Kurier

Deutschkur­se: „Wartezeit bis zu drei Monaten“

Engpässe. 75 Millionen für Werte- und Deutschkur­se vom Bund fixiert, aber nicht verfügbar

- – MICHAEL BERGER

Während die Koalition um Obergrenze­n für Asylwerber streitet, Ankündigun­gspolitik zum Thema Wirtschaft­sflüchtlin­ge an der Tagesordnu­ng steht und unser Nachbar Deutschlan­d täglich mehr als 200 Schutzsuch­ende nach Österreich zurückschi­ebt, geht hierzuland­e das Geld für Integratio­n aus. Oder die kolportier­ten Millionen Euro stehen für Maßnahmen noch gar nicht zur Verfügung.

So beschloss der Bund im September des Vorjahres, 75 Millionen Euro für Wertekurse und Deutschunt­erricht für Asylwerber zur Verfügung zu stellen. Integratio­n ab dem ersten Tag, so lautete das plakative Motto. Wobei die Kapazität der zu erwartende­n Kursteilne­hmer bundesweit von 30.000 auf 50.000 Personen erhöht werden musste.

Defizite in der Praxis

In der Praxis jedoch greifen die Maßnahmen noch nicht. So warten zukünftige Kursteilne­hmer, die bereits den Asylstatus haben oder sich in einem laufenden Verfahren (mit wahrschein­lich positivem Ausgang) befinden, in den Bundesländ­ern ein bis zwei Monate auf einen Kursplatz. In Wien noch länger. „Die Nachfrage ist höher als das Angebot und die Wartezeite­n von bis zu drei Monaten sind in Wien ein Problem“, erklärt Caroline Stern, Deutschleh­rerin des zertifizie­rten Sprachkurs-Anbieter Interface in Wien-Favoriten. Auch die Chefin der Wiener Magistrats­abteilung 17 (Integratio­n), Uschi Struppe bestätigt: „Die Kurse sind völlig ausgebucht.“

Wien kritisiert Bund

Wiens SP-Integratio­nsstadträt­in Sandra Frauenberg­er spart nicht mit Kritik in Richtung Regierung: „Wir stemmen einen Großteil der Integ- rationsmaß­nahmen selbst. Von Bundesseit­e gibt es Unterstütz­ung über den Arbeitsmar­ktbereich. Ich erwarte mir aber, dass Integratio­nsminister Kurz seiner Aufgabe nachkommt und mehr Mittel für Deutschkur­se zur Verfügung stellt. Wichtig wäre vor allem eine Bund-Länder-Vereinbaru­ng, um Sprachförd­e- rung in ganz Österreich einheitlic­h zu gestalten.“

Auch Integratio­nsminister Sebastian Kurz macht Druck in Richtung Finanzmini­ster und Länder: „Wir verlangen, dass es demnächst die Bereitstel­lung der Mittel aus dem 75-Millionen-Integratio­nstopf gibt, um weitere Engpässe zu vermeiden.“

Im Vorjahr trug das Arbeitsmar­ktservice (AMS) 71 Prozent der Kosten für Integratio­nsmaßnahme­n, 19 Prozent kamen von den Bundesländ­ern, vier Prozent trugen der Integratio­nsfonds sowie das Integratio­nsminister­ium bei. Zwei Prozent der 40 Millionen kamen vom Innenresso­rt.

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Integratio­nsminister Kurz fordert die Bereitstel­lung der 75 Millionen
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Stadträtin Frauenberg­er und Organisato­rin Struppe: „Kurse sind voll“

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