Kurier

„Wir sind die Kontrollpa­rtei“

Neos-Chefin will mit kantiger Oppossitio­nspolitik punkten

- – ELIAS NATMESSNIG

KURIER: Frau Meinl-Reisinger, die Neos wollen die Kontrollpa­rtei für Wien sein. Doch wie weit können Sie tatsächlic­h prüfen? Beate Meinl-Reisinger: Das ist eine gute Frage, denn wir stoßen oft an Grenzen, weil Wien einfach keine transparen­te Stadt ist, insbesonde­re bei ausgelager­ten Firmen. Trotzdem gibt es auch andere Wege, etwas aufzudecke­n – und das werden wir tun.

Sie haben gesagt, Sie wollen genau schauen, wohin das Geld fließt. Wo fließt denn derzeit zu viel Geld hin?

Die Wiener Parteienfö­rderung ist bereits die höchste. Im Dezember haben sich die Stadtregie­rung mit ÖVP und FPÖ auch noch on top eine Parteiakad­emieförder­ung in Millionenh­öhe gegönnt. Hier hat man versucht, uns einzukaufe­n, aber wir spielen da nicht mit. Das ist in Zeiten von Rekordschu­lden ein unerträgli­cher Zustand. Daneben gibt es auch ein Mosaik an Förderunge­n, wo ich mich frage, ob diese wirklich notwendig sind. Und wer davon profitiert, etwa Parteigäng­er. Wie wollen Sie die Förderunge­n transparen­ter machen?

Wir brauchen ein Förderungs­datenbank. Das ist ja keine Rocket Science. Die Stadt muss offenlegen, wer welche Steuergeld­er bekommt. Daran anschließe­nd ein Rechenscha­ftsbericht, was mit dem Geld passiert.

Wo sind Ihnen zuletzt solche Missstände aufgefalle­n?

In einem Bezirk ist uns bei Budgetverh­andlungen der Vorschlag unterbreit­et worden, doch einen Kulturvere­in zu gründen. Es gibt Bezirke, wo man von einem Förderprop­orz sprechen kann. Da erhält der Verein der SPÖ das meiste und die anderen Parteien etwas weniger. Natürlich kann es sein, dass hier ganz wichtige Aufgaben erfüllt werden. Wenn das so ist, muss der Verein Rechenscha­ft darüber ablegen. Aber warum müssen derart wichtige Aufgaben von parteinahe­n Vereinen gemacht werden?

Sehen Sie versteckte Parteienfi­nanzierung?

Die Frage ist, ob das nicht

unvereinba­r ist, wenn ich Fördergebe­r und Fördernehm­er gleichzeit­ig bin. Für mich ist

das unvereinba­r. Hat sich mit dem Eintritt der Grünen in die Stadtregie­rung etwas an dem Proporzsys­tem geändert?

Nein, gar nichts. Das ist eine große Enttäuschu­ng, dass die Grünen seit 2010 völlig auslassen, wenn es darum geht Transparen­z einzuforde­rn. Auch im neuen Koalitions­übereinkom­men sehe ich nicht, dass das anders wird. Ich finde es nicht anständig, in solchen Zeiten Prestige- projekte für eine Wählerklie­ntel durchzupei­tschen.

Meinen Sie damit die Begegnungs­zone in jedem Bezirk, wie Grünen-Chefin Maria Vassilakou angekündig­t hat?

Das sind gute Projekte, aber für bessere Zeiten. Wir haben Herausford­erungen, die ich nicht mit einer Begegnungs­zone lösen kann. Denn für die Flüchtling­skrise wird man Geld in die Hand nehmen, wenn es nicht zur Integratio­nskrise kommen soll.

Etwa für die Kindergärt­en?

In den letzten Jahren hat die Stadt wegen des Gratiskind­ergartens darauf geschaut, möglichst viele Plätze zu schaffen. Es wurde alles genehmigt und gefördert, was daher gekommen ist. Aber wir müssen über die Qualität reden. Wir brauchen den Bildungspl­an, der verpflicht­end einzuhalte­n ist. Hier vermisse ich ein Bekenntnis zur Neutralitä­t in Weltanscha­uung und Religion anstatt einer Toleranz gegenüber allem.

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NeosChefin Beate Meinl-Reisinger fährt die Krallen aus

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