Nachholbedarf lässt Firmen auf Aufträge hoffen
Modernisierung. Infrastruktur und veraltete Industrien müssen in den nächsten Jahren erneuert werden
Die Ziele der österreichischen Wirtschaft für Geschäfte im Iran sind für die nähere Zukunft mehr als ehrgeizig: Bis 2020 soll das Außenhandelsvolumen von derzeit etwa 230 Millionen auf rund eine Milliarde Euro vervierfacht werden.
Motor für das erhoffte große Geschäft ist der gewaltige Nachhol- und Modernisierungsbedarf im 80-Millionen-Land am Persischen Golf nach den Jahren der Sanktionen. Dieser Nachholbedarf reicht vom Ausbau der Infrastruktur über die Modernisierung der Öl- und Gasindustrie bis zum Ausbau in der Konsumgüterindustrie – hier vor allem in der Autoproduktion.
Durch die jahrelange Isolierung hatte das Land, dessen Industrie recht breit aufgestellt ist, keinen Zugang zu neuen technologischen Entwicklungen. Die Produktionsanlagen sind – wenn die Produktion aus Devisenmangel als Folge der Sanktionen nicht überhaupt eingestellt werden musste – zum Teil völlig veraltet. Österreichischen Anlagenund Maschinenbauern sowie Industrie-Aus- rüstern winken daher in den kommenden Jahren zahlreiche Aufträge.
In der Öl- und Gasbranche dagegen dürfte das österreichische Engagement bescheiden bleiben. Die OMV, die vor den Sanktionen noch große Pläne auf dem Gassektor gewälzt hatte, will sich künftig nur in Nischen in der Ölförderung beteiligen. Etwa die Ausbeutung bereits weitgehend ausgeförderter Ölfelder mit speziellen Technologien. Denn der Fokus in der OMV-Gassparte liegt mittlerweile auf einer Kooperation mit dem russischen Energieriesen Gazprom.
Um elt-Technologien
Neben der technologischen Erneuerung der meisten Industriebranchen gibt es laut der Außenhandelsorganisation der heimischen Wirtschaftskammer Chancen auch in zahlreichen Sparten, in denen österreichische Unternehmen technologisch weltweit mit an der Spitze sind. Etwa im Bereich Energieeffizienz und bei erneuerbaren Energien. Auch auf dem Gebiet der Abfallwirtschaft und für
Umwelttechnologien gebe es große Chancen im Iran. Ein weiterer Vorteil für rot-weiß-rote Firmen ist, dass Österreich traditionell einen guten Ruf genießt. Unter anderem kommt den heimischen Unternehmen zugute, dass Österreich seine Kulturinstitute im Iran auch während der Sanktionen offen hielt.
Die Unternehmen werden allerdings mittelfristig ihr Geschäftsmodell ändern müssen, um langfristig im Geschäft zu bleiben. Denn der Iran will verhindern, dass er sich zum reinen Abnehmermarkt für westliche Produkte oder zur verlängerten Werkbank der Industriestaaten entwickelt. Das Land will selbst zum Exporteur moderner Technologien in die unmittelbaren Nachbarländer werden. Daher will der Staat Betriebsansiedlungen ausländischer Unternehmen mit steuerlichen Anreizen fördern. Auch die Übernahme iranischer Unternehmen durch ausländische Investoren soll laut ersten Ankündigungen nach der Einigung im Atomstreit im Sommer 2015 bis zu 100 Prozent möglich sein.