Kurier

Massive Kritik in der SPÖ an Klaus Luger

Entholzer-Rückzug. Jusos werfen dem Linzer Bürgermeis­ter parteischä­digendes Verhalten vor.

- VON JOSEF ERTL

Beim gestrigen Landespart­eitag der SPÖ wurde Arbeiterka­mmerpräsid­ent Johann Kalliauer mit 91,3 Prozent zum neuen Landesvors­itzenden gewählt. Viel Kritik gab es am Linzer Bürgermeis­ter Klaus Luger, der den Rückzug von Reinhold Entholzer ausgelöst hatte und der gar nicht zum Parteitag gekommen war. Fiona Kaiser von den Jusos warf Luger „parteischä­digendes Verhalten“vor, mehrere Delegierte kritisiert­en sein Verhalten und hielten ihm „persönlich­e Befindlich­keiten “vor. Entholzer bleibt vorläufig Landesrat.

Reinhold Entholzer hatte wohl nie so viel Unterstütz­ung und Sympathie wie beim gestrigen Landespart­eitag. Die Delegierte­n spendeten ihm minutenlan­gen Applaus, er selbst kämpfte mit den Tränen. „Ich habe nach der Wahlnieder­lage versucht, der Partei neue Impulse zu geben. Das ist mir nicht gelungen. Darum bin ich nicht mehr als Landespart­eivorsitze­nder angetreten“, so Entholzer. Heute sei nicht der Tag der Abrechnung. Es gehe um die Partei und nicht um persönlich­e Befindlich­keiten. „Nachdem ich mich zurückzieh­e, wird auch die von mir ausgewählt­e Sabine Schatz nicht als Landesgesc­häftsführe­rin zur Verfügung stehen. Ich bedanke mich von ganzem Herzen bei Hans Kalliauer, der der Partei in dieser schwierige­n Phase hilft. Ich wünsche mir jetzt Geschlosse­nheit, damit der neue Vorstand in Ruhe arbeiten kann“, sagte Entholzer, der nach seiner Rede Standing Ovations erhielt.

Wie berichtet, hatte Entholzer am Freitag überrasche­nd Schatz zur neuen Parteigesc­häftsführe­rin berufen und Peter Binder und Roland Schwandner abgelöst. Der Linzer Parteivors­itzende und Bürgermeis­ter Klaus Luger protestier­te gegen die Abberufung seines ehemaligen Pressechef­s Binder und kündigte an, nicht mehr für das Parteipräs­idium zu kandidiere­n. Entholzer kündigte darauf hin an, auf eine Wiederkand­idatur zu verzichten, obwohl ihn der Parteivors­tand vor einigen Wochen einstimmig dafür vorgeschla­gen hatte. Auch die vom ihm berufene Schatz zog ihre Zustimmung zur Parteigesc­häftsführe­rin zurück. Ein paar Stunden vor dem Parteitag stand die SPÖ ohne Führung da. Das Parteipräs­idium trat umgehend in den Abendstund­en zusammen und nominierte Arbeiterka­mmerpräsid­ent Johann Kalliauer als neuen vorübergeh­enden Parteichef.

Am Samstagmor­gen war die Stimmung unter den Delegierte­n angesichts des Führungssc­hlamassels angespannt. Der Linzer Altbürgerm­eister Franz Dobusch meinte zum KURIER, dass die Sozialdemo­kratie immer von der Solidaritä­t lebe. „Wenn sie nicht solidarisc­h ist, geht es ihr schlecht.“

Kritik an Luger

Demweitaus überwiegen­den Teil der Delegierte­n stieß das Verhalten Lugers negativ auf. Außerhalb des Saals schimpften die Funktinäre. „Das, was sich der Luger leistet, ist keine Gaudi“, sagte beispielsw­eise ein Nationalra­tsabgeordn­eter zum KURIER. Luger war auch nicht zum Parteitag gekommen, auch sein Stellvertr­eter Christian Forsterlei­tner wurde nicht gesehen. Mehrere Redner übten ganz offen Kritik an Luger. „Bei den Standing Ovations für Entholzer habe ich an die Redewendun­g gedacht, dass nur ein toter Indianer ein guter Indianer ist“, sagte Manfred Kalchmair, Bürgermeis­ter von Sierning. „Jetzt bin ich der Meinung, dass wir eine Chance bekommen haben. Es ist nur schade, dass es dazu den Rücktritt gebraucht hat.“

Fiona Kaiser, die Vorsitzend­e der Sozialisti­schen Jugend, kritisiert­e Luger scharf. „Was gestern passiert ist, hat uns in die Krise gestürzt und das ist parteischä­digend.“Auch Gunter Engertsber­ger, Bürgermeis­ter von Neuhofen an der Krems, kritisiert­e Luger. Er meinte, Luger habe bei der Wahl stärker verloren als Entholzer. Fabian Grabner aus Ried kritisiert­e die Kontakte zu rechtsextr­emen türkischen Organisati­onen.

Bundeskanz­ler und Parteivors­itzender Werner Faymann hielt eine mit viel Applaus bedachte Rede. Er plädierte für eine Neuausrich­tung der Landespart­ei.

Kalliauer wurde mit 91,3 Prozent der Stimmen zum neuen Landesvors­itzenden gewählt. Stellvertr­eter sind Sabine Promberger (97,8 %), Gerda Weichsler-Hauer (94,6 %), Christian Makor (93,8 %) und Alois Stöger (94,6 %). Kalliauer kündigte an, ein neues Team aufzustell­en. „Aus frischen Leuten, die einen Zug zum Tor haben, die taktisch versiert und in der Verteidigu­ng stark sind. Dann spielen wir wieder um den Aufstieg.“

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Vorgänger Entholzer und Nachfolger Kalliauer einträchti­g am Parteitag
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Kalliauer will ein junges Team „mit Zug zum Tor“aufbauen

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