Drei Kraft-Akte für eine Flug- Medaille
WM am Kulm. Der Salzburger Stefan Kraft holte Bronze, der slowenische Superstar Peter Prevc war einmal mehr eine Klasse für sich
Es gibt günstigere Zeitpunkte für ein heikles Problem an der Bindung. Und es gibt bei Gott auch angenehmere Orte für ein technisches Gebrechen wie dieses. Wenn es sich mit dem Bindungszapfen spießt, und das unmittelbar vor dem Sprung, und das Ganze dann auch noch auf einer Flugschanze – in größeren Turbulenzen kann ein Skispringer im Grunde gar nicht mehr stecken.
Für Stefan Kraft freilich war das Malheur mit dem Bindungszapfen, das ihn vor seinem dritten Sprung bei der Skiflug-WM am Kulm ereilte, kein Fluch, sondern ein Segen. Sonst wäre dem Salzburger möglicherweise das berühmte „Zapferl“gegangen.
Ohne Furcht
Unmittelbar vor ihm war nämlich der Norweger Johann André Forfang nach einem Flug auf 240 Meter schwer gestürzt, doch in der Aufregung umdas eigene Material bekam Kraft davon gar nichts mit und blieb unbeeindruckt. „Ein Kameramann hat mir freundlicherweise geholfen, den Zapfen in die Bindung zu klopfen. Ich hab’ dann nur mehr gesehen, dass einer unten im Auslauf liegt“, erinnerte sich Kraft.
Ohne Bindungsängste, aber auch ohne Furcht, dass es zu weit gehen könnte, flog der 22-Jährige schließlich stilsicher 226,5 Meter weit. Es war für Stefan Kraft beim Saisonhöhepunkt die Punktlandung auf dem Stockerl, auch wenn er das zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen konnte. Nachdem der vierte Durchgang abgesagt werden musste, war dem Pongauer dann aber Bronze sicher.
Ohne Ansage
„Eine Medaille war mein großes Ziel. Mir ist alles aufgegangen“, jubelte der 22-Jährige über diesen Erfolg, der – im Gegensatz zu früheren Medaillen – alles andere als selbstverständlich war. Denn die österreichischen Skispringer machen gerade keine einfache Zeit durch: das lange Warten auf den ersten Saisonsieg, die ständigen Vergleiche mit den Super-Adlern, die Kritik an Cheftrai- ner Heinz Kuttin, dazu jetzt noch der tragische Unfall von Lukas Müller – angesichts all dieser Nebengeräusche kann man diesen dritten Platz von Stefan Kraft nicht hoch genug einschätzen. „Ich bin superhappy“, gestand der 22Jährige. Und Trainer Kuttin ergänzte: „Das ist für uns alle eine Genugtuung.“
Ohne Chance
Bronze war in diesem spannenden Wettkampf, der sich zu einer spektakulären Flugshow entwickelte, für die Österreicher aber das Höchste der Glücksgefühle. „Die anderen waren besser“, wusste denn auch Kraft. Vor allem DER Eine: Peter Prevc war auch im Skifliegen eine Klasse für sich, nach dem Triumph bei der Vierschanzentournee holte sich der slowenische Überflieger vor dem starken Norweger Kenneth Gangnes mit Skiflug-WM-Gold die nächste begehrte Trophäe. „Das war ein großartiger Wettkampf“, sagte Prevc.
Der Sprung im dritten Durchgang war das Weltmeisterstück für den slowenischen Superstar. Prevc segel- te da 244 Meter weit und verbesserte damit seinen eigenen Schanzenrekord noch einmal. Zusammen mit den Norwegern sind die Slowenen jetzt auch die Topfavoriten für den Teambewerb am Sonntag.
Die ÖSV-Springer zeigten sich am zweiten Flugtag am Kulm verbessert. Die Leis- tungen von Michael Hayböck (Elfter) und Manuel Poppinger (17.) würden Hoffnungen auf eine Medaille machen. Doch dafür müsste der Vierte im österreichischen Bunde, Manuel Fettner (25.), am Sonntag noch einen Leistungssprung machen.