Svindal hatte den Durchblick
Ski alpin. Der Norweger gewann den vom Nebel beeinträchtigten Klassiker in Wengen. Reichelt wurde Zweiter
Sie starteten nicht bei den besten Bedingungen. Aber sie fuhren in einer eigener Liga. Sieger Aksel Lund Svindal, 33, und Hannes Reichelt, 35, haben beim Abfahrtsklassiker am Lauberhorn die Konkurrenz klar distanziert. Doch Klaus Kröll, 35, war kein geschlagener, sondern ein lachender Dritter. Der Steirer durfte erstmals nach zwei Jahren wieder über ein Topresultat jubeln und rundete so den Triumph der Pistenoldies ab. Zählt man deren Alter zusammen, lächelten 103 Jahre vom Podest.
Das Rennen wurde nicht – wie zumindest von den weltbesten Speedpiloten erhofft – zum Abfahrtsmarathon. Statt 4370 Meter konnte „nur“3300 Meter abgefahren werden. Doch auch in der Kürze lag viel Würze. Svindal war wie schon am Vortag in der Kombi-Abfahrt nicht zu schlagen und nachdem er auch das Training dominiert hatte, ein durchaus hochverdienter Sieger. Trotzdem meinte der Norweger mit der für ihn typischen Bescheidenheit: „Leider war es mit dem Wetter heute ein bisschen ein Hin und Her. Wenn ich mit Startnummer 22 gestartet wäre, hätte ich die Abfahrt nicht gewonnen.“
Unterbrechungen
Gerade bei den Fahrten von Svindal und dem unmittelbar nach ihm gestarteten Reichelt begannen sich Nebelschwaden über dem Mittelabschnitt des Lauberhorns zu legen. Weshalb das Rennen auch immer wieder unterbrochen werden musste.
Kjetil Jansrud, der seinen Landsmann Svindal am Vortag in der Kombination dank eines verwegenen Slaloms hatte bezwingen können, musste auf seinen Start besonders lang warten und kam für einen Podestplatz prompt nicht mehr infrage.
Führungswechsel
Aksel Lund Svindal („Es war dunkel. Aber ich hab von Stange zu Stange gesehen.“) verdrängte Marcel Hirscher im Gesamtweltcup zumindest bis zum heutigen Slalom (in dem der Norweger nicht startet) von der Spitze.
Svindals gestriger Sieg war bereits sein 31. im Weltcup, bereits sein vierter Abfahrtssieg in dieser Saison, aber zugleich sein erster am Lauberhorn. Vorjahressieger Hannes Reichelt („Ich habe gewusst, dass ich riskieren muss. Und das ist mir gut gelungen.“) hingegen gilt schon als Stammgast auf dem Lauberhorn-Podest.
Der Salzburger raste gestern schon zum fünften Mal in Wengen unter die Top 3. Nur überrascht Reichelts zweiter Rang, den er auch in Santa Caterina belegt hatte, ungleich weniger als der dritte eines anderen ehemaligen Lauberhorn-Siegers: Reichelts Salomon-Markenkollege Klaus Kröll, den Verletzungen immer wieder zurückgeworfen hatten, kam eine Woche vor Kitzbühel zum dringend benötigen Erfolgserlebnis. Kröll: „Normalerweise ist eine niedrige Nummer nach Schneefall ein Nachteil. Heute war das nicht so. Und das habe ich ganz gut genutzt.“