Kurier

Österreich­er inmitten des Terrors

Burkina Faso. Knapp 30 Tote bei Anschlag in Westafrika. Entführung­salarm entpuppte sich als Verwechslu­ng

- VON PATRICK WAMMERL

6000 Kilometer von Wien entfernt sind zahlreiche Österreich­er zu Betroffene­n eines heimtückis­chen Terroransc­hlags geworden. Bei einem Attentat im und rund um das Luxushotel „Splendid“in Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougo­u haben El-Kaida-Terroriste­n knapp 30 Menschen getötet und mehr als 100 Geiseln genommen.

Inmitten des Chaos der Hauptstadt wartet der Salzburger Entwicklun­gshelfer Gabriel Müller (40) zusammen mit insgesamt 20 Österreich­ern darauf, das Land nach dem blutigen Anschlag möglichst bald verlassen zu können. „Ausländer und vor allem Leute mit weißer Hautfarbe gelten als Angriffszi­el. Alle sind aufgeforde­rt, ihre Hotels möglichst nicht zu verlassen. Ich werde sicher nicht vor das Hotel gehen“, erklärt Müller im Telefonint­erview mit dem KURIER.

Schüsse in die Menge

Die vermummten Attentäter, vermutlich Islamisten, haben Freitagabe­nd im Restaurant „Cappuccino“das Feuer eröffnet und danach die beiden Hotels „Splendid“und „Ybi“gestürmt. Sie eröffneten sofort das Feuer und schossen wahllos in die Menschenme­nge. Die Umgebung wurde zunächst abgeriegel­t, später stürmten Sicherheit­skräfte mit Unterstütz­ung von französisc­hen und USSpeziale­inheiten das Hotelgelän­de und befreiten alle 126 Geiseln, 33 wurden bei dem Angriff verletzt.

Wie ein Sicherheit­ssprecher vermeldete, kamen die Attentäter bei dem Zugriff ums Leben. Bei den Opfern des Anschlags handelt es sich vorwiegend um ausländisc­he Touristen 18 verschiede­ner Nationalit­äten. Laut dem Außenamt in Wien sind nach Informatio­nen von Samstagnac­hmittag keine Österreich­er unter den Toten und Verletzten. Allerdings herrschte stundenlan­g Rätselrate­n rund um die angebliche Entführung von zwei Österreich­ern im Norden des Landes an der Grenze zu Mali. „Wir haben diese Informatio­n auch so gehört und versuchen, das Ganze so rasch als möglich abzuklären“, erklärt Außenamtss­precher Thomas Schnöll.

Auch bei der Polizei-Sondereinh­eit Cobra wartete man bereits auf eine Anforderun­g des Außenminis­teriums. Wenn es um gekidnappt­e Österreich­er im Ausland geht, werden Cobra-Beamte in der Regel in das jeweilige Land entsandt. „Um die vorherrsch­ende Situation abzu- klären“, erklärt der Leiter der Direktion für Spezialein­heiten, Bernhard Treibenrei­f. Oder um im Bedarf bei einer Befreiungs­aktion dabei zu sein.

Im Fall der beiden Entführten in Burkina Faso dürfte es sich allerdings um eine Verwechslu­ng von „Austria“und „Australia“gehandelt haben. Die Gekidnappt­en sollen der Arzt Arthur Eliot Keneth (82) und seine Frau Josephine (84) sein. Das australisc­he Paar lebt seit mehr als 40 Jahren in Afrika. Offiziell konnte das Außenamt diese Informatio­n bis Redaktions­schluss nicht bestätigen.

Hilfsorgan­isation

Müller, der für die Hilfsorgan­isation „Licht für die Welt“seit Jahren in Burkina Faso ist und unter anderem beim Auf bau einer Augenklini­k mitgeholfe­n hat, ist über die Entwicklun­g schockiert und verängstig­t. Die Stimmung im Hotel sei bedrückend. Wo man hinsehe, seien Sicherheit­spersonal und Polizei.

Ob der 40-jährige Salzburger am Montag seinen ersehnten Heimflug antreten kann, sei noch nicht sicher. „Die angegriffe­nen Hotels sind in der Nähe des Flughafens. Das Areal ist komplett abgeriegel­t. Wir wissen noch nicht, ob wir amMontag wirklich f liegen können“, erklärt Müller.

„Ausländer und vor allem Leute mit weißer Hautfarbe gelten als Angriffszi­el.“Gabriel Müller Entwicklun­gshelfer

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 ??  ?? Gabriel Müller setzt seit Jahren Hilfsproje­kte in Burkina Faso um. Er sitzt zusammen mit etwa 20 anderen Österreich­ern in Westafrika fest. Ein Terroransc­hlag kostete Dutzende Menschen das Leben
Gabriel Müller setzt seit Jahren Hilfsproje­kte in Burkina Faso um. Er sitzt zusammen mit etwa 20 anderen Österreich­ern in Westafrika fest. Ein Terroransc­hlag kostete Dutzende Menschen das Leben
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