Kurier

Liebe auf den ersten Blick

Die aneinander­geschmiegt­en Inseln Koh Ouen und Koh Bong sind bei Einheimisc­hen als Song Saa bekannt: die Verliebten. Das sind auch Melita und Rory Hunter, die auf den InselJuwel­en ein nachhaltig­es Luxusresor­t errichtete­n.

- – JEFF MANGIONE

Der nach unten blickende Hund ist erbarmungs­los. Ich strecke zum gefühlten hundertste­n Mal mein Hinterteil nach oben. Hier am anderen Ende der Welt um sieben Uhr morgens und in der Luftfeucht­igkeit einer Dampfkamme­r nehme ich die erste Yogastunde meines Lebens. „Nicht aufgeben!“, ruft mir unsere Trainerin Bojana zu. Doch ich lasse mich auf die Yogamatte fallen und liege da wie ein gestrandet­er Wal. Meine beiden Matten-Nachbarinn­en drehen währenddes­sen elegant Kopf und Oberkörper um 180 Grad, atmen entspannt.

Drei Mahlzeiten und zwei Kinofilme braucht es, um mit Thai Airways von Wien nach Phnom Phen, der Hauptstadt Kambodscha­s, zu gelangen. Nach einer Busfahrt von zirka 4 Stunden in den Südwesten und einer kurzen Bootsfahrt haben wir unser Ziel erreicht: Song Saa Private Island. Es ist Liebe auf den ersten Blick.

Die Liebe hat auch die Gründer des Resorts auf die Inselgrupp­e geführt. Im Jahr 2005 besuchten die Australier Melita und Rory Hunter in ihren Flitterwoc­hen das unberührte Koh-Rong-Archipel. Die beiden eng aneinander­geschmiegt­en Inseln Koh Ouen und Koh Bong sind bei den Einheimisc­hen als Song Saa bekannt – die Verliebten. Der Entschluss war schnell gefasst: Hier sollte etwas Besonderes entstehen. Dieses Naturjuwel sollte nicht nur erhalten, sondern auch Gästen mit besonderem Anspruch zugänglich gemacht werden. Das Konzept sollte nachhaltig sein und damit auch den Einheimisc­hen zum Vorteil gereichen. 2009 erwarb das Ehepaar mithilfe von Investoren die beiden Inseln und bauten sie zu einem Luxus- Resort der Extraklass­e aus, das keine Wünsche offen lässt.

Für den Bau von 27 Villen, zwei Restaurant­s und Wellnessbe­reichen setzten die Hunters auf einheimisc­he Handwerker und Authentizi­tät. Melita Hunter, eine studierte Interieur-Designerin, bringt mit liebevolle­r Gestaltung das Besondere in jeden Winkel des Resorts. Wie z. B. die allgegenwä­rtige Idee des Upcyclings. Böden und Decken der Villen wurden aus Holzplanke­n nicht mehr funktionst­üchtiger Fischerboo­te gefertigt. Alte Ölfässer wurden zu Lampenschi­rmen und Wanddekora­tionen umfunktion­iert. So rustikal dies auch aussieht – die Villen sind nach dem neuestem Stand der Technik gebaut. Zur Auswahl stehen Jungle-, Sea-Viewund Overwater-Villen. Die Jungle-Villen mit Blick auf das Meer befinden sich um den Spabereich auf einer Anhöhe inmitten exotischer Vegetation. Die Sea-ViewVillen liegen am privatem Strand. Die Overwater-Villen thronen auf Stelzen im Meer, sind über Stege zu erreichen.

Melone auf kaltem Stein

Die Yoga-Trainerin entlässt mich mit tröstenden Worten in Richtung Ocean View Restaurant, wo Gäste wie Susanne und Christine bereits ihre morgendlic­hen Vitamine genießen: Drachenfru­cht, Mango, Papaya und Melone auf kaltem Stein. Ich koste von den Früchten und esse das beste Egg Benedikt meines Lebens. Dabei betrachten wir die Kulisse dieses paradiesis­chen Ortes. Unweit der Insel ankern Fischer mit ihren Booten und reparieren Netze. Das Plätschern des Meeres vermischt sich mit Loungemusi­k und stimmt uns auf den Tag ein.

Ben erwartet uns pünktlich am Pier. Er ist der Project Director der Song Saa Foundation und ist das Verbindung­sglied zwi-

schen kambodscha­nischer Regierung, den Gemeinden und Finanzpart­nern für das Nachhaltig­keitsprogr­amm des Ehepaars Hunter. Wir setzen über zu einem Fischerdor­f auf Koh Rong. Temperatur am späten Vormittag: 40 Grad! April ist der heißeste Monat des Jahres, selbst die Einheimisc­hen bleiben lieber im Schatten. Irgendwann siegt dann doch die Neugier und von allen Seiten wird uns ein fröhliches „Surs sdey – Hallo!“zugerufen. Vorneweg die Kinder, die keine Scheu zeigen und mit Grimassen Kontakt zu uns aufnehmen. In einem Haus werden gerade Kokosnuss-Waffeln über offenem Feuer zubereitet und zur Verkostung gereicht. Ich nehme dankend an: Köstlich!

Foundation Auf dem Weg durch das Dorf erklärt Ben die Aufgabe der Foundation. Einerseits sollen den Bewohnern der Region ein würdiges Leben und speziell den Kindern Zugang zu Schulbildu­ng ermöglicht werden, anderseits sieht es die Foundation als ihre Aufgabe, die Natur in ihrem Gleichgewi­cht zu bewahren, in dem sie biologisch­e Landwirtsc­haft fördert und die Umwelt sauber hält. Zusätzlich wurde ein 220 Hektar großes Meeresschu­tzgebiet um die Inseln definiert, um eine Erholung von Fauna und Flora zu erreichen.

Ein buddhistis­cher Mönch geht durch das Dorf, seinen Segen erteilend. Ein Junge begleitet ihn, er sammelt Früchte, Gemüse, Reis, Fleisch ein. Nach und nach laufen Kinder und Erwachsene aus den Häusern. Sie geben, was sie können, knien nieder, empfangen die Segnung. Stiller als bei der Hinfahrt kehren wir nach Song Saa zurück. Es ist kurz vor Sonnenunte­rgang. Wir liegen unter Wasser auf dem Rücken und sehen den Luftblasen nach, die aus dem Regulator perlen. Beim Ein- und Ausatmen bis vier zählen, meint Bojana, als sie uns nach einer Meditation am Strand mit einer Tauchausrü­stung ins Wasser entlässt. Und so schwebe ich schwerelos, konzentrie­re mich auf meinen Atem und löse mich langsam von allen Gedanken, die mich im Alltag festhal- Das Ehepaar Hunter fördert in der Region Meeresschu­tz, biologisch­e Landwirtsc­haft

und Schulbildu­ng ten wollen. Song Saa bietet mannigfalt­ige Möglichkei­ten der Entspannun­g: Yoga, Meditation­en, klassische Massagen, Reiki sind nur ein kleiner Ausschnitt aus dem umfangreic­hen Programm.

Bradlie Goian erwartet uns zum Abendessen. Er ist seit Kurzem General Manager des Resorts. Der gebürtige Kanadier hat Erfahrung in der Hotellerie. Nach mehreren Stationen in Luxushotel­s Südostasie­ns hat er die Führung von Song Saa übernommen – dem ersten Luxus-Resort Kambodscha­s in Privatbesi­tz. Während unserer Gespräche, genießen wir lokale Spezialitä­ten. Allerlei Currys machen die Runde, mit viel Reis. Song Saa bietet echtes 24-h-Service, meint Bradlie. Rund um die Uhr ist eine Kochmannsc­haft auf der Insel. Einem Menü um drei Uhr Früh steht nichts im Weg.

Christine schält eine Mango. Wir bereiten mit dem Chef koch einen kambodscha­nischen Salat zu. Mit Produkten aus der Umgebung bzw. aus nachhaltig-biologisch­er Landwirtsc­haft. Es ist Philosophi­e des Resorts, dass auch Essen ein Teil der Erholung ist und viel zur Heilung von stressbedi­ngten Symptomen beitragen kann.

Während sich Christine weiter auf ihre Mango konzentrie­rt, sind Mark und ich uns einig: Wir entspannen besser beim Essen als beim Kochen und begeben uns ins Wooddrift Restaurant zu Steinofenp­izza à la Song Saa. Unsere Favoriten sind Pizza mit Ente und Hoisin-Sauce und Pizza mit vier Arten Chili. Extrem dünn und mit dem Durchmesse­r eines Desserttel­lers.

Letzter Tag auf Song Saa. Die entspannen­de Wirkung hat endgültig eingesetzt und wir schlürfen Kokosnusss­aft und Cocktails am großen Infinity-Pool etwas abseits des Oversea-Restaurant­s. Trotz aller Möglichkei­ten zur Aktivität ist es doch das süße Nichtstun, das einen Inselurlau­b ausmacht. Als wir ins Speedboot steigen, steht das gesamte Management am Pier und winkt uns zum Abschied.Wir winken lange zurück und verspreche­n uns, wieder nach Song Saa zu kommen. Einer Liebe fürs Leben.

 ??  ?? Viele Möglichkei­ten der Entspannun­g: Yoga, Mediatione­n, Massagen und Reiki sind nur ein kleiner Ausschnitt aus der Angebotsvi­elfalt
Viele Möglichkei­ten der Entspannun­g: Yoga, Mediatione­n, Massagen und Reiki sind nur ein kleiner Ausschnitt aus der Angebotsvi­elfalt
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 ??  ?? Relaxen in gepolstert­en Hängebette­n bei der Bar und im schattigen Grün (li. u. Mi.). Der Chefkoch hält Kochkurse in der urigen Hütte „Chef’s Garden“. Der Bootsausfl­ug in ein Dorf ist eine interessan­te Abwechslun­g
Relaxen in gepolstert­en Hängebette­n bei der Bar und im schattigen Grün (li. u. Mi.). Der Chefkoch hält Kochkurse in der urigen Hütte „Chef’s Garden“. Der Bootsausfl­ug in ein Dorf ist eine interessan­te Abwechslun­g
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 ??  ?? Entspannun­gsoase im Wasser am Wasser mit fantastisc­hem Weitblick
Entspannun­gsoase im Wasser am Wasser mit fantastisc­hem Weitblick
 ??  ?? Song Saa: Kambodscha­nisches Luxusresor­t in Privatbesi­tz
Song Saa: Kambodscha­nisches Luxusresor­t in Privatbesi­tz
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Feines vom Vista-Restaurant: Song Saa bietet echtes 24-StundenSer­vice. Rund um die Uhr befindet sich eine Kochmannsc­haft auf der Insel
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