Deutschkurse: „Wartezeit bis zu drei Monaten“
Engpässe. 75 Millionen für Werte- und Deutschkurse vom Bund fixiert, aber nicht verfügbar
Während die Koalition um Obergrenzen für Asylwerber streitet, Ankündigungspolitik zum Thema Wirtschaftsflüchtlinge an der Tagesordnung steht und unser Nachbar Deutschland täglich mehr als 200 Schutzsuchende nach Österreich zurückschiebt, geht hierzulande das Geld für Integration aus. Oder die kolportierten Millionen Euro stehen für Maßnahmen noch gar nicht zur Verfügung.
So beschloss der Bund im September des Vorjahres, 75 Millionen Euro für Wertekurse und Deutschunterricht für Asylwerber zur Verfügung zu stellen. Integration ab dem ersten Tag, so lautete das plakative Motto. Wobei die Kapazität der zu erwartenden Kursteilnehmer bundesweit von 30.000 auf 50.000 Personen erhöht werden musste.
Defizite in der Praxis
In der Praxis jedoch greifen die Maßnahmen noch nicht. So warten zukünftige Kursteilnehmer, die bereits den Asylstatus haben oder sich in einem laufenden Verfahren (mit wahrscheinlich positivem Ausgang) befinden, in den Bundesländern ein bis zwei Monate auf einen Kursplatz. In Wien noch länger. „Die Nachfrage ist höher als das Angebot und die Wartezeiten von bis zu drei Monaten sind in Wien ein Problem“, erklärt Caroline Stern, Deutschlehrerin des zertifizierten Sprachkurs-Anbieter Interface in Wien-Favoriten. Auch die Chefin der Wiener Magistratsabteilung 17 (Integration), Uschi Struppe bestätigt: „Die Kurse sind völlig ausgebucht.“
Wien kritisiert Bund
Wiens SP-Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger spart nicht mit Kritik in Richtung Regierung: „Wir stemmen einen Großteil der Integ- rationsmaßnahmen selbst. Von Bundesseite gibt es Unterstützung über den Arbeitsmarktbereich. Ich erwarte mir aber, dass Integrationsminister Kurz seiner Aufgabe nachkommt und mehr Mittel für Deutschkurse zur Verfügung stellt. Wichtig wäre vor allem eine Bund-Länder-Vereinbarung, um Sprachförde- rung in ganz Österreich einheitlich zu gestalten.“
Auch Integrationsminister Sebastian Kurz macht Druck in Richtung Finanzminister und Länder: „Wir verlangen, dass es demnächst die Bereitstellung der Mittel aus dem 75-Millionen-Integrationstopf gibt, um weitere Engpässe zu vermeiden.“
Im Vorjahr trug das Arbeitsmarktservice (AMS) 71 Prozent der Kosten für Integrationsmaßnahmen, 19 Prozent kamen von den Bundesländern, vier Prozent trugen der Integrationsfonds sowie das Integrationsministerium bei. Zwei Prozent der 40 Millionen kamen vom Innenressort.