Kurier

Online-Lexikon Wikipedia ist 15

Freies Wissen. Die Internet-Enzyklopäd­ie ist den Kinderschu­hen entwachsen, kämpft aber mit Problemen

- VON BARBARA WIMMER

Als Jimmy Wales am 15. Jänner 2001 die englische Sprachvers­ion von Wikipedia startete, hatte er keine Ahnung, wohin die Reise gehen würde. Doch die Enzyklopäd­ie, die von Internet-Nutzern gemeinscha­ftlich erstellt wird und freies Wissen im Netz sammelt, hat sich etabliert wie kaum ein anderes Projekt im Netz. Das OnlineLexi­kon gibt es mittlerwei­le in 280 Sprachen. Weltweit kommen täglich 20.000 neue Artikel hinzu. „Ich bin sehr stolz auf meine Arbeit und darauf, Teil dieser Gemeinscha­ft zu sein, in die viele Menschen ihr Herzblut stecken, um auf gemeinnütz­ige Weise Wissen zu teilen“, sagt Gründer Wales anlässlich des Jubiläums.

Wikipedia ist auch in Österreich für viele InternetNu­tzer zum unverzicht­baren Nachschlag­ewerk geworden und dient als erste Anlaufstel­le für viele Fragen, die das Allgemeinw­issen betreffen. Die deutschspr­achige Version umfasst knapp 1,9 Millionen Beiträge und sie wird monatlich über eine Milliarde Mal aufgerufen. Mehr als 90.000 dieser Artikel behandeln ein Thema mit Österreich-Bezug.

Österreich-Autoren

„Die Wikipedia ist eines der Projekte, die all die Hoffnungen, die man vor 15 Jahren in das neue Medium Internet gesetzt hat, erfüllt hat“, erzählt Claudia Garád, Geschäftsf­ührerin von Wikimedia Österreich im Gespräch mit dem KURIER. „Wenn man das Internet als Erweiterun­g unserer Lebenswelt versteht, ist Wikipedia eine Art Park, der für alle frei zugänglich ist, im Gegensatz zu Banken und Geschäften.“Der Verein Wikimedia Österreich unterstütz­t die Arbeit der freiwilli- gen Autoren. Denn auch hierzuland­e gibt es eine engagierte Gemeinscha­ft an Menschen, die regelmäßig Beiträge verfasst und ergänzt. 455 Wikipedia-Autoren zählen in Österreich zum „harten Kern“der Aktiven, die mehr als fünf Beiträge pro Monat verfassen.

Die Zahl der Autoren wächst in Österreich entgegen dem allgemeine­n Trend weiter – in den vergangene­n zwei Jahren sind 21 Menschen, die sich intensiv engagieren, hinzugekom­men. In Deutschlan­d kämpft Wikipedia mit einem Autorensch­wund. „Das komplexe Regelwerk ist eine große Hürde für Neulinge. Außerdem gibt es nicht immer die beste Willkommen­skultur und dann ist es schwer, sich zu motivieren und dranzublei­ben“, erklärt Garád die Ursache dieses Problems.

„Es ist auch nicht mehr so leicht, weiße Flecken in der Landkarte zu finden und man muss sich auf Spezialwis­sen und Nischen konzentrie­ren, um noch größeres Wissen beitragen zu können.“Doch das sind nicht die einzigen Probleme, mit denen die Wikipedia zu kämpfen hat. Der Frauenante­il liegt bei den aktiven Autoren bei nur 16 Prozent, was sich auch auf die Beiträge in der Online-Enzyklopäd­ie auswirkt. „Frauen sind mit ihrer Perspektiv­e unterreprä­sentiert, das hat mit der Prägung und der Wahrnehmun­g der Autoren zu tun. Änderungen müssen aber von der Community heraus kommen, weil Zwangsmaßn­ahmen eher Konflikte verstärken, als diese zu lösen“, meint Garád. „Wir sind wirklich bestrebt, das zu ändern. Aber das geht langsamer, als wir es uns wünschen“, sagt dazu auch Gründer Wales. Die Wikipedia steht aller- dings auch vor weiteren Herausford­erungen. Durch die Verlagerun­g der InternetNu­tzung auf mobile Geräte sinkt die Bereitscha­ft, aktiv mitzuarbei­ten, weiter. „Man kann nur kleinere Änderungen via Smartphone machen“, sagt Garád. Daran und an zahlreiche­n anderen Projekten wie dem Datenproje­kt Wiki Data oder eine erweiterte Suche rund um das Bereitstel­len von freiem Wissen im Internet arbeiten zahlreiche Entwickler-Teams. Denn eines ist sicher: Freies Wissen im Netz wird weiterhin essenziell für unsere Gesellscha­ft sein.

„Wikipedia ist wie ein Park, der für alle frei zugänglich ist, im Gegensatz zu Banken.“Claudia Garád Wikimedia Österreich

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Die Online-Enzyklopäd­ie ist auch nach 15 Jahren nicht fertig, es kommen laufend neue Beiträge hinzu
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Claudia Garád leitet den Verein Wikimedia Österreich

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