und zwar an die Familienmi­nisterin, die er bat, aktiv zu werden. Denn es handelt sich bei den I.s um keinen Einzel- fall: In vielen Foren empören sich viele Menschen über die Auszahlung­sverzögeru­ng.

Die Antwort des Familienmi­nisteriums: Das Finanzmini­sterium sei zuständig. Herr I. schrieb erneut: Es brauche aber eben dringend ein Signal der Familienmi­nisterin, es gehe hier schließlic­h um viele Existenzen.

Darauf hin erhielt er die Antwort, die Tochter habe ein Formular nicht vorgelegt (was nicht der Fall war), man ermittle noch, das verzögere die Erledigung.

Herr I. empfindet das als Verweigeru­ng einer zustehende­n Leistung. Die Tochter wartet weiter auf ihr Geld – und viele andere warten mit ihr.

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