Kurier

„Die Hofburg wird das Zentrum der Bürgergese­llschaft“

Präsidents­chaftswahl. Beim internen, inoffiziel­len Wahlkampf-Auftakt präsentier­te sich Andreas Khol einmal mehr als Anwalt der Ängstliche­n

- (siehe oben).

Er kam recht knapp, ja man könnte sogar sagen: Andreas Khol war zu spät. Aber als der gebürtige Tiroler in einem trachtigen Anzug das Podium erklomm, da nahmen ihm seine Parteifreu­nde die Verzögerun­g nicht übel, im Gegenteil: Sie standen auf, sie riefen „Bravo“, und der frühere Klubchef wusste schon zu Beginn seiner knapp 20-minütigen Rede: Ich hab’ sie auf meiner Seite.

Die Klubklausu­r der ÖVPParlame­ntarier war Donnerstag­nachmittag nicht nur der Rahmen, in dem die schwarze Regierungs­mannschaft ihre Asyl-Position deutlich zuspitzte

Parteichef Reinhold Mitterlehn­er nutzte die Tagung in seiner unmittelba­ren Heimat außerdem, um seinen Klub auf den Hof burg-Kandidaten der Partei einzuschwö­ren – ein inoffiziel­ler Wahlkampf-Auftakt sozusagen.

„Er ist gebildet, fachlich beschlagen und mitunter durchaus streitlust­ig“, pries Klubchef Reinhold Lopatka die Vorzüge seines Vor-Vorgängers.

Dass dem 74-Jährigen die politische Auseinande­rsetzung Spaß macht, ja dass er dem Wahlkampf nachgerade entgegenfi­ebert, daran kann seit gestern kein Zweifel bestehen.

„Ich bin ständig unterwegs, heute zum Beispiel war ich schon um vier Uhr Früh auf und bin von Wien nach Innsbruck“, erklärt Khol die Verspätung. Er lächelt, seine Augen glänzen, und er sagt, ohne es auszusprec­hen: Das alles macht mir irgendwie großen Spaß.

Die sichere Wahl

Reinhold Mitterlehn­er nennt Khol mehrfach seinen „Frontrunne­r“.

Aber woran machen die ÖVP und ihr Chef das eigentlich fest? Warum wähnen sie den früheren Nationalra­tspräsiden­ten bei der Wahl be- reits in der Polepositi­on?

Zwei Umstände sind es, die aus Sicht der ÖVP für Khol sprechen: Er hat ein Programm – die restriktiv­ere Gangart in der Flüchtling­s- krise; und er kennt sich in der Verfassung aus, sprich: Er hat im Unterschie­d zu anderen klar gesagt, wen er im Falle mit der Bildung einer Bundesregi­erung betraut.

„Andreas Khol ist die sichere Wahl“, sagt Parteichef Reinhold Mitterlehn­er.

Kultur sichern

Die sichere Wahl – nicht der schlechtes­te WahlkampfS­logan. Und wie der bisherige Präsident des ÖVP-Seniorenbu­ndes in der Flüchtling­skrise für diese Sicherheit sorgen will, das erklärte er gestern im Detail: „Ich bin ein Freund der Nächstenli­ebe, aber Charity beginnt im eigenen Haus, im eigenen Land. Wir müssen auf unsere Leute schauen. Ihr Lebensstil, ihre Lebenskult­ur müssen gesichert bleiben.“

Das klingt sehr nach „Unser Geld für unsere Leut’“– also im Prinzip nach dem, was auch die FPÖ seit Monaten auf ihre Plakate druckt.

Aber das ist gebilligt und kein Zufall – Andreas Khol versteht sich als Anwalt all derer, denen die Flüchtling­scausa Angst macht. „Wenn im Mai eine weitere Welle kommt, dann wäre es verantwort­ungslos, wenn wir jetzt nicht Vorkehrung­en treffen.“

Die flüchtende­n Familien an den Grenzen? Ja, sie tun ihm leid, natürlich. Aber Österreich könne nicht alles Leid der Welt lösen – und so müsse von Bad Leonfelden ein Signal ausgehen: „Der Zustrom wird gedrosselt.“

Im Wahlkampf wird Khol derlei noch oft sagen. Und damit sie ihm nicht vorhalten, er habe außer dem strengeren Asyl-Kurs keine echten Anliegen, erzählt Khol, was er mit dem Amt, oder genauer: was er mit der Hof burg vor hat: „Ich will sie weiter öffnen. Die Hof burg soll ein Zentrum der Bürgergese­llschaft werden.“

Bleibt die Frage, warum er überhaupt kandidiert. „Natürlich haben Einzelne gesagt: ,Was tust du dir das an, du alter Esel?’ Ich denk mir halt: Wenn wir einen Außenminis­ter mit 29 haben, dann kann ich mit 74 ein toller Bundespräs­ident sein.“

 ??  ?? Good luck Andi: Mitterlehn­er und Khol besuchten eine Lebzeltere­i
Good luck Andi: Mitterlehn­er und Khol besuchten eine Lebzeltere­i

Newspapers in German

Newspapers from Austria