Kurier

Internet verringert globale Ungerechti­gkeit nicht, sondern verstärkt sie sogar noch

- – H. SILEITSCH-PARZER

Digitale Kluft. Seit Jahren wird kolportier­t: Der Internet-Zugang eröffne den ärmsten Gegenden der Welt neue Geschäftsc­hancen. Jetzt zieht die Weltbank ein ernüchtern­des Resümee: Online-Zugang, Internet und Smartphone­s werfen nicht die erwartete „digitale Dividende“in Form von mehr Wachstum, Jobs und besseren öffentlich­en Services ab. Profitiert hätten primär reiche und einflussre­iche Menschen rund um den Globus.

Seit 2005 habe sich zwar die Zahl der Internet-User verdreifac­ht. Ganze 4,2 Milliarden Menschen sind aber ohne Online-Zugang – davon 1,1 Milliarden Inder, 755 Millionen Chinesen und 213 Millionen Indonesier. „Wir müssen aufpassen, keine neue soziale Unterschic­ht zu schaffen“, warnte Weltbank-Ökonom Kaushik Basu am Donnerstag.

Es gibt freilich positive Beispiele: In Ostafrika zahlen mehr als 40 Prozent der Erwachsene­n ihre Rechnungen per Mobiltelef­on. In China schufen e-Commerce-Plattforme­n acht Millionen neue Kleinunter­nehmer, davon ein Drittel Frauen. Indien hat binnen fünf Jahren eine Milliarde Menschen digital erfasst und Korruption abgebaut.

Negative Folgen gab es für den Arbeitsmar­kt: Digitale Jobs erfordern Kompetenze­n und verdrängen Routinetät­igkeiten. Diese Jobs sind schlecht bezahlt und es rangeln mehr Arbeitnehm­er darum.

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