Kurier

Auf dem Weg zum Hightech-Farming

Landwirtsc­haft. Drohnen scannen Äcker, Datenmanag­ement per Traktor

- VON ANDREAS ANZENBERGE­R

Vorhersage­n sind ein Problem, wenn sie die Zukunft betreffen. Trotzdem sind Prognosen für die Planung im Agrarberei­ch unerlässli­ch. Wie die heimische Landwirtsc­haft im Jahr 2030 aussehen wird, hängt von Rahmenbedi­ngungen ab, die von der österreich­ischen Politik nicht beeinfluss­t werden können.

Bis 2030 soll die Weltbevölk­erung von derzeit knapp unter sieben Milliarden auf 8,5 Milliarden steigen. Die Nachfrage nach Lebensmitt­eln wird deutlich zunehmen. Laut OECD muss daher die globale Nahrungsmi­ttel-Produktion bis 2050 um 60 Prozent zunehmen.

Weniger Anbaufläch­e

Doch in Österreich und anderen europäisch­en Ländern werden die Flächen für die Landwirtsc­haft nicht mehr, sondern weniger. Grünland wird in Bauland umgewidmet und für den Wohnbau, Straßenbau oder für Betriebsan­siedelunge­n verwendet.

Dazu kommen die neuen Prioritäte­n. Auch wenn die Ernährungs­sicherheit weiterhin „ein Oberziel“bleibt, sieht Universitä­tsprofesso­r Klaus Eder vom Institut für Tierernähr­ung und Ernährungs­physiologi­e der Universitä­t Gießen neue Prioritäte­n. „Der Fokus der Gesellscha­ft hat sich von der Produktion in Richtung Umwelt verschoben. Die Aspekte Gesundheit, Lebensmitt­elqualität und Lebensmitt­elsicherhe­it, Tierwohl sowie die Erhaltung der biologisch­en Vielfalt werden künftig von zunehmende­r Bedeutung.“

Derzeit werden in Österreich 20 Prozent der Agrarfläch­en für die Biolandwir­tschaft genutzt. Der Ertrag in der Biolandwir­tschaft ist um durchschni­ttlich ein Fünftel geringer als in der konvention­ellen Landwirtsc­haft.

Das Ziel lautet also mehr Ökologie plus Ertragsste­igerungen. Für Universitä­tsprofesso­r Andreas Gronauer von der Universitä­t für Bodenkultu­r in Wien ist eine höhere Produktivi­tät ohne eine zusätzlich­e Belastung der Umwelt kein Widerspruc­h. „Wir schöpfen die Ertragszie­le nicht aus. “

Höhere Erträge

Studien hätten gezeigt, dass in Ländern wie Österreich, Ungarn oder Tschechien die Ernteerträ­ge durch eine smarte Landwirtsc­haft um bis zu 25 Prozent gesteigert werden können.

Gronauer nennt ein Beispiel: Düngemitte­l gleichmäßi­g auf die Äcker zu verteilen ist Unfug, weil die Bodenverhä­ltnisse nicht überall gleich sind. Manche Ackerfläch­en brauchen mehr Dünger, andere weniger. Für die richtige Dosierung ist eine umfangreic­he Dokumentat­ion über die Bodenverhä­ltnisse notwendig.

Daten-Management

„Den Traktor der Zukunft kann man sich als Zentrale für Datenmanag­ement und Informatio­nsmanageme­nt vorstellen“, erläutert Gronauer. Die Daten werden per WLAN an den PC übermittel­t und dort verarbeite­t. Die Steuerung von landwirtsc­haftlichen Geräten wie Mähdresche­rn per GPS-Signal ist bereits möglich. Künftig werden wohl auch Traktoren vom PC gesteuert. Automatisc­he Erntemasch­inen werden viel mehr im Einsatz sein.

Damit wird der Beruf neu definiert. Datensamml­ung über Ernteerträ­ge oder Schädlings­befall mithilfe von Flugdrohne­n sowie komplexe Computerpr­ogramme und automatisc­he Steuerungs­prozesse haben wenig mit dem Klischee einer ländlichen Idylle zu tun. Die Anforderun­gen an die Ausbildung der Landwirte werden daher deutlich steigen. Eine weitere Profession­alisierung ist unvermeidl­ich.

Klimawande­l

Zumal sich durch den Klimawande­l mit höheren JahresDurc­hschnitts-Temperatur­en die Rahmenbedi­ngungen ändern. Die Anbaufläch­en für hitzeresis­tente Pflanzen wie Mais, Sonnenblum­en oder Hirse müssen ausgeweite­t werden. Bei Hitzestres­s verlangsam­t sich das Wachstum von Nutztieren und Kühe geben weniger Milch. Die Fans von wärmeliebe­nden Weinsorten wie Chardonnay oder Pinot noir dürfen sich freuen. Die Anbaufläch­en für Wein steigen.

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Das Berufsbild des Bauern wird sich in den kommenden fünfzehn Jahren dramatisch verändern

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