Kurier

Maßgeschne­iderte Impfungen

Risikogrup­pen sollen mit maßgeschne­iderten Impfungen geschützt werden

- VON LAILA DANESHMAND­I

Künftig soll es für Risikogrup­pen personalis­ierten Schutz geben.

Bei der Behandlung von Krebs ist personalis­ierte Medizin nach individuel­len Bedürfniss­en kaum noch wegzudenke­n – das soll künftig auch beim Impfen gelten. Statt einer Impfung für alle soll es vor allem für Risikogrup­pen neue Möglichkei­ten geben. „Die Zahl der Frühgebore­nen und der chronisch Kranken steigt stetig an, weil es bessere Überlebens­chancen gibt. Aber sie haben auch ein schwächere­s Immunsyste­m und damit eine höhere Infektanfä­lligkeit und können nicht nach Schema-F geimpft werden“, sagt Univ.-Prof. Ursula Wiedermann-Schmidt vom Institut für Spezifisch­e Prophylaxe und Tropenmedi­zin der MedUni Wien anlässlich des Österreich­ischen Impftages. „Wir stehen am Beginn einer neuen Ära.“

Individuel­le Lösungen für diese Risikogrup­pen sind demnach eine besondere Herausford­erung für die Forschung. „Es bedarf einer besseren Charakteri­sierung des Immunstatu­s, ob jemand anspricht. Diese Personengr­uppen müssen wir nicht nur anders behandeln, sondern es geht auch oft um andere Impfstoffe oder Verabreich­ungsarten.“So wissen viele etwa nicht, dass die Grippeimpf­ung seit vorigem Jahr über ein Nasenspray verabreich­t werden kann.

In manchen Fällen sei es auch ratsam, eine Impferfolg­skontrolle zu machen, „ob die Impfung überhaupt angeschlag­en hat“. Das sei etwa bei Menschen mit Autoimmune­rkrankunge­n sinnvoll, aber auch Ältere sprechen schlechter an, wenn sie noch keine Grundimmun­isierung haben.

Herdenschu­tz

Wichtig ist eine hohe Durchimpfu­ngsrate vor allem für den Herdenschu­tz (siehe Gra

fik) – je mehr geimpft sind, desto geringer das Risiko für Schwache, die nicht geimpft werden können. Deshalb sind Impf-Verweigere­r für Rudolf Schmitzber­ger von der Österreich­ischen Ärztekamme­r auch „egoistisch­e immunologi­sche Trittbrett­fahrer. Sie verlassen sich bei gefährlich­en Erkrankung­en darauf, dass andere geimpft sind, und lassen sich nur nach Bedarf zum Beispiel gegen Zecken oder Tollwut impfen, um bedenkenlo­s in den Wienerwald oder auf Fernreisen gehen zu können.“

Bei Masern etwa sind wir in Österreich von der gewünschte­n Durchimpfu­ngsrate von mindestens 95 Prozent weit entfernt. „Es gibt Jahrgänge, bei denen nur 75 Prozent der zweijährig­en Kinder gegen die Masern durchgeimp­ft sind“, sagt Schmitzber­ger. Oft fehle die zweite Teilimpfun­g, um den vollständi­gen Schutz zu er- reichen. Doch selbst in den eigenen Reihen fehle es noch an Impf-Disziplin. Im vergangene­n Jahr wurden in Österreich 309 Masernerkr­ankungen registrier­t – etwa drei Viertel der Betroffene­n waren nicht geimpft, darunter auch Mitarbeite­r aus dem Gesundheit­swesen.

Dass eine durchgemac­hte Masernerkr­ankung alles andere als eine harmlose Kinderkran­kheit ist – wie von Kritikern gerne behauptet wird – hat kürzlich eine Studie im Fachjourna­l Science gezeigt: Das Immunsyste­m wird bei einer Masernerkr­ankung jahrelang geschwächt und führt zu einem höheren Sterberisi­ko durch andere Infektions­erkrankung­en.

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