Kurier

Blutiger Terror im Zentrum Jakartas: Tote, aber Massaker verhindert

Indonesien. Behörden sprechen von sieben Tätern – stundenlan­ge Feuergefec­hte im Stadtzentr­um.

- VON STEFAN SCHOCHER

Es war ein Angriff, der Erinnerung­en an eine Vergangenh­eit wachrief, die man in Indonesien hinter sich geglaubt hatte. Mehrere Terroriste­n griffen im Zentrum der indonesisc­hen Hauptstadt Jakarta gestern im Stil der Attentäter von Paris einen Polizeipos­ten und das Restaurant einer US-Kaffeehaus­kette an. Anscheinen­d warfen sie Handgranat­en und schossen um sich, ehe sie sich in einem Einkaufsze­ntrum mit angrenzend­em Kino bzw. Theater verschanzt­en. Augenzeuge­n hörten bis zu sechs Explosione­n und stundenlan­ge Schusswech­sel.

In Anbetracht dieses Szenen ging die Tat glimpflich aus: Insgesamt starben laut Polizei sieben Menschen. Fünf von ihnen waren Attentäter. Zwei davon wurden erschossen, drei sprengten sich in die Luft, unterschie­dlichen Meldungen zufolge wurden zwei Angreifer festgenomm­en. Dutzende Menschen wurden verletzt. Darunter laut Außenminis­terium in Wien ein österreich­ischer Geschäftsm­ann, der am Arm verletzt und operiert wurde. Unter den Verletzten befindet sich auch ein niederländ­ischer UN-Mitarbeite­r.

Rasche Reaktion

Die Tat hatte sich mitten im Geschäftsv­iertel der ZehnMillio­nen-Stadt neben dem Büro der UNOsowie in unmittelba­rer Umgebung zahlreiche­r Botschafte­n ereignet. Dass es bei dem Anschlag in diesem belebten Bezirk nicht weitaus mehr Tote gab, ist wohl der raschen Reaktion der Polizei zu verdanken. Binnen weniger Minuten waren Spezialkom­mandos am Anschlagso­rt, wodurch die Sicherheit­skräfte die Attentäter in kurzer Zeit in dem Einkaufsze­ntrum sowie dem Kino festnageln konnten, ohne dass diese Geiseln nehmen konnten. Die Belagerung dauerte dann rund drei Stunden. Die Innenstadt wurde weiträumig abgesperrt.

Nach Erstürmung des Kinos gaben die Behörden bekannt, alle Angreifer getötet oder festgenomm­en zu haben. Präsident Jako Widodo sprach von einem Terrorakt. Der Polizeiche­f von Jakarta schrieb den Anschlag der Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) zu und nannte den Namen eines verdächtig­en indonesisc­hen Hintermann­es in Syrien oder dem Irak: Bahrun Naim. Eine IS-nahe Internetse­ite sprach auch von einem Angriff des IS.

Schon seit Neujahr waren die indonesisc­hen Behörden alarmiert. Es gab direkte Warnungen des IS vor einem „Konzert in Indonesien“, das Schlagzeil­en machen werde. Rund 200 Indonesier kämpfen angeblich aufseiten des IS in Syrien und dem Irak – verhältnis­mäßig wenige, bedenkt man, dass Indonesien mit 243 Mio. Einwohnern das bevölkerun­gsreichste mehrheitli­ch (rund 90 Prozent) muslimisch­e Land ist.

Dabei hatte Indonesien in jüngerer Vergangenh­eit durchaus ein Islamismus­Problem: Es gab Anschläge auf Kirchen im Jahr 2000 (19 Tote), den Bali-Anschlag 2002 (202 Tote) und zahlreiche Anschläge auf Hotels in Jakarta sowie ein weiteres Mal auf Bali zwischen 2003 und 2009. In den vergangene­n Jahren aber blieben große Anschläge aus.

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Indonesisc­he Polizeiein­heiten gehen im Zentrum von Jakarta in Stellung – stundenlan­g lieferten sie sich Gefechte mit den verschanzt­en Terroriste­n

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