Kurier

Lebensmitt­elexporte trotz Russlandkr­ise im Plus, aber auch mehr Billig-Importe

- – SIMONE HOEPKE

Handelsbil­anz. Der russische Importstop­p auf Lebensmitt­el aus der EU trifft auch jene Länder, die nur in homöopathi­schen Mengen nach Moskau geliefert haben. Österreich zum Beispiel. Von den rot-weiß-roten Agrar- und Lebensmitt­elexporten gingen vor dem Embargo gerade einmal drei Prozent nach Russland – jetzt sind es 1,5 Prozent. Dennoch kamen viele Produzente­n unter Druck, weil die Preise infolge des Überangebo­tes am europäisch­en Markt erodierten.

Vor diesem Hintergrun­d feiert die Agrarmarkt Austria (AMA) ein Exportplus von 2,5 Prozent im abgelaufen­en Jahr als Erfolg. Laut Hochrechnu­ng dürften die Agrarexpor­te erstmals an der Marke von zehn Milliarden Euro kratzen. Zugelegt haben hochverarb­eitete Lebensmitt­el wie Säfte, Energy Drinks und Süßwaren. So hat auch das Exportplus in die USA (+41 Prozent) einen Namen: Red Bull. Der Salzburger Hersteller hat 2015 offenbar wieder mehr Dosen von Österreich aus in die USA geschickt – statt vom Abfüllstan­dort in der Schweiz.

Preisrutsc­h

Vom Preisverfa­ll betroffen waren vor allem verarbeite­te Produkte, sagt AMA-Chef Michael Blass. Laut Berechnung­en der Welternähr­ungsorgani­sation FAO sind die weltweiten Preise für agrarische Produkte 2015 um ein Fünftel eingebroch­en. Blass hofft, dass die österreich­ischen Exportinit­iativen in Asien greifen. Österreich hat 2015 zwar die Ausfuhren nach China um 2,9 Prozent gesteigert, absolut gesehen ist das Exportvolu­men mit 46 Millionen Euro aber bescheiden. Zum Ver- gleich: Deutschlan­d, wichtigste­r Abnehmer für Lebensmitt­el Made in Austria, hat im Vorjahr um 3,5 Milliarden Euro in Österreich eingekauft. Auf den Rängen folgen Italien (1,23 Mrd. Euro) und die USA (642 Millionen).

Nicht nur die Exporte nehmen zu. Österreich hat 2015 mengenmäßi­g um 7,4 Prozent mehr agrarische Produkte eingeführt, wertmäßig betrug der Zuwachs 2,3 Prozent. Anders gesagt: Es kommt mehr billige Ware ins Land. Auch, weil es in den Supermärkt­en mehr Eigenmarke­n gibt. Wer diese herstellt, ist für Konsumente­n oft gar nicht ersichtlic­h. Meist sind es Hersteller aus dem Ausland, die besonders günstig liefern. Blass dazu: „Mit der Ostöffnung hat auch der Austausch von Waren mit diesen Ländern an Bedeutung gewonnen.“

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