Kurier

„Ich werde Anwalt sein“

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Samiullah El-Khani, Flüchtling aus Afghanista­n: Ich lebe jetzt seit sechs Monaten in Österreich, bei einer Familie in Wien. Ich denke viel über die Zukunft nach. Noch fällt es mir schwer, über ein Leben im Jahr 2030 nachzudenk­en, wenn ich noch immer nicht weiß, ob ich in Österreich Asyl bekommen werde. Aber ich wünsche mir, dass ich in 14 Jahren meine Anwaltsprü­fung abgelegt habe und in einer Rechtsanwa­ltskanzlei arbeite. Der Job war für mich gar nicht so schwer zu bekommen, da ich dann neben Farsi, Turkmenisc­h, Paschtu, Türkisch, Hindi und Englisch natürlich auch akzentfrei Deutsch sprechen werde. Ich hoffe, dass ich dann auch eine liebevolle Frau gefunden habe, und eine Familie mit Kindern habe. Ich wohne in einem kleinen Haus am Stadtrand oder einer schönen Wohnung, mein Elektroaut­o steht in der Garage und vielleicht werde ich auch ein Pferd besitzen, wie damals in Afghanista­n – mein Vater und mein Onkel waren hervorrage­nde Reiter. Ich wünsche mir, dass ich in der Albertus-Magnus-Schule, in der ich jetzt Deutsch lerne, ein Vorbild für die jungen Schüler sein kann, und ihnen zeigen kann, dass man seine Träume mit viel harter Arbeit auch verwirklic­hen kann. Natürlich hoffe ich auch, dass ich mich dann um meine Mutter kümmern kann, die derzeit in der Türkei lebt. Und ich bin mir sicher, dass ich 2030 gemeinsam mit meinem Rugby-Team von den Donau-Piraten die Meistersch­aft gewinne werde und wir das beste Team in Österreich sind. Aber bevor ich mir das alles wirklich vorstellen will, hoffe ich, Asyl zu bekommen, damit ich mein Leben endlich selbst in die Hand nehmen kann.

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