Blutiger Terror im Zentrum Jakartas: Tote, aber Massaker verhindert
Indonesien. Behörden sprechen von sieben Tätern – stundenlange Feuergefechte im Stadtzentrum.
Es war ein Angriff, der Erinnerungen an eine Vergangenheit wachrief, die man in Indonesien hinter sich geglaubt hatte. Mehrere Terroristen griffen im Zentrum der indonesischen Hauptstadt Jakarta gestern im Stil der Attentäter von Paris einen Polizeiposten und das Restaurant einer US-Kaffeehauskette an. Anscheinend warfen sie Handgranaten und schossen um sich, ehe sie sich in einem Einkaufszentrum mit angrenzendem Kino bzw. Theater verschanzten. Augenzeugen hörten bis zu sechs Explosionen und stundenlange Schusswechsel.
In Anbetracht dieses Szenen ging die Tat glimpflich aus: Insgesamt starben laut Polizei sieben Menschen. Fünf von ihnen waren Attentäter. Zwei davon wurden erschossen, drei sprengten sich in die Luft, unterschiedlichen Meldungen zufolge wurden zwei Angreifer festgenommen. Dutzende Menschen wurden verletzt. Darunter laut Außenministerium in Wien ein österreichischer Geschäftsmann, der am Arm verletzt und operiert wurde. Unter den Verletzten befindet sich auch ein niederländischer UN-Mitarbeiter.
Rasche Reaktion
Die Tat hatte sich mitten im Geschäftsviertel der ZehnMillionen-Stadt neben dem Büro der UNOsowie in unmittelbarer Umgebung zahlreicher Botschaften ereignet. Dass es bei dem Anschlag in diesem belebten Bezirk nicht weitaus mehr Tote gab, ist wohl der raschen Reaktion der Polizei zu verdanken. Binnen weniger Minuten waren Spezialkommandos am Anschlagsort, wodurch die Sicherheitskräfte die Attentäter in kurzer Zeit in dem Einkaufszentrum sowie dem Kino festnageln konnten, ohne dass diese Geiseln nehmen konnten. Die Belagerung dauerte dann rund drei Stunden. Die Innenstadt wurde weiträumig abgesperrt.
Nach Erstürmung des Kinos gaben die Behörden bekannt, alle Angreifer getötet oder festgenommen zu haben. Präsident Jako Widodo sprach von einem Terrorakt. Der Polizeichef von Jakarta schrieb den Anschlag der Terrormiliz „Islamischer Staat“(IS) zu und nannte den Namen eines verdächtigen indonesischen Hintermannes in Syrien oder dem Irak: Bahrun Naim. Eine IS-nahe Internetseite sprach auch von einem Angriff des IS.
Schon seit Neujahr waren die indonesischen Behörden alarmiert. Es gab direkte Warnungen des IS vor einem „Konzert in Indonesien“, das Schlagzeilen machen werde. Rund 200 Indonesier kämpfen angeblich aufseiten des IS in Syrien und dem Irak – verhältnismäßig wenige, bedenkt man, dass Indonesien mit 243 Mio. Einwohnern das bevölkerungsreichste mehrheitlich (rund 90 Prozent) muslimische Land ist.
Dabei hatte Indonesien in jüngerer Vergangenheit durchaus ein IslamismusProblem: Es gab Anschläge auf Kirchen im Jahr 2000 (19 Tote), den Bali-Anschlag 2002 (202 Tote) und zahlreiche Anschläge auf Hotels in Jakarta sowie ein weiteres Mal auf Bali zwischen 2003 und 2009. In den vergangenen Jahren aber blieben große Anschläge aus.