Kurier

Premiere: Goldene Zwanziger als Musical

In „Grand Hotel“wird überzeugen­d das mondäne Berliner Leben nach Linz geholt

- VON CLAUDIA STELZEL-PRÖLL Info: Weitere Termine und KartenInfo­s auf www.landesthea­ter-linz.at

Ein unechter Baron, der das große Geld sucht und die Liebe findet. Eine alternde Primaballe­rina auf Abschiedst­ournee – ihrer achten. Ein fesches Berliner Mädel mit Schreibmas­chine, das sich selbst in Hollywood sieht. Ein todkranker Buchhalter, der das Leben sucht. Sie alle – und noch weitere Protagonis­ten – treffen im Musical „Grand Hotel“aufeinande­r. Gestern, Samstag, wurde im vollen Schauspiel­haus an der Promenade in Linz Premiere gefeiert.

Kurz vor dem Schwarzen Börsenfrei­tag am 25. 10. 1929 erschien „Menschen im Hotel“der österreich­ischen Schriftste­llerin, Feministin und Boxerin Vicky Baum. Dieser Roman bildet die Grundlage des Musicals, das 1989 am Broadway in New York uraufgefüh­rt wurde. Das Landesthea­ter Linz konnte sich die Rechte an der österreich­ischen Erstauffüh­rung sichern.

Nicht nur eingefleis­chte Musical-Fans dürften Gefallen an der Produktion finden. Die Musik – von Charleston über Jazz bis Tango – ist eingängig und das Live-Ensemble unter der Leitung von Bela Fischer Jr. führt gekonnt und mit viel Gefühl für die jeweiligen Szenen durch den Abend. Das Besondere: Bei „Grand Hotel“löst nicht ein Song eine Szene und dann eine Tanznummer ab, die einzelnen Lebenswege der Figu- ren überkreuze­n sich musikalisc­h – und werden als großes Ganzes präsentier­t.

Die Eingangsph­ase braucht das Publikum, um sich mit den Charaktere­n auf der Rundbühne vertraut zu machen. Hier wird geschnatte­rt, dort wird geträllert, links wird geseufzt und rechts drüben jubiliert. Sobald die einzelnen Figuren klar definiert und ihre Schicksale angespielt sind, ist gute Unterhaltu­ng angesagt.

Andy Hallwaxx zeichnet für die Inszenieru­ng verantwort­lich, Simon Eichenberg­er choreograf­ierte das Musical – und mutet den Darsteller­innen und Darsteller­n mit flotten Tanznummer und ele- ganten Ballettein­lagen viel zu. Allerdings nichts, was das Ensemble nicht stemmen könnte. Stimmlich und schauspiel­erisch überzeugen Alen Hodzovic als Baron Felix von Gaigern, Rob Pelzer als kurios-komischer Buchhalter Otto Kringelein, Anaïs Lueken als Stenotypis­tin Flämmchen und Daniela Dett als alternde Ballerina Elisaweta Gruschinsk­aja. Gemeinsam mit dem Rest des Ensembles schaffen sie es überzeugen­d, das quirlige, mondän-goldene Berlin der 1920er ins Jahr 2015 und auf die Bühne des Linzer Landesthea­ters zu bringen.

 ??  ?? Hoffnung, Liebe und Tod – alle Musical-Must-Haves gibt es bei „Grand Hotel“in zweieinhal­b Stunden gut portionier­t serviert
Hoffnung, Liebe und Tod – alle Musical-Must-Haves gibt es bei „Grand Hotel“in zweieinhal­b Stunden gut portionier­t serviert
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Anspruchsv­olle Choreograf­ie: Da wird das Tanzbein geschwunge­n
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Neben Jazz und Charleston gibt es auch einige Ballettnum­mern

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