TRAUER UM PROFESSOR SNAPE
Alan Rickman (1946–2016).
Der Brite, der mit seiner Rolle als Zauberprofessor in den „Harry Potter“-Verfilmungen berühmt wurde, ist im Alter von 69 Jahren einem Krebsleiden erlegen. Vergangenes Jahr hatte er noch Wien besucht.
Es ist noch kein Jahr her, als Alan Rickman Wien besuchte. Er kam anlässlich der Premiere seiner zweiten – und wie wir jetzt leider wissen – letzten Filmregie-Arbeit, „Die Gärtnerin von Versailles“. Rickman residierte im Hotel Sacher und empfing federnden Schrittes seine Besucher. Bester Laune, charmant, liebenswürdig – und mit dem unverkennbaren Tonfall seiner Stimme.
Die Rickman-Stimme – sie ist unvergesslich und un- verwechselbar: elegant, maliziös, very british.
„Ich zähle bis drei“, sagte Rickman als Terrorist Hans Gruber in seiner ersten Paraderolle in „Die Hard“. Drohend baut sich der Satz im Raum auf – langsam, sonor, emotionslos. Rickman – profiliertes Mitglied der Royal Shakespeare Company – schien jedes Wort einzeln in seinem Mund abzutasten, ehe er es in die Freiheit entließ. Er gab seinen Sätzen immer etwas Dringliches – egal, ob er sie als charismatischer Bösewicht, als schmachtender Liebhaber in „Sinn und Sinnlichkeit“, oder in seiner Weltrolle als undurchsichtiger Professor Severus Snape in „Harry Potter“sprach.
Zeit seines Lebens wurde der vielseitige Brite gerne auf die Rolle des Verbrechers festgelegt. Dabei wäre das eine verzerrte Darstellung, befand er im KURIER-Interview: „Die richtigen Bösewichte, die ich gespielt habe, stammen aus zwei Filmen, die Jahrzehnte alt sind.“Er meinte „Die Hard“– und sei- ne Rolle als niederträchtiger Sheriff von Nottingham in „Robin Hood – König der Diebe: „In all den anderen Filmen wie ,Tatsächlich ... Liebe‘ oder ,Sinn und Sinnlichkeit‘ – da spiele ich den nettesten Mann der Welt.“
Tatsächlich konnte der 1946 in London geborene Schauspieler mit der markanten Nase und den schmalen Augen gleichermaßen fies und attraktiv sein. Noch 2013 setzte ihn das Total
Film- Magazin auf die Liste der begehrenswertesten Schauspieler – neben Brad Pitt und George Clooney. Damals war er 66 Jahre alt.
Eine Liebe
Alan Rickman stammt aus einfachen Verhältnissen: Sein Vater, ein Fabriksarbeiter, starb an Krebs, als der Sohn acht war. Seine Mutter heiratete wieder, ließ sich jedoch bald scheiden: „Sie hatte in ihrem Leben eine große Liebe“, wusste Rickman, der
seine Frau Rima Horton bereits als Teenager kennengelernt und skandallos mit ihr sein Leben verbracht hatte.
Den Beruf des Schauspielers ergriff er zögerlich: „Im Alter von 18 schien die Schauspielschule nicht gerade das Vernünftigste.“Doch schließlich entschied er sich für die Bühne und reüssierte als Shakespeare-Darsteller.
Was die eigene Karriere betraf, kannte Rickman keine Sentimentalitäten. Auf die Frage, ob er die „Harry Potter“-Serie vermisse, sagte er aufgeräumt: „Nein, ich blicke nicht zurück. Severus Snape fand ein befriedigendes Ende. Und alle guten Dinge müssen einmal enden – sonst hören sie auf, gut zu sein.“
Alan Rickman starb im Alter von Alter von 69 Jahren an Krebs, nur einen Monat vor seinem 70. Geburtstag. Seine letzte Rolle spielte er in dem Thriller „Eye in the Sky“, der noch nicht gestartet ist. Es gibt ein Wiedersehen im Kino.