Hart in der Sache, freundlich in der Tonalität
Philharmonikerball. Michaela Brenneis sitzt im Kartenbüro – und bleibt standhaft, wenn es keine mehr gibt
Wer im Kartenbüro der Wiener Philharmoniker anruft, gerät mit großer Wahrscheinlichkeit an Michaela Brenneis. Seit zehn Jahren arbeitet die 36-Jährige für das berühmte Orchester, mit dem Ball ist sie von August bis Jänner beschäftigt. „Nach dem Neujahrskonzert gibt es kein anderes Thema mehr“, lacht sie – Zwölf-Stunden-Tage sind in den Wochen vor dem Fest die Regel. Neben der kompletten Ausstattung im Musikvereinssaal ist die studierte Politikwissenschaftlerin für den Karten-, Tisch- und Logenverkauf zuständig – da ist Feingefühl gefragt. Mittlerweile weiß Brenneis, welche Prominenten lieber in einem ruhigen Eck sitzen und welche einen Tisch an der Tanzfläche präferieren. „Man erlebt schon allerhand: 2015 waren wir am ersten Vorverkaufstag ausverkauft. ’as hat uns natürlich gefreut, aber es hat auch einige Schwierigkeiten mit sich gebracht.“ ’enn so mancher wollte partout nicht einsehen, dass die Anzahl der Karten behördlich begrenzt ist. „Ein Mann kam ins Büro, lehnte sich an den Tresen und sagte: Waun i Kortn braucht hob, hob i immer no wöche kriagt.‘ “Er bekam keine.
Hart und trotzdem freundlich zu bleiben, darin ist Brenneis nach zehn Jahren im Kartenbüro Profi. „’ie Leute versuchen alle möglichen Interventionen: sei es über Prominente, bekann- te Orchestermitglieder oder Vorstände von irgendwelchen Firmen. Aber Vitamin B bringt nichts – wenn die maximale Besucherzahl erreicht ist, kann der sprichwörtliche Kaiser von China kommen und wird keine Karte mehr bekommen.“Heuer gelang es, etwas mehr Tickets in den Verkauf zu bringen. „’em Mythos, dass es unmöglich ist, Karten für den Philharmonikerball zu ergattern, konnten wir Gott sei ’ank entgegenwirken.“