Kurier

Ursachensu­che nach Hirntod bei Arzneitest

Frankreich. Aufsichtsb­ehörde nahm Untersuchu­ng auf. Firma zahlte Teilnehmer­n bis zu 4500 Euro.

- VON INGRID TEUFL

Nach den schweren Zwischenfä­llen bei einem Medikament­entest in Frankreich laufen die Ermittlung­en auf Hochtouren. Mitarbeite­r der Aufsichtsb­ehörde IGAS trafen in Rennes im Labor der testenden Firma Biotrial ein. Geprüft werden soll, ob die Tests nach geltenden Regeln abliefen. Wie berichtet, waren bei fünf von 90 Freiwillig­en dramatisch­e Nebenwirku­ngen aufgetrete­n.

Einer der Männer ist hirntot, bei vier weiteren könnten neurologis­che Störungen irreversib­el sein. Gilles Edan, Neurologie-Professor am Unikliniku­m Rennes, sagte, derzeit könnten noch keine Prognosen abgegeben werden. Ein sechster Proband zeigt zwar keine Symptome, er wird im Spital beobachtet. Die Männer hatten das Präparat mehrfach zu sich genommen. Es ziele auf Stimmungss­chwankunge­n, Angstgefüh­le und motorische Störungen bei neurode- generative­n Erkrankung­en ab, sagte Gesundheit­sministeri­n Marisol Touraine.

Biotrial betont, alles sei nach internatio­nalen Bestimmung­en abgelaufen. Es handelte sich um eine sogenannte Phase-eins-Studie. Das heißt, der Wirkstoff wurde erstmals an Menschen – gesunden Freiwillig­en – getestet. Untersucht werden die Verträglic­hkeit und das Verhalten im Körper. Bis zur Zulassung wird eine Substanz auch an mehreren Tausend Patienten getestet.

Internatio­nal sprechen Experten von einem ungewöhnli­chen Ereignis, ein ähnlicher Fall kam zuletzt 2006 in Großbritan­nien vor. Teilnehmer medizinisc­her Studien seien keine „Versuchska­ninchen“. Im Gegenteil, die Überwachun­g sei besonders engmaschig. Bei der erstmalige­n Testung an Menschen liege die Dosis deut- lich unter jener im Tierversuc­h. Aber: Trotz hoher internatio­naler Standards und vorausgehe­nden Labor- und Tiertests (aktuell u. a. Schimpanse­n) bleibt ein Restrisiko. Bei der freiwillig­en Teilnahme an Medikament­en- studien sind oft Aufwandsen­tschädigun­gen üblich. Diese können von Reisekoste­n bis zu mehreren 1000 Euro gehen, heißt es auf einschlägi­gen Homepages. Biotrail zahlt Studien-Teilnehmer­n zwischen 100 und 4500 Euro.

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Noch keine Prognosen zum Zustand der Patienten: Frankreich­s Gesundheit­sministeri­n Marisol Touraine und Neurolo gie-Professor Gilles Hedan vom Uni-Klinikum in Rennes
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