Kurier

Verteilung funktionie­rt nicht: Merkel braucht einen Plan B

- – EVELYN PETERNEL, BERLIN

Deutschlan­d. Sarkastisc­h könnte man sagen: Innerhalb Deutschlan­ds klappt die Verteilung von Flüchtling­en deutlich besser als in der EU. Denn während die Kanzlerin mit Kommission­spräsident JeanClaude Juncker im Kanzleramt über die Probleme der EUQuote sprach, schickte ihr ein erboster bayerische­r Landrat einen Bus voller Flüchtling­e – direkt vor ihren Amtssitz.

Ein passendes Bild für das Dilemma, in dem Angela Merkel derzeit steckt. Innen- wie außenpolit­isch wächst der Druck auf sie: In ihrer eigenen Partei wird derzeit eifrig nach Stimmen für einen Antrag auf Grenzschli­eßung gesammelt; und sogar unter den Wohlmeinen­den wird die Kritik lauter. Viele sagen, es brauche einen Plan B auf nationaler Ebene, denn Plan A – eine Lösung mit Brüssel – sei gescheiter­t.

Wie wenig tatsächlic­h auf EU-Ebene passiert ist, wird an Zahlen sichtbar, die die Kommission nun veröffentl­icht hat. Von den 160.000 Flüchtling­en, die man laut Beschluss vom September eigentlich umsiedeln wollte, wurden bis heute nur 272 tatsächlic­h verteilt; von den elf Hotspots, die der Registrier­ung an den Unions-Außengrenz­en dienen sollen, sind derzeit nur drei in Betrieb.

Zeit wird knapp

Die Aussichten, dass das Verteilung­ssystem samt Quote schnell funktionie­ren wird, sind also gering, zumal der Widerstand aus Osteuropa weiter wächst. Der slowakisch­e Premier Fico und sein tschechisc­her Amtskolleg­e Sobotka forderten einen EUSondergi­pfel, um Konsequenz­en aus den Ereignisse­n von Köln zu beraten – das macht die Verhandlun­gsposition für Merkel nicht einfacher. Im März stehen in Deutschlan­d zudem drei für die CDU wichtige Landtagswa­hlen an.

Wie verfahren die Situation ist, zeigte sich selbst am Besuch Junckers. Der verlief nicht nur geräuschar­m, sondern richtig lautlos – entgegen der Tradition gab es kein gemeinsame­s Statement.

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90.000 Flüchtling­e haben in Österreich 2015 einen Asylantrag gestellt, heuer könnten es bis zu 120.000 werden, sagt die Innenminis­terin
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Kein Kommentar nach dem Treffen: Merkel und Juncker besprachen sich im Kanzleramt in Berlin

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