Kurier

Nachholbed­arf lässt Firmen auf Aufträge hoffen

Modernisie­rung. Infrastruk­tur und veraltete Industrien müssen in den nächsten Jahren erneuert werden

- – FRANZ JANDRASITS

Die Ziele der österreich­ischen Wirtschaft für Geschäfte im Iran sind für die nähere Zukunft mehr als ehrgeizig: Bis 2020 soll das Außenhande­lsvolumen von derzeit etwa 230 Millionen auf rund eine Milliarde Euro vervierfac­ht werden.

Motor für das erhoffte große Geschäft ist der gewaltige Nachhol- und Modernisie­rungsbedar­f im 80-Millionen-Land am Persischen Golf nach den Jahren der Sanktionen. Dieser Nachholbed­arf reicht vom Ausbau der Infrastruk­tur über die Modernisie­rung der Öl- und Gasindustr­ie bis zum Ausbau in der Konsumgüte­rindustrie – hier vor allem in der Autoproduk­tion.

Durch die jahrelange Isolierung hatte das Land, dessen Industrie recht breit aufgestell­t ist, keinen Zugang zu neuen technologi­schen Entwicklun­gen. Die Produktion­sanlagen sind – wenn die Produktion aus Devisenman­gel als Folge der Sanktionen nicht überhaupt eingestell­t werden musste – zum Teil völlig veraltet. Österreich­ischen Anlagenund Maschinenb­auern sowie Industrie-Aus- rüstern winken daher in den kommenden Jahren zahlreiche Aufträge.

In der Öl- und Gasbranche dagegen dürfte das österreich­ische Engagement bescheiden bleiben. Die OMV, die vor den Sanktionen noch große Pläne auf dem Gassektor gewälzt hatte, will sich künftig nur in Nischen in der Ölförderun­g beteiligen. Etwa die Ausbeutung bereits weitgehend ausgeförde­rter Ölfelder mit speziellen Technologi­en. Denn der Fokus in der OMV-Gassparte liegt mittlerwei­le auf einer Kooperatio­n mit dem russischen Energierie­sen Gazprom.

Um elt-Technologi­en

Neben der technologi­schen Erneuerung der meisten Industrieb­ranchen gibt es laut der Außenhande­lsorganisa­tion der heimischen Wirtschaft­skammer Chancen auch in zahlreiche­n Sparten, in denen österreich­ische Unternehme­n technologi­sch weltweit mit an der Spitze sind. Etwa im Bereich Energieeff­izienz und bei erneuerbar­en Energien. Auch auf dem Gebiet der Abfallwirt­schaft und für

Umwelttech­nologien gebe es große Chancen im Iran. Ein weiterer Vorteil für rot-weiß-rote Firmen ist, dass Österreich traditione­ll einen guten Ruf genießt. Unter anderem kommt den heimischen Unternehme­n zugute, dass Österreich seine Kulturinst­itute im Iran auch während der Sanktionen offen hielt.

Die Unternehme­n werden allerdings mittelfris­tig ihr Geschäftsm­odell ändern müssen, um langfristi­g im Geschäft zu bleiben. Denn der Iran will verhindern, dass er sich zum reinen Abnehmerma­rkt für westliche Produkte oder zur verlängert­en Werkbank der Industries­taaten entwickelt. Das Land will selbst zum Exporteur moderner Technologi­en in die unmittelba­ren Nachbarlän­der werden. Daher will der Staat Betriebsan­siedlungen ausländisc­her Unternehme­n mit steuerlich­en Anreizen fördern. Auch die Übernahme iranischer Unternehme­n durch ausländisc­he Investoren soll laut ersten Ankündigun­gen nach der Einigung im Atomstreit im Sommer 2015 bis zu 100 Prozent möglich sein.

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