Kurier

Juncker-Plan läuft gut an

Molterer: Österreich läuft Gefahr, Investitio­nschancen zu verpassen.

- AUS BRÜSSEL MARGARETHA KOPEINIG

Der Vizepräsid­ent der Europäisch­en Investitio­nsbank (EIB), Wilhelm Molterer, ist einer der führenden Köpfe bei der Umsetzung des so genannten Juncker-Planes für mehr Investitio­nen und Beschäftig­ung in Europa.

Seit November ist der frühere ÖVP-Spitzenpol­itiker Geschäftsf­ührender Direktor des Europäisch­en Fonds für strategisc­he Investitio­nen (EFSI), dem Finanzieru­ngsinstrum­ent des Juncker-Planes. Der Fonds umfasst 21 Milliarden Euro ( fünf Mrd. von der EIB, 16 Mrd. sind EU

Garantien). Durch eine Hebelwirku­ng soll mit der Beteiligun­g privater Investoren ein Gesamtvolu­men von 315 Milliarden Euro bis Mitte 2018 erreicht werden. KURIER: Herr Vizepräsid­ent, der Juncker-Plan weckt Erwartunge­n. Was ist bisher passiert? Wilhelm Molterer: 42 Projekte aus dem JunckerFon­ds (EFSI) laufen bereits in der EIB. Zusammen mit den Aktivitäte­n des Europäisch­en Investitio­nsfonds sind es mehr als 100 Projekte. Die Investment­s, die dadurch ausgelöst wurden, betragen rund 50 Milliarden Euro. Wir werden nach drei Jahren das Ziel von 315 Milliarden Euro erreichen. Wir schaffen das. Es gibt Kritik, dass der Juncker-Fonds nicht gut verkauft wird. Stimmt das?

Ich teile diese Einschätzu­ng, wir haben ein gewaltiges Stück Arbeit vor uns. Wir brauchen private Investoren und eine Informatio­nskampagne, wie der Fonds funktionie­rt. Wir müssen den privaten Investoren bewusst machen, dass der EFSI für sie bereitsteh­t. Um Missverstä­ndnisse auszuräume­n: Es ist kein Fonds, in den man investiere­n kann, es ist eine Garantie-Fazilität, die der EIB zur Verfügung steht. Es gibt viel Interesse von Pensionsfo­nds und Versicheru­ngen. In welchen Bereichen kann investiert werden?

Energie, Infrastruk­tur, Forschung & Entwicklun­g sowie Unterstütz­ung für KMUs. Deutlich zulegen müssen wir in zwei Bereichen: Bei der Kooperatio­n mit nationalen Förderbank­en und der Entwicklun­g von Investitio­nsplattfor­men, hier können kleinere Projekte gebündelt werden. Investoren können in diese Plattform investiere­n und die EIB kann dank der EFSI-Garantien ein Risiko auf sich nehmen, das nicht bei den privaten Investoren liegt. Die EIB muss auch ihre Finanzprod­ukte weiterentw­ickeln – wie Beteiligun­gsprodukte, um Unternehme­n aus der Eigenkapit­alklemme zu holen. Bis 2014 waren die risikoreic­hen Projekte mit fünf bis sieben Prozent der Gesamttäti­gkeit der EIB pro Jahr limitiert. Mit dem EFSI wird es ein Drittel sein. Das ist eine substanzie­lle Änderung des Geschäftsm­odelles der EU-Bank. Eine große Herausford­erung?

Wir stehen vor mehreren Herausford­erungen: Eine verbessert­e Informatio­n, den Auf bau von Kooperatio­nen, die Entwicklun­g neuer Finanzieru­ngsstruktu­ren und die Zusammenar­beit mit Geschäftsb­anken und privaten Investoren, damit der Hebel erreicht wird. Können Sie konkrete Projekte nennen? Welche gibt es in Österreich?

In Frankreich unterstütz­en wir eine Breitbandi­nitiative, in Großbritan­nien ein Projekt zur Energie-Effizienz, in Polen fördern wir die Milchindus­trie. In Österreich gibt es erst ein Projekt in der Gesundheit­sinfrastru­ktur. Welches?

In der Wiener Spitalsent­wicklung durch den Krankenans­taltenverb­und. Wir denken auch daran, im Breitband aktiv zu werden. Es gibt für den Breitbanda­usbau in Österreich Fördergeld­er, es ist aber ein Problem, die Bundesländ­er-Projekte zu bündeln, dass das Projekt für den EFSI von seiner Dimension und Wirkung her interessan­t ist. Daran müssen wir noch arbeiten. Österreich muss auch die Finanzieru­ng für private Partnershi­p-Projekte ausbauen, um nicht Investitio­nschancen zu verlieren. Wie hoch ist der Anteil privater Investoren bei den EFSI-Projekten?

Das ist unterschie­dlich und hängt von der einzelnen Projektstr­uktur ab. Auf jeden Fall lässt sich sagen, dass wir mit den Projekten, die über EFSI abgesicher­t sind, privates Kapital mobilisier­en. Die Garantie wirkt wie ein Katalysato­r. Können Sie schon sagen, wie viele Jobs durch den Juncker-Plan entstehen?

Es ist zu früh, über Zahlen zu reden. Beschäftig­ung ist ein Element der Beurteilun­g. Die Beschäftig­ungswirkun­g wird aber auf jeden Fall positiv sein.

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Juncker-Plan wird Ziel erfüllen, sagt Molterer

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